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Worauf Wert legen bei der Arbeit mit KI

Grafik mit einer Person und einem Roboter, welcher den Hinterkopf der Person abnimmt.

Robot holding human brain. (Bild: Zenzen/Shutterstock, „available royalty-free" )

Die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) entwickeln sich rasant. Wie wirken sie diese auf die Erwachsenenbildung, die Wissensarbeit und personenbezogenen Dienstleistungen aus? „Es kommt darauf an, auf was Wert gelegt wird“, so Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Matthias Rohs von der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau zum Thema KI in der Weiterbildung zu Bildungsforscher Dieter Nittel in der Folge „Dialog Erwachsenenbildung“ vom Mai 2023.

So kann z. B. die KI in der Medizin Hautkrebs besser erkennen als Ärzte und Daten auswerten, aber ihr fehlt die Fähigkeit, Patienten ganzheitlich zu betrachten. Ähnlich verhält es sich in der Weiterbildung: Durch die Auswertung des Klickverhaltens oder Tests kann KI den Bedarf Lernender effektiver ermitteln. Dies garantiert jedoch nicht, ob diese Daten für individuellen Lernbedarf relevant sind. Umgekehrt stellt sich die Frage, ob Weiterbildung erfolgreicher ist durch die pädagogische Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden sowie der Begleitung des Lernprozesses.

Rohs ist der Ansicht, dass sich die Anfangsaufregung um ChatGPT und KI gelegt hat. Die Auswirkungen wären nicht so gravierend, aber man müsse mit der KI „offensiv umgehen“. Noch viele Erfahrungen seien mit seinen Studierenden in der Lehramtsausbildung zu sammeln. Versucht wird, den Umgang mit den entsprechenden Tools in die Lehre einzubinden. Für viele Kommiliton*innen ist KI „ein abstraktes Thema“, bei dem es hilft, die Potenziale der KI kennenzulernen. Das Erlernen und Anwenden von Informationskompetenz ist hierbei fundamental.

Die aktuellen von der KI initiierten Veränderungen als Sammelbegriff für verschiedene Technologien hält Rohs nicht für umfassend, sondern als einen schleichenden Prozess mit unterschiedlich schnellen Entwicklungen in diversen Arbeitsfeldern und Branchen. Noch fehlt die empirische Forschung zu dem Status Quo, wie gut die Weiterbildungslandschaft auf KI vorbereitet ist. Allerdings macht Rohs bereits divergierende Tendenzen innerhalb der Weiterbildungsbranche aus – einerseits durch Anbieter, die entweder ihr diesbezügliches Angebot  ausrichten. Andererseits zeichnet sich für ihn eine Entwicklung zu Hybrid-Angeboten für finanziell besser gestellte Teilnehmer*innen ab, die sich ergänzend eine persönliche Lernbegleitung leisten und Bildungsmaßnahmen schneller erfolgreich abschließen können.

Entsteht durch KI eine Zweiklassen-Weiterbildung mit Selbstlernangeboten als Low-Budget-Lösung? Oder ersetzt die KI zukünftig die Kursleitung? Fragen zu Ethik, Grenzen der Kommunikation mit KI, bedarfsgerechten Digitalisierungsstrategien, Prognosen über Mikro- und Makrodidaktik in der Erwachsenenbildung und neue Tätigkeitsprofile hier und für Berufe der Zukunft sind weitere Themen des Interviews mit Matthias Rohs. – Das vollständige Interview aus der Reihe „Dialog Erwachsenenbildung“ finden Sie hier: 

Matthias Rohs hatte als Erziehungswissenschaftler, Soziologe und Psychologe in seiner Berufsbiografie schon vielfach Anknüpfungspunkte mit der IT. So war er am Fraunhofer-Institut wissenschaftlicher Mitarbeiter für Software und Systemtechnik. Er arbeitete in der Schweiz am E-Learning-Center der Universität Zürich sowie in der Wirtschaftsinformatik. Nach seiner Tätigkeit für die Telekom in Bonn trat er seine Professur Erwachsenenbildung an der Technischen Universität Kaiserslautern an. Seit 2020 ist er wissenschaftlicher Leiter des Instituts „Technologie und Arbeit“. Bei seinen wissenschaftlich-technischen Kooperationen sieht sich Rohs als Pädagoge unter den Technikern akzeptiert.

In der Reihe „Dialog Erwachsenenbildung“ beantworten Akteure aus den verschiedensten Bereichen der Erwachsenenbildung Fragen zu aktuellen Themen. Dazu stellen sie mit ihren beruflichen Erfahrungen ihre Arbeitswelt und Motivation vor.

Alle Folgen der Reihe „Dialog Erwachsenenbildung“ auf Youtube:

https://www.youtube.com/@dialogerwachsenenbildung8140


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