Handlungsanleitung
Einen eigenen KI-Trainer gratis erstellen
Einen eigenen KI-Trainer, KI-Chatbot oder KI-Agenten zu erstellen, ist aktuell ein Trend – auch in der Aus- und Weiterbildung. Mit Tools wie ChatGPT gelingt das heute besonders einfach und schnell: So kann man sich im Handumdrehen einen KI-Trainer einrichten, der beispielsweise zu gewünschten Themengebieten wie Englisch oder Fitness souverän Auskunft gibt. Bereits mit der kostenlosen Version von ChatGPT ist dies möglich, wobei man hier seinen eigenen KI-Trainer nicht mit anderen teilen kann. Dies ist nur in der kostenpflichtigen Variante von ChatGPT möglich und heißt dann Custom-GPT. Letztlich sind die Grundlogiken aber weitgehend deckungsgleich. Da die hier vorgestellte Methode nur für den eigenen Gebrauch gedacht ist und keine Chatbots an Dritte weitergegeben werden, greifen zudem die Regelungen des EU AI Acts nicht.
Was ist ein eigener KI-Chatbot im Kontext von ChatGPT?
Zunächst ist es hilfreich, den Begriff Chatbot in diesem Zusammenhang zu klären. In der Welt eines KI-Systems (wie ChatGPT) ist ein Chatbot kein neues KI-Modell (wie GPT-4o), sondern ein vorkonfigurierter Gesprächspartner mit einer festgelegten Aufgabe oder Rolle, der auf Wunsch auch auf bereitgestellte Daten zugreifen kann. Es handelt sich also um eine Art „künstliche Figur“, der man durch Sprache eine bestimmte Rolle und Wissen zuweist. Das ist besonders nützlich, wenn man einen Chatbot für ein klar umrissenes Themengebiet nutzen möchte, zum Beispiel um Fragen zu eigenen PDF-Dokumenten zu beantworten.
Voraussetzungen
- Ein kostenloses Konto bei chat.openai.com
- Eine Idee, wofür dein Chatbot da sein soll z. B. Nachhilfe oder Prüfungsvorbereitung
Optional: Daten, die der eigene Chatbot berücksichtigen soll. Dies ist dann sinnvoll, wenn ein klar definierter Inhalt berücksichtigt werden soll, wie z. B. prüfungsrelevante PDF-Dateien.
System-Prompts – Der Bias
Wer einen Chatbot „baut“, erstellt im Grunde ein KI-gestütztes Dialoginterface. Der Clou: Alles entsteht allein durch eigene Texteingaben – Programmierkenntnisse, APIs oder spezielle Infrastruktur sind nicht nötig. Entscheidend ist ein klar formulierter System-Prompt, also ein Eingangstext, der die Rolle und das Verhalten des Chatbots festlegt. In der kostenlosen Version von ChatGPT empfiehlt es sich zu Beginn eines neuen Chatverlaufs die System-Prompts in den Chat zu schreiben. Dadurch „prägt“ sich ChatGPT diesen Kontext für das weitere Gespräch ein. Aber Achtung, dieser System-Prompt gilt nur im aktuell geöffneten Chatfenster.
User-Prompts – Die laufende Kommunikation
User-Prompts sind die normalen Fragen oder Befehle, die man stellt, nachdem man die System-Prompts eingegeben hat. Sobald man eine System-Prompt gesetzt hat, kann man folglich ganz „normal“ prompten. Auch hier gibt es viele Möglichkeiten, die Sie hier nachlesen können.
Durch den vorher gesetzten System-Prompt wird ChatGPT nun aus der Perspektive eines Fitnesstrainers antworten.
Tipps für bessere Ergebnisse
- Klarheit zuerst: System-Prompt so klar und vollständig wie möglich.
- Rollen festlegen: Details wie Alter, Zielgruppe, Kommunikationsstil und Daten vorgeben.
- Konsistenz zählt: Beim Gespräch im selben Stil bleiben – das hilft dem Modell, die Rolle zu halten.
- Verlaufsnutzung: Wenn das Thema wechselt, muss ein neuer Chat gestartet werden.
KI-Chatbots - Werkzeug zur Selbststeuerung
Für Lehrende ist der Einsatz von KI-Chatbots eine Chance, Lernende dazu zu befähigen, sich eigenständig eine persönliche KI-Unterstützung zu erstellen. Die Herausforderung besteht darin, die dafür nötige Denkhaltung zu vermitteln: Präzision in der Sprache, Reflexion über die eigene Lernbiografie, Klarheit über Ziele und Rollenverständnisse. Lernende sollten sich fragen: Will ich eine Gesprächspartnerin, die mich fördert oder fordert? Möchte ich kurze Antworten oder ausführliche Erklärungen? Bevorzuge ich ein sachliches, freundliches oder humorvolles Gegenüber? Diese Fragen sind nicht technisch, sondern didaktischer Natur. Sobald der Rahmen gesetzt ist, beginnt der eigentliche Lernprozess: die Kommunikation mit der KI. Auch diese will gelernt sein – zum Beispiel systematisch mit dem KI-Chatbot-Lernframework.
„Einen eigenen KI-Trainer gratis erstellen“ von Wolfgang König für wb-web (2025), CC BY SA 3.0 DE.
Folge 13: Künstliche Intelligenz in der Lehre

Das Dossier "Künstliche Intelligenz in der Lehre" bietet zum einen Informationen rund um das Thema KI und zum andern eine Vielzahl an Hilfestellungen zum Einsatz von KI im Lehr-Lern-Prozess. wb-web stellt einen Kompetenzrahmen vor, weist auf die Möglichkeiten hin, die KI-Nutzung zu lernen und mit Prompting umzusetzen. Ziel ist es, die KI im Arbeitsfeld einzusetzen. Hierzu stellt wb-web Methoden für dein Einsatz von KI im Lehr-Lern-Prozess vor, und wo KI in der Bildungsverwaltung assistieren kann. Zu beiden Bereichen verweisen wir auf Tools und Toolsammlungen. Einzelne Tools, die wb-web testen konnte, werden mit Handlungsanleitungen hervorgehoben, bevor auf die KI-Empfehlungssysteme für die Weiterbildung Bezug genommen wird.