Handlungsanleitung
Der Gold-Standard für Onlinekurse als OER
Einleitung
OER haben für Onlinekurse dreierlei Bedeutung.
- Sie können Beiträge zur Struktur der Kurse leisten, indem offene Materialien innerhalb des Kurses Verwendung finden und so gegebenenfalls Effizienzgewinne versprechen.
- Online-Kurse können als Ganzes selbst OER sein. Das erlaubt es etwa, Einzelteile von Kursen nachzunutzen oder sie als Ganzes für unterschiedliche Zielgruppen anzupassen.
- Ergebnisse von Online-Kursen können als OER veröffentlicht und weitergenutzt werden.
Da Onlinekurse auf verschiedene Werkzeuge und Dienste zurückgreifen können, etwa Lernmanagementsysteme, E-Mail-Verteiler, interaktive Übungen etc., treten technische Aspekte hier stärker in der Vordergrund als bei anderen OER.
Sind Online-Kurse offen für alle Menschen, werden sie den sog. MOOCs zugeordnet. MOOC steht für Massive Open Online Course und wird oft bei der Diskussion um OER und Online-Kurse genannt, obwohl nicht alle MOOCs frei lizenziert und damit OER sind.
Online-Kurse als OER
Die Besonderheiten bei Onlinekursen als OER
Online-Kurse beschreiben kein Dateiformat, sondern sind vielmehr aus verschiedenen Materialarten und Werkzeugen zusammengesetzt. Dabei könnte es sich beispielsweise um Videos, Podcasts oder interaktiven Übungen handeln, die ihre jeweiligen Eigenarten bezüglich freier Lizenzierung mit sich bringen.
Die für Online-Kurse nötige technische Basis, auf der Materialien und Werkzeuge bereitgestellt werden können, benötigt fast immer eine etwas tiefere Einarbeitung und ist nur selten mit einfachen Mitteln bspw. am Smartphone umsetzbar. Neben der reinen didaktischen und gestalterischen Planung müssen Aspekte wie Kommunikations-, Rollen- oder Bewertungskonzepte bedacht und administriert werden.
Offene und empfehlenswerte Werkzeuge für Online-Kurse
Speziell für die Organisation von Lernangeboten, – werkzeugen und -prozessen wurden Lernmanagementsysteme, kurz LMS, entwickelt. Neben der Bereitstellung von Lernmaterialien, sowie Organisations- und Kommunikationswerkzeugen kann über die Verwaltung der Lernenden und deren Berechtigungen festgelegt werden, wer auf diese Zugriff haben darf. Bekannte Open-Source-LMS sind Moodle, Ilias oder OpenOLAT, wobei Moodle die größte Community bezüglich seiner Weiterentwicklung und Nutzung aufweisen kann.
Auch Webseiten lassen sich gut für die Bereitstellung von Online-Kursen nutzen. So lassen sich über WordPress, eine Open-Source-Software für Weblogs, Lernmaterialien und Arbeitsanweisungen in Beiträgen bereitstellen, Antworten und Diskussionen können in den Kommentaren erfolgt werden. Über weitere Plugins lassen sich weitere Funktionen zur Kommunikation und Vernetzung hinzufügen.
Schließlich können Online-Kurse und die damit verbundenen Lernaktivitäten auch über verschiedene Plattformen verteilt stattfinden. Lernmaterialien können bspw. via Links auf Videoplattformen, Podcasts oder wissenschaftliche Fachbeiträge bereitgestellt werden, während die Diskussion darüber in einer Messenger-Gruppe oder über einen speziellen Twitter-Hashtag möglich ist. Hierfür lässt sich auch kollaborative Web-Annotierung nutzen, wie es zum Beispiel das Tool Hypothes.is bietet. In diesen Fällen sollten die einzelnen Webquellen und Kommunikationskanäle auf einer zentralen Seite zusammengestellt werden.
Produktion: Erstellung & Bearbeitung
Für die Planung eines Online-Kurses wird eine zumindest grobe Anfertigung eines methodisch-didaktischen Konzepts empfohlen. Hierin werden die angestrebten Lernergebnisse, mögliche Aufgaben zu deren Überprüfung sowie dafür nötige Lerninhalte festgehalten. Darauf aufbauend entsteht ein Manuskript oder Drehbuch, das die finale Kursstruktur samt Inhalten und Aufgaben enthält. Der Umfang dieser Konzeption kann sehr unterschiedlich sein: handelt es sich um einen auch inhaltlich offenen Online-Kurs, indem Lernende gemeinsam an Projekten arbeiten, ist aufwendig produziertes Lernmaterial meist weniger gefragt. Stattdessen sollte der Schwerpunkt eines solchen Online-Kurses auf Werkzeugen zur Vernetzung, Kommunikation und gemeinsamen Arbeit liegen.
Die so geplanten Inhalte und Werkzeuge müssen dann auf der technischen Plattform bereitgestellt werden. Die Einbindung oder Verlinkung ist stark vom gewählten System und der zu integrierenden Content-Art abhängig. Die benötigten Materialien können hierbei entweder selbst produziert oder aus frei lizenzierten Quellen wiederverwendet und ggf. angepasst werden.
Zur Qualitätssicherung können mehrere Review-Schleifen eingeplant werden. Neben einem allgemeinen Lektorat bzgl. Rechtschreibung, Grammatik, konsistenter sowie geschlechtergerechter Formulierungen, sollten Online-Kurse auch hinsichtlich der Barrierefreiheit, User-Führung oder Nutzungsrechte am besten von Personen kontrolliert werden, die nicht am Erstellungsprozess beteiligt gewesen und somit diesbezüglich noch nicht „betriebsblind“ sind. Weiterhin ergeben sich oft andere Notwendigkeiten wie die korrekte Nennung von Veranstalter*innen und Förderungen, die ebenfalls vor der Veröffentlichung überprüft werden sollten.
Veröffentlichung
Um einschätzen zu können, ob sich die Teilnahme und der damit verbundene Zeiteinsatz für Interessierte selbst bei einem kostenlosen Lernangebot lohnt, sollte eine Informationsseite kurz die Lernergebnisse, -inhalte und Arbeitsformen beschreiben. Weitere wichtige Metadaten sind benötigte Vorkenntnisse sowie die Kurslaufzeit und der erwartete Workload.
Ob eine Anmeldung für den Online-Kurs nötig ist, hängt einerseits von den konzeptionellen Erfordernissen, andererseits von der eingesetzten Plattform ab.
Um die Auffindbarkeit in den bekannten Suchmaschinen zu fördern, sollten gängige Maßnahmen zur Suchmaschinenoptimierung ergriffen werden. Speziell für OER ist eine maschinenlesbare Angabe der Lizenz nötig.
Nachnutzung
Die meisten Open-Source-Systeme ermöglichen prinzipiell den Export einer Kursdatei, über die er auch auf anderen Plattformen bereitgestellt werden kann, wenn diese auf der gleichen Software basieren. Eine Download-Option steht nur selten zur Verfügung, denn der Kurs verändert sich über die Zeit und auch der Ausschluss personenbezogenen Daten der Teilnehmenden müsste sichergestellt werden.
Es ist aber ohnehin häufig einfacher und zielführender, Online-Kurse nicht als Ganzes, sondern in ihren Einzelteilen bedarfsgerecht zu kopieren und anzupassen. Eine einfache Möglichkeit zum Download einzelner Bestandteile des Kurses erscheint daher hilfreicher.
Beispiele
Der MOOC zu den „OER-Fachexperten“ richtet sich an freiberufliche Trainerinnen und Trainer und vermittelt neben den Grundkenntnissen rund um OER auch strategische Überlegungen zum eigenen Geschäftsmodell. Die Teilnehmenden konzipieren hierfür selbst ein OER-Projekt, das sie im Laufe des MOOCs umsetzen und bezüglich ihrer eigenen Strategie reflektieren. Die Lernmaterialien sind dabei ein Remix aus eigenen Produktionen und frei lizenzierten Videos und Aufgaben. Die technologische Grundlage bietet die stark angepasste Moodle-Plattform oncampus.de, wobei die Videos auf YouTube gehostet werden. Interaktive Aufgaben im Kurs wurden mit dem H5P-Plugin umgesetzt und sind somit auch auf andere Plattformen übertragbar, die H5P unterstützen oder einbetten können.
Beim Unkurs „Edunauten“ wurde gemeinsam das „FAQ Online Lernen“ erstellt. Dabei erarbeiteten die Lernenden gemeinsam Fragestellungen rund um zeitgemäßes Online-Lernen und formulierten Antworten darauf. Als technische Basis kam WordPress mit dem Plugin Buddypress zum Einsatz. Die Kommunikation erfolgte über einen Mail-Verteiler. Hier wurden tägliche Updates und Anregungen zum Mitmachen verschickt. Die Lernenden konnten selbst entscheiden, unter welcher offenen Lizenz und mit welcher Namensnennung die von ihnen erstellten Arbeitsergebnisse veröffentlicht wurden.
Kollaboration bei Online-Kursen
Bei Online-Kursen ist die gemeinsame Arbeit mit mehreren Personen nicht nur möglich, je nach Umfang des Kurses wird sie sogar sehr empfohlen oder wird durch Umfang und Komplexität der vielfältigen Aufgaben nötig.
Die Erstellung der einzelnen Kursbausteine kann einerseits in verschiedene Hände gelegt werden, andererseits kann auch jedes Element meist von mehreren Personen bearbeitet werden. Umfang und Organisation ist dabei meist von der jeweiligen Elementart (z.B. Texten, Bildern, Aufgaben) abhängig. Bei der Zusammenstellung des Kurses aus diesen Elementen ermöglichen die meisten Plattformen die gemeinsame oder verteilte Bearbeitung, es sollte aber eine Person geben, die die Übersicht über die Aufgaben und den Produktionsstand behält. Im laufenden Betrieb kann die Betreuung i. d. R. ebenfalls von mehreren Personen übernommen werden (bspw. für fachliche Fragen oder technischem Support).
Kollaboration ist ferner bei der Kursdurchführung unter Lernenden möglich.
Dieser Text steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urhebers soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Anja Lorenz, Oliver Tacke und Nele Hirsch für OERinfo – Informationsstelle OER.
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