Mit dem Spiel „Sea Hero Quest“ beschreiten Forscher neue Wege in der Demenzforschung. Ziel war die Ermittlung von Normdaten zum Orientierungsvermögen für die Grundlagenforschung, weil bei eintretender Demenz dieses oft als erstes bei Betroffenen stark abnimmt. Rund 2,5 Millionen Menschen nahmen bislang anonym an der Datenerhebung teil. Mitte November stellten die beteiligten Wissenschaftler des University College London in San Diego erste Ergebnisse der Studie vor.
Überraschend zeigt sich, dass bereits ab dem frühen Erwachsenenalter der Verlust der räumlichen Orientierung einsetzt und sich diese Entwicklung in der Regel ein Leben lang fortsetzt. Im Vergleich findet ein Neunzehnjähriger mit einer Wahrscheinlichkeit von 74 Prozent effektiv ins Ziel, während die Trefferquote eines Fünfundsiebzigjährigen nur noch bei durchschnittlich 46 Prozent liegt.
Weniger überraschend, aber dafür jetzt wissenschaftlich belegt, sind die fundamentalen Navigationsunterschiede zwischen den Geschlechtern, wie die Analyse des „Leuchtraketen-Levels“ zeigt. Dieser weist ebenfalls signifikante Unterschiede auch zwischen den Nationen aus. Teilnehmende aus nordischen Ländern (Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden) zeichnen sich mit einem besonders ausgeprägten räumlichen Orientierungsvermögen im Vergleich zu den weiteren weltweiten 189 Ländern aus.
Ziel für das internationale Forscherteam ist die Entwicklung von frühzeitiger Diagnose und Behandlung von Demenzbetroffenen. Eine Möglichkeit wäre, mit einem Messinstrument, wie „Sea Hero Quest“, Studien zur Wirksamkeit medikamentöser Therapien objektiv zu bewerten.
Zwei Jahre wird voraussichtlich die detaillierte Analyse aller Daten beanspruchen.
Aufbauend auf diesen Ergebnissen steht die Bildungsforschung vor der Aufgabe, zu überprüfen, ob mit Bildungsangeboten Demenzerkrankten geholfen werden kann. Ist es möglich, den schleichenden bis schnell vorangehenden Verlust des Orientierungsvermögens bei Gesunden wie Demenzerkrankten zu verlangsamen oder aufzuhalten?
Neben Dr. Hugo Spiers von dem University College London ist Dr. Michael Hornberger, Professor für Demenzforschung an der Universität von East Anglia an der Analyse beteiligt. Die gemeinnützige Organisation Alzheimer’s Research sowie der Spieleentwickler Glitchers und die Deutsche Telekom komplettieren das Entwicklungsteam von „Sea Hero Quest“.
Weitere Informationen zu Sea Hero Quest:
Das Vergessen vergessen
Urknall in der Demenzforschung
Games for Good
http://www.seaheroquest.com