„Verkehrte Welt“ in der Erwachsenenbildung? Im vierten Teil der Reihe „Bildungsqualität unter Corona-Bedingungen“ stehen die finanziellen Einkommensverhältnisse Lehrender in der Erwachsenenbildung im Fokus. „Die Lage ist dramatisch“, so Prof. Dieter Nittel. Jedoch befanden sich die Erwachsenen- und Weiterbildner auch schon vor Corona oft in prekären Beschäftigungsverhältnissen. Das Thema ist nicht neu, aber es erfährt mit zunehmendem Fachkräftemangel weiter an Bedeutung. „Lehrende in der Erwachsenenbildung seien definitiv unterbezahlt und erfahren nur geringe öffentliche Wertschätzung“, darin sind sich die Gesprächspartner auf Arbeitgeber- und Gewerkschaftsseite einig. Die Gesprächsreihe finden Sie im YouTube-Kanal der FernUniversität in Hagen.
Die mangelnde öffentliche Wertschätzung trübt zudem die Stimmung. Drohender Fachkräftemangel in der Erwachsenenbildung ist kein Science Fiction, es ist Realität. So werden beispielsweise weniger Lehrstühle für die Erwachsenenbildung gestellt (Nittel).
Berücksichtigt man die verlängerte Lebensarbeitsphase bis aktuell 67, steigt dagegen der Wert der Erwachsenen- und Weiterbildung für die Allgemeinheit. Viele Menschen werden sich beruflich umorientieren müssen. Der digitale Wandel, der in alle Lebensbereiche vordringt, erfordert zudem die individuelle Auseinandersetzung mit neuen Systemen. Wo, wenn nicht in der Erwachsenen- und Weiterbildung, sollen die Inhalte vermittelt werden? Wer soll die Inhalte vermitteln, wenn die Lehrkräfte fehlen?
Weckruf zur Solidarität
Wenn drei sich einig sind, muss es doch klappen. Sowohl Arbeitgebervertreter Thiemo Fojkar, die DVV-Verbandsdirektorin Julia von Westerholt als auch die beiden Gewerkschaftsvertreter Arnfried Gläser und Detlef Zunker sind sich im Wesentlichen darüber einig, dass die Leistungen des lehrenden Personals in der Erwachsenenbildung unterbezahlt und zu wenig wertgeschätzt sind. Zusammen fordern sie Solidarität von den Beschäftigten in der Erwachsenenbildung untereinander. Bislang wäre davon nichts zu spüren. Diese Solidarität soll sich, so Fojkar, in einer „Konzertierten Aktion Weiterbildung“ ausdrücken. Die Formierung eines basisdemokratischen Drucks der Betroffenen könnte die Grundlage für Entwicklungen bieten.
Fazit
Die Diskutanten unter der Moderation von Dieter Nittel bieten einen ernüchternden Blick auf die Welt der Erwachsenen- und Weiterbildung. Sie zeigen Widersprüche und Spannungsfelder auf. Aber, und das ist erfreulich, es entsteht eine überparteiliche Verbundenheit, die sich so nicht unbedingt erwarten lässt und ein gemeinsames Ziel in den Blick nimmt: ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis für Lehrende in der Erwachsenen- und Weiterbildung.
Sehen Sie hier das Video mit D. Nittel, T. Fojkar (Vorsitzender des Bundesverbandes der Träger Beruflicher Bildung), J. von Westerholdt (Verbandsdirektorin des Deutschen Volkshochschul-Verbandes) und zwei Gewerkschaftsvertreter: A. Gläser (Verdi) sowie D. Zunker (GEW)
„Verkehrte Welt“ in der Erwachsenenbildung? Bildungsqualität unter Corona-Bedingungen Teil 4