Handlungsanleitung

Argumentationstraining 

Angesichts einer zunehmenden Unübersichtlichkeit in unserer rapide sich verändernden Gesellschaft und daraus folgender Verunsicherung aufseiten des Einzelnen scheint die Neigung zu wachsen, mit Hilfe von Vorurteilen, Stereotypen und Schwarz-Weiß-Denken die Komplexität der wahrgenommenen Wirklichkeit zu reduzieren. Solches Denken findet sich in sogenannten „Stammtischparolen“ wieder. Es ist häufig aggressiv und schafft ein fremdenfeindliches, intolerantes Klima. Neben Stammtischparolen über Politik, andere Kulturen und Wertesysteme grassieren Vorurteile gegen Minderheiten, insbesondere Ausländer und Asylbewerber, aber auch gegen Ältere, Frauen oder sexuell anders Orientierte in der Gesellschaft.

Vor diesem Hintergrund hat Klaus-Peter Hufer (Hufer, K.-P. (2000): Argumentationstraining gegen Stammtischparolen. Schwalbach) ein Argumentationstraining gegen Stammtischparolen entwickelt, indem er zahlreiche Kommunikationssituationen in Rollenspielen oder per Fishbowl-Methode durchgespielt und ausgewertet hat. Dabei wurden Techniken nicht-aggressiver Kommunikation entwickelt und eingeübt. Inhaltlich wird hierbei geklärt, was typisch für Stammtischparolen ist und wie sich dualisierendes Denken psychologisch erklären lässt. Merkmale solcher Parolen sind laut Hufer:

  • geringe Akzeptanz demokratischer Prinzipien,
  • ein negatives, oft rassistisches Menschenbild,
  • Verklärung der Vergangenheit,
  • nationalistisches Wir-Gefühl,
  • geringe Toleranz gegenüber Andersdenkenden,
  • geringe Empathie und Konflikttoleranz,
  • geringe Bereitschaft, Mehrdeutigkeit auszuhalten,
  • sexistisches Denken.

Argumentationstraining fördert Selbstreflexion, z.B. die Einsicht in unser eigenes vorurteilsbehaftetes Denken. Ein solches Argumentationstraining kann Bestandteil von Rhetorik- und Kommunikationskursen, aber auch von Kursen mit politischer, ökologischer, interkultureller oder gesellschaftsspezifischer Thematik sein.


Quelle

Siebert, H. (2010). Methoden für die Bildungsarbeit. Bonn: W. Bertelsmann


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