Handlungsanleitung

Die Bedürfnisse der Gruppe durch ein Standbild  ermitteln 

Situationen im Kurs können sich derart entwickeln, dass die Kursleitung in eine scheinbar unlösbare Lage gerät. Die Teilnehmenden haben bezüglich der Gestaltung der Bildungsveranstaltung, der Termine o.  Ä. andere Vorstellungen als die Lehrkraft. Ein erster Schritt der Lehrkraft ist es nun, eine gelungene Arbeitsphase im Gruppenprozess sicherzustellen, indem die Bedürfnisse der Gruppenmitglieder ermittelt werden.

Bei der Erhebung der Gruppenmeinung ist es wichtig, das Gruppenklima so offen zu gestalten, dass jede Person ohne Druck ihre Meinung einbringen kann. Geeignete Methoden zur Erhebung der Bedürfnisse in der Gruppe sind die Skalierungsfragen bzw. ein Standbild zu Fragen und die Gruppensoziometrie. Diese Methoden bilden schnell die Stimmung oder Einstellung in der Gruppe ab, ohne dass lange debattiert werden muss. Und sie haben den Vorteil, dass ein Verweis auf die Worte der zuvor Redenden nicht möglich ist. Niemand kann sich hinter eloquenten Wortführern verstecken.

Methode: Skalierungsfragen oder Standbild zu Fragestellungen

Bei dieser Methode wird eine Skala von eins bis zehn auf dem Boden markiert. Die Endpunkte „eins“ und „zehn“ sind die am weitesten auseinander liegenden Positionen: „Wir sollten unbedingt so vorgehen“, „Wir sollten keinesfalls so vorgehen“. Bevor die Teilnehmenden aufgefordert werden, sich ihrer Meinung entsprechend auf der Skala aufzustellen, wird um Verständnis für unterschiedliche Einstellungen geworben. Das erreicht man, indem diese beiden Positionen als miteinander versöhnlich und jeweils prinzipiell als akzeptabel beschrieben werden, also der jeweils gute Kern dieses Vorgehens hervorgehoben wird. Die Teilnehmenden ordnen sich anschließend der Skala zu und bringen so (stumm) ihre Meinung zum Ausdruck. Anschließend kann die Leitung vor allem die im Mittelfeld der Skala stehenden Teilnehmenden nach ihren Lösungen befragen.

Methode: Gruppensoziometrie

Hierbei wird ein Filzstift oder ein anderer Gegenstand in die Mitte des Raums gelegt. Dann wird eine Frage gestellt: „Wie stark sind Sie jetzt innerlich an der Vorbereitung des Festes beteiligt?“ Die Teilnehmenden gruppieren sich nun in einem entsprechenden Abstand um dieses Zentrum, d. h. den Gegenstand, andere entsprechend entfernt. Jetzt kann der Kursleiter einzelne Teilnehmende, die am weitesten vom Zentrum entfernt stehen, gezielt – und auf wertschätzende Weise – nach ihren Vorstellungen fragen. Ein anschließender Kompromissvorschlag hat gute Chancen, akzeptiert zu werden.

 

Lesen Sie dazu den Erfahrungsbericht "Warm-up und Meinungsfindung mit dem Standbild" einer freiberuflichen Online-Trainerin mit weiteren Einsatzmöglichkeiten des Standbilds. 

Auszug aus dem Perspektive Praxis Band "Souverän Seminare leiten" von Wolf-Peter Szepansky,  angepasst durch Kathrin Quilling (30.11.2015), nicht unter freier Lizenz, letztmalig geprüft am 25.09.2023


Quellen

Quelle: Szepansky, W.-P. (2010). Souverän Seminare leiten. Bielefeld: W. Bertelsmann.


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