Peter Brandt Forschung quergelesen

Rumprobieren hilft! Neues zum erfolgreichen Lösen technologiebasierter Probleme

Ich habe schon immer bewundert, wie es meiner zwölfjährigen Tochter gelingt, Probleme mit ihrem Smartphone zu lösen. Da wird einfach wild herumgeklickt und -gewischt, und irgendwann klappt es. Ich würde manchmal lieber sehen, sie dächte ein wenig nach. Eine aktuelle Auswertung der PIAAC-Daten im Rahmen eines DFG-geförderten Projekts bestätigt das Vorgehen meiner Tochter.

Finger bedient Smartphone

Probieren hilft auch beim Smartphone. (Bild: Close up person using smartphone/Japanexperterna.se, CC BY-SA)

 Wer in einer Problemlösesituation viel mit dem Gerät "interagiert", ist wahrscheinlicher erfolgreich als jemand, der eher zögerlich an das Gerät herangeht. Die Forscher (vgl. Naumann, J. et al. (2014): Erfolgreiches Problemlösen in technologiebasierten Umgebungen: Wechselwirkungen zwischen Interaktionsschritten und Aufgabenanforderungen. In: ZPädPsych 28 (4), S. 193–203, DOI 10.1024/1010-0652/a000234) sagen dazu, dass die Anzahl der Interaktionen mit dem technologischen System einen „guten Prädiktor“ für den Problemlöseerfolg darstellt. Das gilt aber nicht für beliebig große Anzahlen an Interaktionen. Erwartungsgemäß senkt nämlich ein deutliches Zuviel davon die Wahrscheinlichkeit einer Lösung. Man kann sich eben auch verzetteln. Die höchsten Lösungswahrscheinlichkeiten findet man etwa "eineinhalb Standardabweichungen über dem Mittel" (ebd., S. 200).

Nachweisen konnten dies die Forscher vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) und dem Zentrum für Internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB) anhand der Daten der PIAAC-Studie, mit der die OECD grundlegende Kompetenzen der erwerbsfähigen Bevölkerung (Personen zwischen 16 und 65 Jahren) in zahlreichen Ländern der Welt überprüft hat.

Besonders eng ist der Zusammenhang zwischen Häufigkeit der Interaktion und Problemlöseerfolg bei Aufgaben, die eine hohe Zahl an Navigationsschritten erfordert. Damit sind Aufgaben gemeint, die auch auf dem schnellsten Lösungsweg mehrerer Interaktionen mit dem System bedürfen, also z.B. Wechsel zwischen mehreren Programmen.

Die Forscher leiten daraus auch Hinweise zur Gestaltung von Lernarrangements ab – in aller Vorsicht, denn ein kausaler Zusammenhang des Dargestellten ist noch nicht experimentell nachgewiesen: Solche "Instruktionsdesigns" sollten am besten – so die Forscher – einen eher forschen Umgang mit Computertechnologie fördern.


Das könnte Sie auch interessieren

Digitale Trends für Bildung – der Horizon Report 2015

- News

Digitale Trends für Bildung – der Horizon Report 2015
Jedes Jahr benennt der Horizon-Report des New Media Consortium aus den USA sechs Technologietrends aus dem Hochschulbereich. Für 2015 sind dies Bring Your Own Device (BYOD), Flipped Classroom, Makerspaces, Wearables, adaptive Lerntechnologien und das Internet der Dinge. Diese Trends können auf die Erwachsenen- und Weiterbildung übertragen werden.

Mehr

Studie: Lernen mit allen Sinnen führt zum Erfolg

- News

Studie: Lernen mit allen Sinnen führt zum Erfolg
Lernen mit allen Sinnen ist in der Praxis ein gerne benutztes Schlagwort. Wie es genau funktioniert, haben Forscher am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig untersucht. Sie interessierten sich dafür, ob es leichter ist, sich Worte in einer fremden Sprache zu merken, wenn das Gehirn sie mit einer Sinneswahrnehmung verknüpft.

Mehr