Christina Bliss Blog

Kommunikation und Kollaboration im virtuellen Raum

Das Bild zeigt Tablet und Laptop, mit geöffnetem Videkonferenzfenster - verschiedene Menschen winken aus ihren kleinen Bildschirmfenstern.

Bild: Lynette Coulston (pixabay licence)

Bei der gemeinsamen Veranstaltung zum Weiterbildungstag 2021 von wb-web mit Partnern aus dem Unterstützerkreis, bot wb-web-Redakteurin Christina Bliss einen aktiven Workshop zum Thema "Kommunikation und Kollaboration im virtuellen Raum" an. Die Anregungen, Tools und Methoden, die sie im Workshop vorstellte, fasst sie in diesem Blogbeitrag inklusiver aller Verlinkungen noch einmal zusammen.

Grundproblem  der digitalen Lehre

Lehrende wissen bei Online-Lehrveranstaltungen oftmals noch weniger als bei Präsenzkursen, was sie in ihrer Veranstaltung erwartet. Wer wird kommen? Wird die Technik funktionieren? Welche Medienkompetenz bringen die Teilnehmenden mit und sind sie meinem Medieneinsatz gewachsen? Wie sind die Rahmenbedingungen? Werde ich als Lehrperson die Kurszeit auf schwarze Bildschirme starren müssen?  Diese und noch viel mehr Fragen verunsichern viele Lehrenden oder erschweren die Vorbereitung, weil sie sich auf verschiedene Szenarien einstellen und auch spontan reagieren müssen. 

Dieser Ungewissheit und den damit verbundenen Risiken, verschiedene Tools zu nutzen und die Teilnehmenden in das Kurskonzept aktiv mit einzubeziehen, stehen aber die unzähligen Vorteile gegenüber: Beispielsweise können durch verstärkte Kommunikation und Kollaboration Meinungen der Lerngruppe abgefragt, die Session aufgelockert und Ideen gesammelt werden, aber die Teilnehmenden können sich untereinander auch kennenlernen, die Lerngruppe wird als Team gestärkt und Sie können sich und die Lernende aktivieren und so Konzentration und  Kursdynamik erhalten. 

Verständnis haben und einfordern

Obwohl ich alles mehrfach getestet und den Workshopablauf durchgespielt habe, funktionierte kurz vor Workshopbeginn die Computerkamera nicht mehr. Das Problem war auch mit einem schnellen IT-Einsatz nicht zu beheben... Natürlich kann in einer Online-Veranstaltung die Technik streiken oder sich herausstellen, dass die Hälfte der Kursgruppe das von Ihnen ausgewählte Interaktionstool nicht bedienen kann. Sowas passiert aber auch in der Präsenzlehre. Im Unterschied zum realen Treffen im Kursraum, müssen Sie sich im virtuellen Raum als Mensch sichtbar machen. Sprechen Sie Probleme an, erzählen Sie laut, was Sie gerade machen, wenn Sie im Hintergrund noch versuchen, die Technik zu optimieren und geben Sie zu, dass Sie ein Problem nicht lösen können und bitten Sie um Verständnis dafür. Denn wenn Sie als Mensch hinter der Kursleitungsrolle sichtbar werden, wird man Ihnen gerne Probleme verzeihen! So kann ich aus diesem Workshop berichten: Ungefragt bekam ich am Ende sehr wertschätzendes Feedback, weil ich meine technischen Probleme ansprechen, Plan B aus der Tasche ziehen und den Workshop trotzdem souverän durchziehen konnte. Vielen Dank an dieser Stelle für die warmen Worte!

Aber auch Sie müssen Verständnis für Ihre Teilnehmenden aufbringen und Ihnen zunächst einen Vertrauensvorschuss gewähren: Möglicherweise hat eine ausgeschaltete Kamera nichts damit zu tun, dass die Personen noch andere Arbeiten parallel erledigen oder gähnend vor dem Bildschirm sitzen - vielleicht ist es manchen Menschen unangenehm, ihr privates Umfeld zu zeigen, vielleicht turnen im Hintergrund die Homeschooling-Kinder durchs Zimmer oder aber es ist schlichtweg keine Kamera vorhanden. 

Haben Sie für den Notfall immer Plan B in der Tasche, damit sie zum Beispiel eine Aufgabe, die Videoaustausch benötigt, auch ohne Bild durchführen können. Sie können auch die Tatsache nutzen, dass nur ein Teil der Gruppe aktiv mitmacht und die übrigen Personen als Beobachter einsetzen. Diese können ihre Erkenntnisse dann später über den Chat mit der gesamten Gruppe teilen.

Einfache Methoden für mehr Austausch im virtuellen Raum

Manche der hier vorgestellten Methoden haben direkt mehrere Funktionen. Sie können beispielweise zum Kennenlernen und gleichzeitig zum Technikcheck benutzt werden.

Mehr Flexibilität durch neue Tools

Herkömmliche Videokonferenzsysteme ermöglichen nur eine einfache Kommunikation, das heißt, eine Person spricht gleichzeitig oder anders: Personen müssen nacheinander sprechen. Breakout-Räume stellen Platz für parallelen Gruppenaustausch zur Verfügung. In Kleingruppen werden wieder andere Methoden möglich, sich auszutauschen und gemeinsam zu arbeiten. 

Noch mehr Flexibilität bieten neue Kollaborationstools wie wonder.me, gather.town oder trember.me (Eigene Handlungsanleitungen verbergen sich hinter den Links). Die Stärke dieser neuen Tools ist, dass sich viele Menschen gleichzeitig, auf der selben Oberfläche als Avatare treffen können. Es ist möglich, in diesen virtuellen Räumen mit den Maustasten oder mit einem Mausklick "herumzulaufen". Kommen sich die Personen im virtuellen Raum näher, öffnet sich ein Videochatfenster und man kann in Austausch treten, ähnlich der Bewegung in einem Kursraum oder auf einer Konferenz und den damit verbundenen üblichen Interaktionsszenarien. Sie können im Plenum zu Ihrer Gruppe sprechen, die Gruppe aber auch bitten, jeweils mit dem "Sitzpartner" ins Gespräch zu kommen - ein großer Mehrwert für jede Online-Lernsituation!

Auf diese Weise können Sie viele herkömmliche Methoden aus der Präsenzlehre in den virtuellen Raum übertragen, anpassen und für Ihre Ansprüche nutzen: Sie können zum Beispiel die Personen sich von rechts nach links im "Raum" zu verschiedenen Fragen positionieren lassen; Sie können Kennenlernmethoden wie Speeddating anwenden; Sie können Ideensammlungen oder Kleingruppenaufgaben einfach realisieren oder auch aktivierende Spiele wie Stille Post  oder ähnliches als Auflockerung einbauen.

Passende Beiträge auf wb-web

Auf die folgenden Beiträge auf wb-web habe ich im Workshop Bezug genommen. Sie bieten über die Sammlung hier hinaus  noch weitere Informationen und Links.

Interaktion online - Wie kann's gelingen?

- Blog

Interaktion online - Wie kann's gelingen?
Ist das klar geworden? Sollen wir mal kurz eine Pause machen? Wie stehen Sie zu dem Thema? Wer findet das Vorgehen gut? Es gibt unzählige Fragen und Antworten, die innerhalb eines Kurses gestellt und gegeben werden - Organisatorisches, Inhaltliches, Didaktisches oder auch Persönliches. Wie kann ich als Lehrperson diese Art der Rückmeldung und Interaktion in die Online-Welt übertragen? Welche Tools gibt es und welche Methoden eignen sich?

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Mehr soziale Präsenz bei Online-Meetings

- Blog

Mehr soziale Präsenz bei Online-Meetings
Nele Hirsch, Bildungsexpertin und Fachfrau für digitales Lehren und Lernen, hat mit dem Multimedia Kontor Hamburg eine Veranstaltung zum Thema "Soziale Präsenz in Online-Meetings" durchgeführt. Aus ihrem Input und der aktiven Diskussion mit den Teilnehmenden der Veranstaltung sind zehn Vorschläge entstanden, wie Lehrende Ihre soziale Präsenz in Online-Meetings verstärken können. Diese zehn Schritte hat Nele Hirsch in diesem Blogbeitrag niedergeschrieben. Am Ende finden Sie auch das Input Video, das sie für das Multimedia Kontor Hamburg angefertigt hat.

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CC-BY-SA 3.0 by  Christina Bliss für wb-web, 19. April 2021