Systematisch-rezeptiver Zugang in der Kulturellen Bildung
Die Portale sind mit Wissensformen, Aneignungswegen und Lernorten verbunden. Systematisch-rezeptiv ausgerichtete Angebote befassen sich inhaltlich mit Kultur-, Kunst- und Literaturgeschichte, die in Sparten wie z.B. Literatur oder Bildende Kunst unterschieden werden.
Alle Portale können nur von den Teilnehmenden selbst durchschritten werden. Das gewählte Portal beschreibt die Art der Aneignung kultureller Bildung (Specht/Semrau 2017). Die Teilnehmenden wählen die Art und Weise, wie sie ein Angebot wahrnehmen. So können verschiedene Besucherinnen und Besucher bei ein und demselben Angebot – soweit dieses das zulässt – weitere Portale zur Aneignung nutzen wie z.B. Mischportale systematisch-rezeptiv und verstehend-kommunikativ.
Bei dem systematisch-rezeptiven Portal nimmt der oder die Teilnehmende nur „passiv“ an der kulturellen Bildung teil. Kennzeichnend sind hierbei die systematische Präsentation bzw. Vermittlung von Wissensbeständen. Bekannte Angebotsformen sind zum Beispiel Vorträge, Lesungen, Musik oder Seminare. Die Aufgabe des oder der Kulturvermittler*in ist es, zwischen den Teilnehmenden und den Exponaten bzw. Inhalten eine Brücke zu bilden, wie zum Beispiel bei Führungen innerhalb oder außerhalb von Museen oder Musik- sowie Theateraufführungen.
Treten Teilnehmende in den Austausch mit den Kulturvermittler*innen, werden erweiternde Facetten des Portals deutlich:
Museum
Eine Welt in Bewegung - Aktionsplan Leibniz-Forschungsmuseen
Das auf zwei Jahre konzipierte Gemeinschaftsprojekt im Rahmen des Aktionsplans Leibniz-Forschungsmuseen hat zum Ziel, den Austausch und Dialog über große globale Herausforderungen unserer Zeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern und breite Gesellschaftsschichten "barrierefrei" anzusprechen. So soll der Zugang zu Wissen und Wissensressourcen die Basis für die Herausbildung einer kritischen Urteilskraft gefördert werden, denn Letztere ist fundamental für eine Gesellschaft.
Im Rahmen des Aktionsplans Leibniz-Forschungsmuseen erfolgt dies unter der Überschrift „Eine Welt in Bewegung“ zu den Themen Mobilität – Migration – Bewegung.
Hierzu entwickeln Leibniz-Forschungsmuseen in acht Häusern und an neuen Orten mit Partnern innerhalb und außerhalb der Leibniz-Gemeinschaft innovative und nachhaltige Vermittlungs-, Dialog- und Beteiligungsformate. Diese werden sowohl analog als auch digital angeboten. Die heterogene Zielgruppe umfasst Menschen aller Altersklassen, verschiedener Herkunft und unterschiedlicher Bildungshintergründe.
Gefördert wird der Aktionsplan auf Beschluss des Bundestages vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und den Bundesländern, in denen die Forschungsmuseen ihren Sitz haben.
Die Wegseite des Aktionsplans II finden Sie hier.
Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft
Insgesamt acht Forschungsmuseen engagieren sich in der Leibniz-Gemeinschaft. Auf der Übersichtsseite der Leibniz-Gemeinschaft finden Sie weitere Informationen zu Ausstellungen, Aktionen und das Programm "Vom Sofa aus ins Museum". Letzteres erfährt durch die Pandemie einen Digitalisierungsschub.
- Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK) - Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere, Bonn
- Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) - Leibniz Institution for Biodiversity and Earth System Research, Frankfurt am Main, Görlitz, Dresden
- Römisch-Germanisches Zentralmuseum (RGZM) - Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie, Mainz
- Museum für Naturkunde (MfN) - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, Berlin
- Germanisches Nationalmuseum (GNM) - Leibniz-Forschungsmuseum für Kulturgeschichte, Nürnberg
- Deutsches Schifffahrtsmuseum (DSM) - Leibniz-Institut für Maritime Geschichte, Bremerhaven
- Deutsches Museum (DM), München
- Deutsches Bergbau-Museum Bochum (DBM) - Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen
Museumskoffer
Mit einem Koffer verbindet man Reisen, mit Reisen wiederum Geschichten. Mit dem Museumskoffer geht das Museum mit einer Auswahl seiner Exponate auf eine Reise zu den Teilnehmenden einer/Ihrer Veranstaltung. Als Kulturvermittler*in überbringen Sie Inhalte, erklären Details und verknüpfen einzelne Elemente zu einer Geschichte.
Drei Kofferkonzepte werden dabei unterschieden:
- im Museum
- außerhalb des Museums
- im und außerhalb des Museums
Museumskoffer sind didaktische Medien. Ziel ist es, das Museum zu komprimieren – vom Sammeln und Bewahren, über das Archivieren und Dokumentieren, bis zu dem Vermitteln und Bilden.
Primär werden die handlungsorientierte Konzepte bei der Zusammenstellung der Inhalte auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt. Eine weitere Möglichkeit eröffnet der „Digitale Museumskoffer“.
Museumskoffer beinhalten reale Objekte, Arbeitsanweisungen, Literatur und multimediale Komponenten. Bei der Zusammenstellung der Objekte sind folgende Fragestellungen zu berücksichtigen:
- Welche Zielgruppe adressiert das Angebot?
- Wird der Museumskoffer analog und/oder digital - ganz oder teilweise – angeboten?
- Welche Objekte und Materialien spiegeln den Themenschwerpunkt und das Museum wieder?
- Welche Aussage bzw. welches „Bild“ soll vermittelt werden?
- Wie „authentisch“ soll ein Objekt wirken? (Fälschungen, kleinere Nachbildungen)
- Welche Materialien und Objekte sind als Replikate geeignet?
- In welchem Zusammenhang sollen die Objekte vermittelt werden?
- Welche Lernmedien eignen sich zu den Objekten, zum Beispiel Literatur, Videos, Audios, Bastelanleitungen, Spiele, etc.)
Die Präsentation läuft in jedem Portal anders ab. Im systematisch-rezeptiven Portal liegt der Fokus auf einer Vorstellung der Objekte und Inhaltsvermittlung zum Beispiel als Vortrag. Erweiternde Portal-Facetten können beispielsweise dialogisch-eigenaktiv oder sensorisch-haptisch sein. Der Museumskoffer und seine Inhalte bieten die Grundlage für das Storytelling, die Dramaturgie, die Performance und die Kulturvermittlung durch die Lehrperson.
Bei einer Präsenzveranstaltung ermöglicht der direkte Kontakt mit den ausgepackten und herumgereichten Objekten sensorisch-haptische Erfahrungen. Der dialogische Part zwischen Lehrperson und Teilnehmenden bietet das Forum zum Erfahrungsaustausch. Bei einem digitalen Museumskoffer könnte dieser Austausch bei einer synchronen Veranstaltung online geführt werden. Vorab zugestellte Objekte den haptischen Aspekt aufgreifen. Andererseits bietet ein digitaler Museumskoffer viele Möglichkeiten ergänzende Materialien wie Videos, Audios, Infografiken etc. digital zur Verfügung zu stellen.
Wichtig ist, dass im Rahmen einer synchronen Veranstaltung für die individuelle Auseinandersetzung mit den Materialien ausreichend Zeit eingeplant wird. Die Beschäftigung mit dem Objekt fundiert den kommunikativen Austausch zwischen den Beteiligten.
Der Museumskoffer ist die Basis für die weitere Beschäftigung mit dem Thema wie Imaginationen, weitere Erzählungen oder ästhetische Projekte. Beigefügte Materialien können diese Prozesse anregen. Sie sind auf die Zielgruppe abzustimmen.
Für die Nachbereitung soll ausreichend Zeit eingeplant werden, um offene Fragen zu beantworten oder um Themen, Objekte und Materialien in Erinnerung zu rufen. Eindrücke, Bezeichnungen sowie thematische Bezüge stehen hierbei ebenso im Fokus wie die museale Wertigkeit und die Frage nach dem persönlichen (Erkenntnis-)Gewinn.
Der digitale Museumskoffer
Einen Querschnitt archäologischer Funde aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit auf Fundorten in Oberfranken bietet der erprobte analoge Museumskoffer des Lehrstuhl AMANZ an der Universität Bamberg. Eine repräsentative Auswahl von Objekten und thematisch passende Informationen bilden die Basis für den Prototyp des digitalen Museumskoffers. Die App ermöglicht die „spielerische“ Beschäftigung mit den Ausstellungsobjekten. Der digitale Koffer kann geöffnet und Objekte entnommen, gedreht und vergrößert werden. Zusätzlich sind Informationen zu den einzelnen Fundstücken abrufbar. Virtuelle Komplettierungen fragmentierter Objekte sind digital möglich.
Mögliche Einsatzbereiche digitaler Museumskoffer sind die Vorbereitung eines Präsenzkurses mit einem realen Koffer oder – zum Beispiel unter Pandemiebedingungen oder bei Reisebarrieren – die Durchführung eines (a-)synchronen Kursangebots. Begleitmaterial kann ergänzenden und erklärende Inhalte vermitteln.
Geschichte des Museumskoffers
Die Tradition des Museumskoffers reicht historisch weit zurück. In der Zeit der Merowinger und Karolinger führten die Könige ihre Besitztümer und Schätze in Koffern und Kisten auf dem Weg zu ihren Herrschaftssitzen mit.
Die ersten Wanderausstellungen entwickelten sich in Europa in der frühen Neuzeit. Kuriositäten, exotische Objekte wurden präsentiert, dienten wissenschaftlichen Studien und Austausch. Aus dieser Zeit stammen die ersten transportablen Sammlungs-Schränke und Kisten für Informations- und Unterrichtszwecke.
Weitere interessante Informationen und Facetten des historischen Museumskoffers finden Sie auf der Webseite der Universität Paderborn.
Quellen:
Universität Bamberg (2019). „Digitaler Museumskoffer“
Ströter-Bender, J., Universität Paderborn (Hrsg.) (2017). Die Museumskoffer an der Universität Paderborn. Webseite abgerufen am 25.11.2020
Museums- und Entdeckerkoffer: Die Webseite bietet Anregungen zur Koffergestaltung und verlinkt auf etliche Kofferangebote, die zur Ausleihe zur Verfügung stehen. www.museumskoffer.de
Wie sicher sind Museen in Zeiten der Pandemie?
Wie bewerten Besucherinnen und Besucher ihre empfundene Sicherheit und die wahrgenommenen Einschränkungen bei einem Museumsbesuch? Dieser Frage ging eine Studie der Leibniz-Kooperation „Museen meet Bildungsforschung“ nach. Die Antworten geben Auskunft darüber, welche Vorkehrungen Museen treffen können, um Besuche während der Pandemie angenehmer zu gestalten.
Im DIE-Brief Nummer 7 erhalten Sie eine Zusammenfassung der Studienergebnisse.
Offene Museen während der Pandemie
Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung veröffentlichte die Ergebnisse einer Online-Erhebung zur Wiedereröffnung der acht Leibniz-Forschungsmuseen nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020. Die Ergebnisse zeigen: die umgesetzten Sicherheits- und Hygienemaßnahmen zum Infektionsschutz vermitteln in Teilen zwar ein Gefühl der Sicherheit bzgl. der Gefahr einer Ansteckung mit dem Corona-Virus, werden zuweilen aber auch als einschränkend wahrgenommen. Der Ergebnisbericht ist online verfügbar.
Wie taucht man in ein Bild ein?
Das Dalí Museum in Sankt Petersburg (Florida) erschuf mit „Dreams of Dalí“ ein VR-Erlebnis auf Basis des Bildes „Archaeological Reminiscence of Millet’s Angelus“ von dem wohl bekanntesten Vertreter des Surrealismus Salvador Dali.
„Dreams of Dalí“ ist kostenlos über den Oculus Store und Steam für Oculus Rift sowie HTC Vive erhältlich. Das folgende 360-Grad-Video sowie weitere Varianten sind auf Youtube zu finden.
Kulturerbe
Zollverein
Die Zeche Zollverein bietet auf der Webseite eine digitale Schnitzeljagd über das Welterbe. Mit dem Smartphone das Kulturerbe entdecken.
Eine Handlungsanleitung zur Erstellung einer digitalen Schnitzeljagd finden Sie unter Materialien.
Baukultur
Bundesstiftung Baukultur
Die Bundesstiftung Baukultur richtet sich zum einen an Akteure, die bereits Kindern und Jugendliche an das Thema Baukultur heran führen, und zum anderen bietet sie auf dem Online-Portal „Baukulturelle Bildung“ eine Möglichkeit zum Austausch. Dieses Portal hat zum Ziel, Angebote sichtbar zu machen, Informationen zugänglich zu gestalten und den Austausch sowie die Nachahmung zu fördern. Interessenten finden Ansprechpartner vor Ort, schulische sowie außerschulische Aktivitäten, Literatur, Fortbildungsangebote und Lernmaterialien.
Hier gelangen Sie zu dem Internetauftritt der Bundesstiftung Baukultur und dem Online-Portal „Baukulturelle Bildung“.
Baukultur Nordrhein-Westfalen e.V.
Die Qualifizierung des Bauens und die Wertschätzung des Gebauten sind zentrale Bestandteile der Baukultur. Welche gesellschaftliche Bedeutung besitzt die gebaute Umwelt? Veränderungen gesellschaftlicher Werte ändern sich mit der Wandlung der Gesellschaft. Zentrale Fragen für den Auftrag von Baukultur Nordrhein-Westfalen sind daher:
- Was sollen oder müssen unsere Städte zukünftig leisten?
- Welche Antworten bietet die Architektur, um neuen Raumansprüche gerecht zu werden?
- Was bedeutet Partizipation für die Baukultur?
Die Webseite Baukultur Nordrhein-Westfalen e.V. bietet Anregungen zur Vermittlung von Baukultur. Der Verein setzt sich für die Entwicklung von Themen, von Ausstellungen und Projekten, die Organisation von Veranstaltungen sowie die Unterstützung von Projekten ein.
Mobiles Baukunstmuseum
Mit dem Museum der Baukultur vermittelt der Verein anschaulich für Fachleute und die breite Öffentlichkeit das Thema Baukultur. Die Ausstellungen thematisieren Architektur, Stadt- und Landschaftsgestaltung sowie Schnittstellen von Kunst und Bau. Das Besondere an den Ausstellung ist, dass hierbei nicht die Objekte ins Museum kommen, sondern das Museum kommt zu den Objekten. Das mobile Konzept eines Baukunstmuseums ist in der Welt der Museen einzigartig. Eine Übersicht über vergangene sowie geplante Ausstellungen finden Sie auf der Webseite.
Literatur
Das Literarische Quartett
"Das Literarische Quartett" ist eine Veranstaltung, bei der vier Leserinnen und Leser mit kultureller Kompetenz darüber streiten, welche Veröffentlichungen lesenswert sind, welche Bücher eine gesellschaftliche oder ästhetische Relevanz beanspruchen dürfen – und auf welche Lektüre verzichtet werden kann.
Checkliste: Fragen zur Textkritik
Bekanntestes Beispiel in Deutschland ist das Literarische Quartett im Zweiten Deutschen Fernsehen, zunächst mit dem Gründungsteam bestehend aus Marcel Reich-Ranicki, Sigrid Löffler, Helmut Karasek und Jürgen Busche.
Im Folgenden finden Sie zwei Videos, eins mit einem zur Hochform auflaufenden Reich-Ranicki und ein aktuelles Video in neuer und wechselnder Besetzung. Sie zeigen, dass auch bei herber Kritik, sich selbige ausschließlich auf das Buch richtet.
Literarischer Salon
Die literarische Salon geht auf gesellschaftliche Treffen für Diskussionen, Lesungen oder musikalische Veranstaltungen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert zurück. Die thematischen Schwerpunkte variierten von literarischen, künstlerischen, politische und wissenschaftliche Salons.
Mit Thea Dorn als Gastgeberin wandelte sich das Literarische Quartett von der klassischen Kritikerrunde zum literarischen Salon mit dem Fokus auf Literatur. Die Konstruktion bleibt wie zuvor. Diskutiert werden von den Gästen und der Gastgeberin jeweils vorgeschlagene Neuerscheinungen oder wieder neu aufgelegte Klassiker.
Quelle: ZDF. Pressemappe: Das Literarische Quartett.
Buchvorstellung
Theater/Oper
Virtuelles Theater
Das virtuellestheater ist die Bezeichnung einer bestimmten Herangehensweise an (perfomative) Kunst. Ziel ist es, Raum für subversive Kritik von Gegenwart und kulturelle Agilität zu schaffen. Durch Verwendung nichtlinearer Erzählformen, digitaler Medien und neuer Technik entstehen spekulative Performance-Installationen für ein gutes Leben und eine bessere Zukunft. virtuellestheater wurde im Jahr 2015 gegründet. Hinter dem Projekt stehen sieben in Hamburg und Berlin lebenden und arbeitenden Künstler*innen.