Erfahrungsbericht
Ressourcenschonender Unterricht
Nachhaltig wirtschaften, nachhaltig leben, nachhaltig einkaufen … man muss sich heutzutage schon Mühe geben, um von seinen Mitmenschen nicht als Umweltsünder abgestempelt zu werden. „Stoppt den Klimawandel“ ruft sich auf einer Demo noch leicht, aber durch das eigene Verhalten seinen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern, kostet sehr viel mehr persönlichen Einsatz und das in allen Lebensbereichen, auch auf der Arbeit!
Ich bemühe mich im Alltag Obst und Gemüse aus der Region zu kaufen, wo es geht auf Plastik zu verzichten und ich schlucke im Geschäft den Kloß im Hals hinunter, wenn ich auf das Preisschild eines fair gehandelten und durch verschiedene Öko-Labels zertifiziertes Kleidungsstückes gucke und es trotzdem kaufe, weil ich natürlich nicht möchte, dass mein Winterpulli Schuld an Menschenausbeutung und Klimawandel ist. Das betrifft aber meinen persönlichen Alltag, bei dem ich selbst entscheiden kann, auf was ich zu verzichten bereit bin, um dem Ökosystem nicht weiter zu schaden. Wie sieht es aber bei meinem Broterwerb aus? Kann und muss ich eigentlich auch meinen Arbeitsalltag umstellen, um Ressourcen zu schonen, aber trotzdem dieselbe Leistung oder dasselbe Ergebnis bringen? Ich arbeite als freiberufliche Dozentin für Medienworkshops. Da müsste es doch einfach sein, keine Ressourcen zu verschwenden – die meisten Dinge erledige ich ja digital! Oder? Ich nehme mir vor, meinen nächsten Workshop genau zu hinterfragen und zu notieren, welche Ressourcen ich in welchem Maße benötige und wie ich hier noch nachhaltiger arbeiten kann.
Mein nächster Arbeitseinsatz
Mein nächster Workshop läuft unter dem Titel „Erklärvideos einfach gestalten“. Menschen mit wenig medientechnischer Erfahrung, aber guten Ideen empfehle ich gerne den 2-D-Legetrick. Man malt sich einen oder mehrere Hintergründe (oder druckt sie aus, wenn man nicht kreativ tätig werden möchte) und schneidet Figuren, Objekte und auch Sprechblasen etc. aus, die im Film vorkommen sollen. Dann setzt man eine Fotokamera oder ein Smartphone auf ein Stativ und richtet diese/s von oben auf einen Tisch, auf dem man seine Hintergründe platzieren kann. Dann fotografiert man seine Filmszene Bild für Bild ab und bewegt seine Objekte jeweils immer nur wenige Millimeter weiter. Mit einem ganz einfachen Videobearbeitungsprogramm lässt man anschließend am Computer die Bilder ganz schnell hintereinander ablaufen und erhält dadurch eine fließende Bewegung.
Wie viel Strom verbraucht eine Internetsuche?
Ich brauche also einige Bastelutensilien, die Kameras, Stative und natürlich Computer zum Bearbeiten. Bei der Nutzung des Computers habe ich eigentlich kein schlechtes Gewissen. Den hat ja sowieso jeder zu Hause und nutzt ihn für sämtliche Bereiche des Lebens, gleiches gilt für das Smartphone, das als Kamera dienen kann. Mehrfachnutzung von Geräten ist auf jeden Fall ressourcenschonend! Sicherheitshalber suche ich im Internet aber nochmal nach der Energiebilanz herkömmlicher Smartphones und Computer und muss zugeben, dass ich ein wenig geschockt bin! Alleine diese einfache Google-Suche hat so viel Energie verbraucht, wie meine Schreibtischlampe eine Stunde zum Leuchten braucht – und das ist nur die Serverleistung der Suchanfrage. Herstellung und Energiebedarf meines Laptops sind da noch gar nicht eingerechnet… Aber zurück zum Workshop:
Ressourcenverbrauch vor Ort
Vor Ort hat der Veranstalter für mich und die Teilnehmenden Wasserflaschen aus Plastik bereitgestellt. Da ich aus der Nähe komme weiß ich, dass das Leitungswasser hier aber ebenfalls gut schmeckt. Auf Nachfrage beim Veranstalter (die Dame ist kurz irritiert, kommt dann aber erfreut meinem Wunsch nach) bekomme ich zusätzlich mehrere große Glaskaraffen mit Leitungswasser und Gläsern.
In den meisten Kursen werden die benutzten Kulissen später nicht mitgenommen. Ich werde in Zukunft die Teilnehmenden danach fragen, ob ich die Basteleien für andere Kurse weiternutzen darf. Viele Themen und Ideen in den verschiedenen Workshops ähneln sich nämlich. Um mit gutem Beispiel voranzugehen, habe ich meine eigenen Basteleien, die ich in der Kursvorbereitung erstellt habe, mitgebracht. Zwei Personen freuen sich, nehmen dankend das Angebot an und stricken ihre Geschichten um die bereits vorhandenen Gegenstände herum.
Der Veranstalter hat ungefragt eine Infomappe für alle Teilnehmenden zusammengestellt, in der mein Kursskript, Notizpapier und Werbematerialien liegen. Erfahrungsgemäß freuen sich Teilnehmende über einen Spickzettel für zu Hause, dann können sie sich im Kurs besser auf das Praktische konzentrieren und später trotzdem noch alles Wichtige nachlesen. Aber das ginge natürlich auch in digitaler Form. Beim nächsten Kurs werde ich alle Materialien über einen Link in meine Cloud zur Verfügung stellen, dann braucht es keine Druckerzeugnisse.
Bilanz nach dem Kurs
Nach fünf Stunden ist der Kurs erfolgreich zu Ende gegangen. Die zehn Teilnehmenden haben in dieser kurzen Zeit wirklich schöne Videoschnipsel erstellt und nun viele Ideen, wie sie in ihrem beruflichen und privaten Alltag das Thema Erklärvideos weiter integrieren können. Ich rechne nun den offensichtlichen Ressourcenverbrauch zusammen: Wir haben fünf Stunden einen Seminarraum genutzt, zehn Laptops und fünf Kameras im Dauerbetrieb laufen lassen, etwa 30 DIN A4 Bögen bunten Tonkarton und genauso viel Schmierpapier benutzt. Die Infomappen des Veranstalters schlagen je mit etwa 25 DIN A4 Seiten Papier zu Buche. In der Tat – ich brauche in meinen Kursen nicht viel Material, aber wenn ich in einem halben Tag schon 250 Seiten Papier sparen kann, ist das doch ein guter Anfang!
Besonders freue ich mich, dass von den bereit gestellten Halbliter-Plastik-Wasserflaschen nur zwei Flaschen genutzt wurden. Alle anderen Kursmitglieder haben sich am Leitungswasser bedient. Es hört sich nach wenig an, wenn ich rechne, dass ich mit dem Recycling von Basteleien ein paar Bögen Tonkarton pro Kurs sparen kann, aber all diese Kleinigkeiten in den verschiedensten Kursen aufs Jahr hochgerechnet – da komme ich dann doch auf eine ganze Menge eingesparter Ressourcen! An den meisten Fixgrößen wie Seminarraum, Energieverbrauch bei der Nutzung der Technik etc. kann ich allerdings nichts ändern.
Ich erkenne für mich: Es ist nicht entscheidend alles anders zu machen, um Ressourcen zu sparen. Ich muss das Thema Nachhaltigkeit nur immer ein wenig im Hinterkopf behalten. Das hilft mir, kleine Entscheidungen für oder gegen den Einsatz bestimmter Materialien ganz bewusst zu treffen und so nicht leichtfertig mit materiellen Ressourcen umzugehen.