Blog

Kulturelles Erbe: Kompetenzrahmen und Toolkit für die professionelle Entwicklung von Planenden

Das Bild zeigt das DELPHI-Logo.

Logo nicht unter freier Lizenz

Die Partner des Erasmus+-Projekts DELPHI präsentierten bei der Abschlusskonferenz rund 70 Interessierten online die Projektergebnisse: einen Qualifikationsrahmen für Heritage Planner, der sich an den Stufen der Kompetenzentwicklung des European Qualification Framework (EQF) orientiert und ein Trainings-Toolkit mit Modulen zum Kompetenzerwerb. Außerdem wurden praktische Konzepte für die Kulturerbevermittlung vorgestellt, die Teilnehmende während des von den DELPHI-Partnern durchgeführten Kurses entwickelten.

Was ist DELPHI?

DELPHI steht für „Development of Continuing Professional Development for Heritage Interpretation to facilitate Lifelong Learning for Social Inclusion and European Cohesion”. Kulturerbe transportiert neben Fakten eine ganze Menge an immateriellen Informationen. Es kann in Beziehung zu sozialen Entwicklungen, zu regionalen Besonderheiten, zu verbindenden oder trennenden Werten und damit zur Identität eines jeden Besuchers oder jeder Besucherin gesetzt werden. Die Herausarbeitung dieser Informationen und der damit verbundene Mehrwert für Besucher*innen einer Kulturerbestätte können einen Beitrag zur Gestaltung einer wertebasierten europäischen Identität leisten. Damit besteht auch das Potenzial, populistischen Tendenzen zu begegnen. DELPHI stellt dazu eine Verbindung der Kulturerbevermittlung (engl. Heritage Interpretation) und der Wertevermittlung her. Das Projekt richtete sich an Personen, die in der Kulturerbevermittlung tätig sind, aber auch an Erwachsenenbildner*innen allgemein. Zudem soll die Arbeit von Kommunen gestärkt werden, sich mit dem eigenen kulturellen Erbe auseinanderzusetzen und Bürgerinnen und Bürger anregen, sich an der Vermittlung zu beteiligen, wie es die Faro-Konvention der Europäischen Union festgeschrieben hat. Vor diesem Hintergrund sollte das Projekt auch dazu beitragen, kulturelles Erbe in Verbindung zu europäischen Werten und im Einklang mit den Zielen der EU für nachhaltige Entwicklung zu betrachten.

Neun Teilnehmende aus dem DELPHI-Pilotkurs aus Belgien, Griechenland, Italien, den Niederlanden, Großbritannien und Deutschland stellten die Ergebnisse ihrer Projektarbeiten vor. Ihre Aufgabe war es, konzeptionelle Planungen zur Interpretation kulturellen Erbes an einem konkreten Beispiel zu entwickeln. Zuvor hatten sie Kursmodule auf einer Online-Plattform   absolviert und an einem fünftägigen Präsenzkurs teilgenommen.

Projektergebnisse: Kompetenzrahmen und Toolkit zur Vermittlung von Kulturerbe

Die Erkenntnisse aus der Evaluation dieses Pilotkurses flossen ein in die Erarbeitung des DELPHI-Kompetenzrahmens und des DELPHI-Toolkits. Der Kompetenzrahmen umfasst 15 Kompetenzbeschreibungen auf den EQF-analogen Leveln 4 bis 7. Dabei werden nicht nur Kompetenzen berücksichtigt, die für Planende bei der Kulturerbevermittlung eine Rolle spielen, sondern auch Kompetenzen für die Wertevermittlung und für die Unterstützung von Lernprozessen bei Erwachsenen. Die Kompetenzen werden für verschiedene Kontexte erfasst, je nachdem ob es um die lokale Anwendung, etwa innerhalb einer Kulturerbestätte, geht oder ob ein regionaler Fokus angestrebt ist, der mehrere Stätten betrifft. Vier wesentliche Aspekte werden adressiert:

  • Identität: Hierunter fallen Kompetenzen wie das Herstellen einer Verbindung zu Werten und Europäischer Geschichte und Kultur. Weiter steht der Besucher im Mittelpunkt, dessen Werte und Meinungen an Hand einer Kulturstätte reflektiert werden und in einen europäischen Kontext gesetzt werden können.
  • Soziale Nachhaltigkeit: In diesem Bereich werden Kompetenzen angesprochen, die zur Inklusion von sozialen Gruppen in den Vermittlungsprozess befähigen. Außerdem wird angeregt, möglichst viele soziale Perspektiven in den Vermittlungsprozess einzubeziehen.
  • Regionale Entwicklung: Kompetenzen zur Stärkung touristischer Aktivitäten in der wertebasierten Kulturvermittlung werden hier aufgeführt. Die Entwicklung eines regionalen kulturellen Markenzeichens ist das Ziel.
  • Lernen: Die Fähigkeit zur Gestaltung und Durchführung eines interdisziplinären Lernprozesses für Erwachsene unter Einbeziehung kulturellen Erbes wird in diesem Aspekt vermittelt.
Das Tabelle zeigt die Inhalte des DELPHI Toolkits.

Abbildung: Das DELPHI-Toolkit ordnet die DELPHI-Kursmodule zu den Kompetenzen und Levels des Kompetenzrahmens sowie nach Zielgruppen

Das DELPHI-Toolkit bietet die Möglichkeit, aus den Lerneinheiten des Pilotkurses eigene Kurse zusammen zu stellen. Die Online- und die Präsenzkurs-Module wurden jeweils in einem Formular erfasst, damit auf einen Blick klar wird, welche Kompetenzen durch das Modul entwickelt werden, welche Lernziele im Blick sind, welche Materialien gebraucht werden und vieles mehr. Alle Module sind in einem Übersichtsdokument nach Zielgruppe (Kulturerbevermittelnde, Erwachsenenbildende, lokale Initiativen) und Kompetenz geordnet, so dass auf dieser Basis neue Kurse mit dem DELPHI-Material zusammengestellt werden können.

Das Toolkit und der Kompetenzrahmen werden bis zum Ende des Jahres auf der DELPHI-Homepage veröffentlicht. Die Online-Lernplattform von DELPHI steht weiterhin zur Verfügung und kann genutzt werden. Bei der Abschlusskonferenz lernten die Anwesenden die digitale Lernumgebung kennen und auch die Möglichkeiten, ein e-Portfolio zu erstellen und eine Selbstevaluation durchzuführen.

Zudem werden bis Ende des Jahres zwei deutschsprachige Lernpfade für das Portal wb-web entwickelt: ein Lernpfad zum Thema (europäische) Werte, einer zu Methoden der Heritage Interpretation und ihrer Nutzung in der Erwachsenenbildung.

Dokumentation der Konferenz mit Videos und Präsentationen:

Passende Links bei EPALE

Über die Autoren

Angelika Gundermann und Martin Christian arbeiten als wissenschaftliche Mitarbeiter*in am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung in der Abteilung Wissenstransfer und sind zurzeit beteiligt an den Projekten DELPHI, EULE und Digi-EBF.

Der Beitrag ist unter der Lizenz CC BY 4.0 auf der Europäischen Plattform für Erwachsenenbildung in Europa (EPALE) erschienen.