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Stärkenorientierung in der Erwachsenenbildung

Das Bild zeigt einen etwa 8 jährigen Jungen vor einem Rechenschieber. Links neben ihm sieht man eine junge Frau, die auf den Rechenschieber zeigt.

Stärken sehen, Stärken fördern, Stärken nutzen. Copyright: gem. CLIMB GmbH

Bei den climb-Lernferien werden junge Freiwillige gefragt, was sie richtig gut können. Eindrücklich zeigt das Sozialunternehmen, wie Erwachsenenbildung im Ehrenamt aussieht und welche Tipps man direkt in den eigenen Alltag integrieren kann. Die einfache Frage befähigt Berufsanfänger*innen dazu, ihre Ziele zu erreichen.

Eine orientierungslose Generation

 Viele junge Erwachsene stehen vor dem Problem, dass sie oft nicht wissen, was sie eigentlich gut können und wie sie diese Stärken in Alltag und im Beruf nutzen können. Dass sich die Orientierungslosigkeit während der Corona-Pandemie verstärkt hat, ist nicht verwunderlich.

Zu Recht könnte man sagen, dass das Schulsystem junge Leute nicht angemessen auf das Berufsleben vorbereitet. Aber auch die Erwachsenenbildung mit ihrem Auftrag zum lebenslangen Lernen bietet viele Möglichkeiten, Menschen für ihren Beruf und ihren Alltag mehr Orientierung zu geben.

Wer seine Stärken kennt, weiß wie sich diese Stärken am besten einsetzen lassen. Deshalb hat sich das Sozialunternehmen climb zum Ziel gesetzt, eine Alternative zum aktuellen Bildungssystem aufzuzeigen und kombiniert die Förderung von Grundschulkindern mit einem Weiterbildungsprogramm für Studierende.

Stärken erkennen, indem man Kinder fürs Lernen begeistert?

Die climb-Lernferien sind ein Ferienprogramm, bei dem junge Erwachsene und armutsgefährdete Grundschulkinder mit- und voneinander lernen. Die Kinder erleben zwei Wochen lang spannende Deutsch- und Mathelernzeiten, kreative und sportliche Projekte und Ausflüge. Die Erwachsenen planen, organisieren und führen dieses Programm durch und werden dabei betreut und mit Workshops und Reflexionsgelegenheiten begleitet.

Das Ziel ist, sie mithilfe von innovativen Methoden fürs Lernen zu begeistern und ihnen Gelegenheiten zu geben, ihre Stärken zu entdecken und Fähigkeiten wie Durchhaltevermögen, Teamfähigkeit und Planungskompetenz zu trainieren. Damit das möglich ist, müssen die ehrenamtlichen Erwachsenen lernen, Stärken zu erkennen – und zwar nicht nur die der Kinder, sondern auch ihre eigenen. Denn für eine erfolgreiche Umsetzung der Lernferien braucht es bei Klein und Groß dieselben Fähigkeiten, um Herausforderungen zu bewältigen, Konflikte zu lösen und Erfolgserlebnisse zu feiern. 

Das Bild zeigt zwei Mädchen, die jeweils auf der Vor- und Rückseite eines Flipcharts malen. Ein junger Mann im Hintergrund schaut dabei zu.

Den Überblick bewahren und über sich hinauswachsen: Das geht  in der beruflichen Praxis... 

Das Bild zeigt vier junge Erwachsene in Kletterausrüstung, die die erhobenen Daumen in Richtung der Kamera strecken.

... und auch  beim Ausflug in der Kletterwald, den es bei jeden Lernferien gibt. Copyright: gem. CLIMB GmbH

Durch die begleitenden Workshops sind Praxis und Theorie verzahnt, neues Wissen kann direkt angewendet werden. Die Themen sind breit gefächert und umfassen Inhalte wie Konfliktmanagement, Ziele setzen oder Werte und Vielfalt. climb-Lernferien sind kein Programm, das sich ausschließlich an angehende Pädagog*innen richtet. Auch andere Studierende, Auszubildende und bereits Berufstätige profitieren von der Erfahrung.

In der pädagogischen Arbeit mit Kindern ist die Lernkurve für Erwachsene besonders hoch. Kinder sind gleichzeitig die größten Fans und die größten Kritiker. Sie geben deutliches Feedback (auch non-verbal), wenn etwas gut oder schlecht läuft.

Die Schüler*innen arbeiten nicht mit? Je nach individueller Stärke finden climb-Lehrer*innen tolle Lösungen: eine Tanzübung zwischendurch, Mathe auf dem Pausenhof oder ein Ratespiel statt Frontalunterricht.

Stephanie nahm aus ihren Lernferien das Selbstbewusstsein mit, sich als Führungsperson durchsetzen zu können: „Wer eine Gruppe zappeliger Grundschulkinder nach einer Regenpause zu Mathe motivieren kann, der schafft es auch, eine Runde Anzugträger zu überzeugen!“

Stärkenorientierung im Alltag leben

Stärkenorientiert denken und handeln lässt sich trainieren. Zum Üben eignen sich auch kleine Impulse und Aufgaben für den Alltag, wie Sie sie im Folgenden finden: 

Allen voran kann sich jeder Mensch die Frage stellen: „Was kann ich eigentlich richtig gut?“ Wichtig ist dabei, nicht an Fähigkeiten wie analytische Fähigkeiten und Lösungsorientierung zu denken, wie sie in Stellenausschreibungen oft verlangt werden. Am besten denken Sie an ganz alltägliche Herausforderungen, die sie meistern, ohne viel darüber nachzudenken, z. B. „Ich kann richtig gut ruhig bleiben, wenn es mal chaotisch um mich wird.“

  1.  Kein Mensch kann alles gleich gut machen. Fische können gut schwimmen und müssen nicht wissen, wie man klettert. Anstatt also die Erwartung an sich selbst zu hegen, direkt ab 8 Uhr morgens produktiv zu arbeiten, obwohl Sie nachmittags viel konzentrierter sind, kann eine stärkenorientierte Lösung z. B. so aussehen, dass Sie vormittags eher Meetings und leichte Aufgaben machen, damit Sie nachmittags vollkommen konzentriert und ungestört arbeiten können.
  2. Jeder Mensch hat Stärken, auch der Kollege, der Sie ständig auf die Palme bringt. Um zu lernen, mit anderen Menschen stärkenorientiert umzugehen, können Sie z. B. an so eine Person in ihrem Leben denken. Was kann diese Person richtig gut? Schreiben Sie dieser Person eine Nachricht und spiegeln ihr das.
  3. Versuchen Sie, Schwächen bei sich und anderen als Potenzialfelder zu sehen und das auch so zu kommunizieren. Schließlich gibt es immer die Möglichkeit, zu lernen und zu wachsen. Mit dieser Haltung entsteht auch ein Raum, um zu erörtern, welche äußeren Umstände es erleichtern oder erschweren, gewisse Fähigkeiten zu üben.
Das Bild zeigt eine junge Frau, die mit einem kleinen Jungen an einem Tisch etwas aus Pappmaché bastelt.

climb-Lehrerin Johanna hilft Sohan beim Bauen eines Planeten. Es mag einfach aussehen, aber sie nutzt ihre Stärken wie Geduld und Kreativität, um Sohan zu motivieren und ihm Planungs- und Umsetzungskompetenz zu vermitteln. Copyright: gem. CLIMB GmbH

Eine mutige Gesellschaft weiß, was sie kann!

Die jungen Menschen, die sich bei den climb-Lernferien engagieren, möchten mit ihren Talenten und ihrer Zeit Gutes bewirken. Die ehrenamtlichen climb-Lehrer*innen gehen zurück in ihr Studium oder in ihren Beruf und nehmen das stärkenorientierte Mindset mit in ihre zukünftigen Klassenzimmer oder Meetingräume. Sie helfen dabei, in gesellschaftlichen Räumen eine Kultur zu etablieren, in der Stärken gesehen, genutzt und gefördert werden, und in der soziale Kategorien nicht mehr zu systematischen Benachteiligungen führen. Auch Erwachsenenbildung kann hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. Denn die Tatsache, dass Menschen gerne lernen und lehren, ist ein Stellhebel für eine mutige, innovative Gesellschaft. Woher wir das wissen? Von Laura, die sich nach den Lernferien entschieden hat, lieber Kulturwissenschaften statt Lehramt zu studieren, und ihre Stärken dort nun vollumfänglich  einsetzen kann.

CC BY SA 3.0 by Luisa Rösch, für wb-web (22.06.2021)


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