Handlungsanleitung

Mit der Lernkonferenz Eigenverantwortung fördern 

Durch die Lernkonferenz soll das eigenverantwortliche und selbstgesteuerte Lernen der Teilnehmenden gefördert werden. Die Lernenden erhalten die Möglichkeit, über ihr eigenes Lernen zu reflektieren und gleichzeitig lernen sie, ihre Lerninteressen zu formulieren und sich dafür einzusetzen. Und der Bezug zur Heterogenität? In der Lernkonferenz hat die Vielfalt ihre Stimme, die Lernkonferenz steht aber auch dafür, dass die Beziehung zur Gruppe im Lernen wichtig ist. Es geht ebenso um die Fähigkeit zu lernen, gemeinsam Entscheidungen zu treffen  – das heißt das Arbeiten im Team.

Dozentinnen, Kursleitende und Lernbegleiter erhoffen sich durch die Lernkonferenz den Erhalt beziehungsweise die Steigerung von Zufriedenheit und Motivation der Teilnehmenden, und somit auch ein größeres Engagement beim Erarbeiten der Lerninhalte. Vielleicht lassen sich dadurch auch ein wenig die beliebten „Nörgel- und Meckerrunden“, die sicher jeder kennt, einschränken. Denn nun sind auch die Teilnehmenden für das Gelingen und Gestalten des Unterrichts und ihr individuelles Lernen mitverantwortlich.

Wie wird die Lernkonferenz eingesetzt?

Die Lernkonferenz soll ein Forum schaffen, in dem die Teilnehmenden zusammen mit den Lehrenden Erfahrungen austauschen, einander Rückmeldungen geben, Schwierigkeiten besprechen, Gespräche über Konflikte führen, aktuelle Probleme lösen, persönliche Anliegen und Wünsche vorbringen, gemeinsame Entscheidungen fällen und Regeln vereinbaren können. Die Lernkonferenz ist ein Gestaltungsmodell für Verantwortungsteilung im Lern-Lehrprozess und kann mit allen Zielgruppen praktiziert werden. Sie muss allerdings eingeführt werden, denn Konferenzen sind bei den meisten Lernenden nicht als Foren für "Lernende", sondern eher als die Foren für "Lehrerinnen und Lehrer" bekannt. Selbst für das Lernen der Gruppe und das eigene Lernen zu sprechen und Entscheidungen herbeizuführen – das ist vielen zunächst fremd. Auch basiert die Lernkonferenz darauf, dass sie "Forum der Teilnehmenden" ist, diese also zunehmend selbst ihre Lernkonferenz vorbereiten und moderieren. Die Lernkonferenz sollte möglichst nach einem wiederkehrenden Modell ablaufen, um allen Beteiligten eine gewisse Sicherheit zu vermitteln:

1. Persönliche Reflexion

Die Teilnehmenden werden ermutigt, für sich im Stillen folgende Fragen zu beantworten:

  • Was ist mir hier und jetzt wichtig?
  • Was soll mein Thema sein?
  • Stimmen die Lerninhalte noch mit meinen Lernzielen überein?

2. Blitzlicht

Jeder hat nun die Möglichkeit kurz seine Stimmung zu benennen und seine Überlegungen zum Gruppenthema zu machen:

  • Wie geht es mir heute?
  • Was will ich besprechen?
3. Gruppengespräch

Nun wird gemeinsam entschieden, worum es gehen soll und wie etwas optimiert/gelöst werden kann:

  • Welche genannten Themen besprechen wir in welcher Reihenfolge?
  • Welche Lösungswege finden wir?

4. Rückmeldung

Am Ende steht ein Feedback:

  • Was war in dieser Lernkonferenz für mich wichtig?
  • Wurde mein Anliegen zu meiner Zufriedenheit behandelt?
  • Wie habe ich die Leitung empfunden?

Voraussetzungen oder Rahmenbedingungen 

Die Entwicklerinnen der Lernkonferenz für Erwachsene haben empfohlen, wöchentlich eine ca. zweistündige Lernkonferenz anzusetzen (Kemper/Klein 1998). Das wird in vielen Bildungskontexten nicht möglich sein. Wichtig ist jedoch eine gewisse Regelmäßigkeit.

Die Lernkonferenz ist ein Erfolgsmodell, wenn sie fester Bestandteil in einer Bildungseinrichtung ist. Um sie durchzuführen braucht es einen Plenumsraum und Metaplanausstattung, um die Phasen der Konferenz sichtbar zu machen und die Nennungen festzuhalten. Für Lehrende ist die Lernkonferenz in der  Einführungszeit aufwändig. Wenn die Teilnehmenden die Struktur für sich verinnerlicht haben, dann wird der Vorbereitungsaufwand minimal. Wichtig ist es, dass die Lernkonferenz das Forum der Teilnehmenden ist, d.h. die Moderation der Lernkonferenz liegt – nach der Anfangsphase – bei den Teilnehmenden selbst.

Pro & Contra

Für die Lernkonferenz spricht, dass die Teilnehmenden lernen, Entscheidungen für das Lernen unter der Berücksichtigung der Vielfalt von Meinungen und Einschätzungen zum Lernen herbeizuführen. Demokratiekompetenz, Konfliktfähigkeit, Strukturiertheit in der Leitung einer Konferenz sind Nebenprodukte, die zu einer Weiterentwicklung der Soft Skills führen. Für die Lernkonferenz gilt, dass Vorschläge und Ideen der Teilnehmenden nicht im luftleeren Raum bleiben dürfen. Die Lernenden werden gerne zu Expertinnen und Experten in eigener Lernsache, wenn sie erleben, dass ihre Mitwirkung tatsächlich gewünscht ist und zu Optimierungen führt. Der größte Fallstrick ist der Selbstgemachte: Teilnehmende in der Konferenz etwas überlegen lassen und nichts damit anfangen!

CC BY-SA 3.0 DE by Rosemarie Klein für wb-web


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