Buchvorstellung

„Ohne Rechnen kommt man im Leben nicht weiter“

Numeralität als soziale Praxis aus der biographischen Perspektive älterer Menschen

Das Bild zeigt das Cover des Buchs

Die hier präsentierte Studie ist eine der ersten in Deutschland, die sich auf den Ansatz von Numeralität als soziale Praxis bezieht. Sie bietet neue Einsichten in die Art und Weise, wie Menschen im Alltag mit Zahlen umgehen und wie sich mathematische Fertigkeiten im Laufe des Lebens verändern. Ziel ist es, den subjektiven Umgang mit Numeralität und mathematischem Wissen bei älteren Menschen aus einer biographischen Perspektive zu untersuchen. 

Mittels eines qualitativ-explorativen Forschungszugangs werden in biographisch orientierten Interviews individuelle Erfahrungen, Bedeutungszuschreibungen, Positionierungen und Handlungsstrategien im Umgang mit mathematischem Wissen erfasst.

Die Ergebnisse zeigen nicht nur, dass numerale/mathematische Kenntnisse und Fertigkeiten von hoher Relevanz sind für die aktive Teilhabe und Teilnahme der Menschen am gesellschaftlichen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Leben, während geringe numerale/mathematische Kenntnisse und Fertigkeiten exkludierend wirken können. Es wird zudem mithilfe des Ansatzes Numeralität als soziale Praxis deutlich, dass Mathematik nicht nur als neutrale Kulturtechnik betrachtet werden darf, sondern dass mathematisches Wissen und Fähigkeiten individuell unterschiedlich genutzt und angewandt werden. Der Ansatz Numeralität als soziale Praxis betont vor allem den kulturellen, historischen, politischen und subjektiven Kontext mathematischer Anwendungen.

 Die Autorinnen präsentieren vor dem Hintergrund ihrer Befunde neue Ansatzpunkte zur Entwicklung teilnehmerorientierter Angebote in den Bereichen Alltagsmathematik/Rechnen und ökonomischer Grundbildung. Vor allem die Möglichkeit einer ressourcenorientierten Perspektive auf alltags- und lebensweltliche numerale Praktiken der Teilnehmenden von Grundbildungskursen wäre hier zu erwähnen. Die Reflexion vorhandener, oft nicht bewusst wahrgenommener, numeraler Praktiken ermöglicht selbstbestimmte und als selbstwirksam erlebbare (Weiter-)Entwicklungen numeraler Kompetenzen. Diese werden ebenfalls als Grundlage für Verständnis und Mitgestaltung gesellschaftlicher Entwicklungen benötigt.

„Die Studie belegt hervorragend, dass rechnen, messen, schätzen nur scheinbar neutrale Kulturtechniken sind. Empirisch fundiert und im Kontext des Alltäglichen wird Numeralität als soziale Praktik kollektiv und individuell reflektiert - ausgehend von den Menschen in ihren Lebenszusammenhängen" (Sabine Schmidt-Lauff, Professorin für Weiterbildung und lebenslanges Lernen an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg/UniBW Hamburg).

Das Buch richtet sich vornehmlich an Praktiker:innen wie Wissenschaftler:innen der Erwachsenenbildung, aber auch an Menschen in Entscheidungspositionen von Weiterbildung, Politik und Wirtschaft.

Die Autorinnen

 Dr. Melanie Benz-Gydat (1983) ist an der Professur für Erwachsenenbildung der HSU/UnivBw Hamburg tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Professions- und Professionalitätsforschung in der Disziplin der Erwachsenenbildung/Weiterbildung, Lehr-Lernforschung in der Erwachsenenbildung, Alphabetisierung und Grundbildung.

Thea Klüver, M.A. (1992) ist an der Professur für Erwachsenenbildung der HSU/UnivBw Hamburg tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte sind subjektwissenschaftliche Lehr-Lernforschung, u.a. im Rahmen von Alphabetisierung und Grundbildung, Literalität und Numeralität.

Dr. Antje Pabst (1975) ist an der Professur für Erwachsenenbildung der HSU/UnivBw Hamburg tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte sind subjektwissenschaftliche Forschung im Rahmen von Erwachsenenbildung, (Aus-) und Weiterbildung, Beruf und Beruflichkeit, Bildungsurlaub, Alphabetisierung und Grundbildung.

Prof. Dr. Christine Zeuner (1959) ist Professorin für Erwachsenenbildung an der HSU/UnivBw Hamburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind politische Bildung, historische und internationale Erwachsenenbildungsforschung, Literalitäts- und Numeralitätsforschung, Forschung zu Bildungsurlaub/Bildungsfreistellung, Adressaten-, Zielgruppen- und Teilnehmendenforschung.

CC BY-SA 3.0 DE by  Thea Klüver für wb-web (2023)


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