Ist die Teilnahme an Weiterbildung ein Recht oder eine Pflicht der Arbeitnehmer? Darüber herrscht in deutschen Unternehmen Uneinigkeit. Das hat eine gemeinsame Studie "Weiterbildung für die digitale Arbeitswelt" des Digitalverbands Bitkom und des TÜV-Verbands ergeben, für die 504 Unternehmen ab 10 Mitarbeitern in Deutschland befragt wurden. Für wb-web haben wir die zentralen Ergebnisse zusammengefasst.
Der typische Lebenslauf – Schule, Ausbildung oder Studium und dann 40 Jahre im gleichen Beruf – gehört für die meisten Beschäftigten der Vergangenheit an. Die Digitalisierung verändert Berufe und Karrierewege, Weiterbildungen sollten deshalb zu jedem Arbeitsleben dazu gehören. Ob Weiterbildung allerdings ein Recht oder eine Pflicht der Arbeitnehmer sein sollte, darüber wird in deutschen Unternehmen gestritten.
44 Prozent aller befragten Unternehmen meinen, dass für alle Beschäftigten ein gesetzlich vorgeschriebenes Recht auf Weiterbildung eingeführt werden sollte. Etwas weniger, nämlich 37 Prozent aller Unternehmen sind dagegen der Meinung, dass es für alle Beschäftigten eine gesetzlich vorgeschriebene Pflicht zur Weiterbildung geben sollte. 54 Prozent der Unternehmen sind für ein Recht und eine Pflicht.
Man lernt nie aus
Weiterbildung ist in Zeiten der Digitalisierung nicht die Kür, sondern sollte zum Pflichtprogramm in jedem Unternehmen gehören“, sagt Bitkom-Bildungsexpertin Juliane Petrich. „Dabei gibt es in Sachen Digitales nicht nur die Bringschuld der Unternehmen. Es liegt auch an den Mitarbeitern, aktiv einzufordern, wo sie Unterstützung und Nachhilfe brauchen und diesen Bedarf selbst regelmäßig zu überprüfen.“
Die Breite der Weiterbildungsmöglichkeiten zu digitalen Themen spiegelt sich auch im Seminarangebot der Bitkom Akademie wider. Sie ist seit 2005 Ansprechpartner für die Weiterbildung und Qualifizierung von Fach- und Führungskräften zu IT-Themen und digitalen Trends und bietet unterschiedliche Weiterbildungsmaßnahmen an. Im Jahr 2018 haben sich rund 10.000 Teilnehmer aus Unternehmen unterschiedlichster Branchen in Seminaren der Bitkom Akademie weitergebildet.
Zentrale Ergebnisse der Studie sind unter anderem:
90 Prozent der befragten Unternehmen finden das Thema Weiterbildung wichtig.
99 Prozent der Unternehmen sind der Meinung, dass lebenslanges Lernen immer wichtiger wird.
43 Prozent der Unternehmen haben eine Weiterbildungsstrategie.
93 Prozent der Unternehmen sind der Meinung, dass mit Weiterbildung die Motivation und Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden steigen.
63 Prozent der Unternehmen bilden ihre Mitarbeiter im Bereich digitale Kompetenzen weiter.
43 Prozent der Unternehmen sind bereit, Zeit und Kosten für die Weiterbildung von digitalen Kompetenzen zu übernehmen.
2,3 Weiterbildungstage stehen Beschäftigten jährlich durchschnittlich zur Verfügung.
709 Euro stehen Mitarbeitern pro Jahr im Durchschnitt für Weiterbildungen zur Verfügung.
54 Prozent der Unternehmen wollen ihre Weiterbildungsinvestitionen im Jahr 2019 erhöhen.
Den vollständigen Studienbericht „Weiterbildung für die digitale Arbeitswelt“ mit allen Ergebnissen können Sie kostenfrei hier herunterladen.
Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Umfrage von Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom und des TÜV-Verbands unter 504 Unternehmen ab zehn Mitarbeitern in Deutschland. Befragt wurden Geschäftsführer und CEOs sowie Personalleiter und HR-Manager. Die Fragestellung lautete: „Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu, auf einer Skala von 1 Stimme voll und ganz zu bis 4 Stimme überhaupt nicht zu?“: „Es sollte für alle Beschäftigten eine gesetzlich vorgeschriebene Pflicht zur Weiterbildung eingeführt werden.“ und „Es sollte für alle Beschäftigten ein gesetzlich vorgeschriebenes Recht zur Weiterbildung eingeführt werden.“
Eine Orientierung im Maßnahmenkatalog für Lehrende und Bildungsinstitutionen
Besteht in Deutschland ein Rechtsanspruch auf (Weiter-)Bildung? Die Antwort auf diese Frage lautet „Nein“, wenn man im Grundgesetz nach einem Recht auf Bildung sucht.
Je nach Inhalt und Zielgruppe eines Bildungsangebots gibt es für Bildungsinstitutionen, Lehrende und Lernende verschiedene Ansprechpartner bei der Europäischen Union und auf Bundes- oder Landesebene.