Angelika Gundermann Forschung quergelesen
Top oder Flopp? Beurteilung von MOOCs
Online-Lernen – wer will das und was bringt das? Diese Frage beschäftigt nicht wenige Lehrende in der Erwachsenenbildung. Insbesondere das Format der MOOCs – also offener Online-Kurse für größere Lerngruppen – ist umstritten: zunächst hochgelobt, weil Tausende oft ohne Zugangsbeschränkungen an Weiterbildung teilnehmen konnten, dann totgesagt, weil eine eher geringe Zahl der Teilnehmenden das Lernziel erreichte. Was ist dran an dem Format? Eine Evaluationsstudie eines durchgeführten offenen Online-Kurses liefert Ergebnisse.
Wissenschaftliche Bildungsangebote für neue Zielgruppen nutzbar machen – dies ist ein erklärtes Ziel der Hochschulen. Jenseits der klassischen akademischen Ausbildung können neue Formate Menschen ansprechen, die bisher eher in der Welt der Erwachsenenbildung unterwegs waren. International bieten Hochschulen mit unterschiedlichem Erfolg sogenannte MOOCs an: offene Online-Kurse oft ohne Beschränkungen und ohne Anforderungen an einen bestimmten Bildungsabschluss und oft auch ohne Kosten. An der Technischen Universität Kaiserslautern organisierten mehrere Fachbereiche den KLOOC (Kaiserslauterer Open Online Course) zum Thema „Nachhaltige Entwicklung“, „ein erstes offenes, online-basiertes Lernangebot … für eine breite Öffentlichkeit“ (Vogel, Rohs & Böhmer S. 1), das auf vielfältige Weise Formen des digitalen Lernens und Lehrens nutzte.
Warum sind die Ergebnisse für die Praxis der Erwachsenenbildung relevant?
Lehrende und Anbieter in der Erwachsenenbildung können oft nur schwer einschätzen, ob und wie digitale Lernangebote bei Teilnehmenden ankommen. Die Evaluationstudie zum KLOOC liefert Daten, die es möglich machen, die Motivation und die Bedarfe von Teilnehmenden besser beurteilen zu können.
Worum geht es in dieser Studie?
Die Studie bewertet die Wirksamkeit des Open Online Course (KLOOC) zum Thema „Nachhaltige Entwicklung“ der Technischen Universität Kaiserslautern. Er fand erstmals 2015 statt. In dieser Phase wurde die Befragung durchgeführt. Die Forschenden untersuchten, ob und inwieweit die Ziele des Projekts erreicht wurden und wie die Teilnehmenden des KLOOC das Angebot wahrgenommen haben. So sollte es möglich werden, Potenziale für eine organisatorische, inhaltliche und didaktische Weiterentwicklung aufzudecken.
Die Teilnehmenden des KLOOC wurden zweimal befragt: An der Eingangsbefragung nahmen 93 Personen teil, das waren rund 52 Prozent der 180 Teilnehmenden, an der Abschlussbefragung beteiligten sich 83 Personen von dann insgesamt 430 Teilnehmenden, das entspricht etwa 19 Prozent. 49 Personen beantworteten sowohl die Eingangs- als auch die Ausgangsbefragung (s. Tabelle 1).
Was fand die Studie heraus?
Im ersten Teil werteten die Forschenden die Daten der Teilnehmenden zu Geschlecht, Alter, Herkunft und Bildungshintergrund aus, um zu sehen, wer am KLOOC teilgenommen hat:
- Das Verhältnis von Frauen und Männern war relativ ausgewogen: 45 Prozent Frauen und 55 Prozent Männer nahmen teil.
- Die Gruppe der 18 bis 34jährigen stellte den größten Anteil der Teilnehmenden (57 Prozent).
- 87 Prozent der Teilnehmenden waren Deutsche.
- 52 Prozent der Teilnehmenden verfügten über einen Hochschulabschluss.
- 51 Prozent kamen aus einem Elternhaus ohne Elternteil mit akademischem Abschluss.
- Über die Hälfte der Teilnehmenden war berufstätig (52 Prozent).
Die Studie fragte auch nach der Weiterbildungserfahrung und Medienaffinität der Teilnehmenden. Hier ergab sich, dass ein großer Teil der Befragten in der jüngsten Zeit Weiterbildungsangebote genutzt hatte (74 Prozent) oder sich selbstständig weiterbildete (87 Prozent; Abb. 1). Die Teilnehmenden gaben an, im privaten und beruflichen Alltag digitale Medien häufig zu nutzen (Abb. 2).
Interessant ist auch die Herkunft der Teilnehmenden: Fast die Hälfte kam aus der Region Westpfalz, der Rest aus anderen Regionen in Deutschland oder aus dem Ausland.
Der zweite Teil untersuchte die Perspektive der Teilnehmenden auf das Angebot. Positiv bewertet wurde, dass der Kurs selbstgesteuertes und selbstorganisiertes Lernen möglich machte. Dies macht sich in der zusammenfassenden Bewertung deutlich: 61 Prozent der Befragten waren grundsätzlich sehr zufrieden mit dem Angebot.
Fazit der Forschenden: Der KLOOC ist ein akademisches Bildungsangebot, das neue Zielgruppen, insbesondere Berufstätige erreichen kann und den Wissenstransfer in der Region fördert (Vogel, Rohs & Böhmer 2016). Besonders jüngere, eher gut gebildete Personen, die mit digitalen Medien umgehen können und sich regelmäßig weiterbilden, finden Interesse an einem solchen Angebot.
Wie schätzen wir die Studie ein?
Unter den Teilnehmenden am KLOOC waren relativ viele Studierende (47 Prozent) der Technischen Universität Kaiserslautern, was aufgrund der Nähe zum Anbieter erklärbar ist, aber das Ergebnis hinsichtlich der soziodemographischen Angaben (Alter, regionale Herkunft, Bildungsabschluss) verzerren kann. So sind die Ergebnisse zu den Nutzenden nicht unbedingt zum Beispiel auf MOOC-Angebote von nicht-universitären Organisationen zu übertragen.
Dennoch interessant für in der Weiterbildung und Erwachsenenbildung Tätige sind die Ergebnisse zur Zielgruppe, die der KLOOC erreichte: Das Angebot eines Online-Kurses ist offensichtlich vor allem interessant für Berufstätige, die sich weiterbilden wollen.
Wo finde ich den Originaltext zum Nachlesen?
Der Evaluationsbericht steht als pdf zum kostenfreien Download auf dem Dokumentenserver der Technischen Universität Kaiserslautern zur Verfügung. Er ist lizensiert als Creative Commons CC BY NC ND 4.0.
Vogel. C., Rohs, M. & Böhmer, D (2016). Evaluationsbericht zum Kaiserslauterer Open Online Course (KLOOC) „Nachhaltige Entwicklung“. Technische Universität: Kaiserslautern. Online abrufbar unter: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:386-kluedo-43643
CC-BY-SA 3.0 DE by Angelika Gundermann für wb-web (30.10.2019), letztmalig geprüft am 07.03.2024