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Pädagogische Kompetenzen stärken und Abbrecherquoten senken: ein Trainingsprogramm aus Dänemark

In Dänemark haben Wissenschaftler ein Trainingsprogramm zur Stärkung pädagogischer Kompetenzen von Lehrkräften in der Erwachsenen- und Weiterbildung entwickelt und erprobt. Das Ergebnis ist vielversprechend: Die Lernumgebungen wurden von Lehrenden und Lernenden positiver wahrgenommen und die Abbrecherquoten in den beteiligten Weiterbildungseinrichtungen sanken. 

Auf elmmagazine.eu (European Lifelong Learning Magazine) berichten die beiden dänischen Wissenschaftler Bjarne Wahlgren und Kristina Mariager-Anderson über ihr Trainingsprogramm, das sie an fünf dänischen Weiterbildungseinrichtungen eingeführt haben. 

In Dänemark gibt es keine formalen Zugangskriterien für Lehrkräfte in der Erwachsenen- und Weiterbildung. Fachliche Qualifikationen sind meistens das Eintrittsticket in die dänischen Institutionen der Erwachsenenbildung. Sobald die Lehrtätigkeit begonnen hat, erwarten die Bildungsträger aber Fortbildungen seitens der Lehrkräfte, sei es formaler oder non-formaler Art. Weiter verbreitet sind non-formale Weiterbildungen. 

An diesem Punkt setzen Wahlgren und Mariager-Anderson an. Sie stellen ein Trainingsprogramm vor, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Lehrkräfte nicht nur ihr Wissen vermitteln zu lassen. Vielmehr sollten sie lernen, einen Fokus auf das soziale Gefüge im Kursgeschehen zu richten und positive Beziehungen zwischen Lernenden und Lehrenden zu schaffen, um letztlich für ein positives Lernklima zu sorgen.

Illustration: eine Lehrkraft ist in der Mitte des Bildes. Um sie herum sind sechs Köpfe angeordnet.

Dänische Lehrkräfte haben mit einem Trainingsprogramm ihre erwachsenenpädagogischen Kompetenzen gestärkt. Sie nehmen die Lernenden stärker in den Fokus und beschränken sich nicht nur auf die Lerninhalte. (Bild: geralt/pixabay.com, CC0)

Das Trainingsprogramm beinhaltet zwei Kurse die in den fünf am Trainingsprogramm beteiligten Weiterbildungseinrichtungen stattfanden. Es haben jeweils 20 Prozent der Lehrkräfte einer Weiterbildungseinrichtung teilgenommen. Jeder Kurs dauerte zwei Tage und es folgten fünf Coaching-Einheiten.  

Der erste Kurs zielt in Richtung Diagnostik: Lehrende sollten in der Lage sein, verschiedene Lerntypen und den sozialen Hintergrund der Lernenden zu erkennen und sich als Lehrende darauf einstellen.

Der zweite Kurs behandelt Konfliktmanagement: Lehrende sollen Konflikte effizienter lösen und infolgedessen ein positives Lernklima schaffen können. 

Außerdem wurden die Führungskräfte in den Weiterbildungseinrichtungen in dreitägigen Kursen geschult.  

Die Autoren gingen davon aus, dass das Trainingsprogramm zu einer erheblichen Steigerung erwachsenenpädagogischer Kompetenzen führt. Außerdem wurde angenommen, dass die Abbrecherquoten unter den Weiterbildungsteilnehmern sinken würden. 

Eine gründliche Evaluierungsphase brachte positive Ergebnisse zutage. Eines der auffälligsten war die verbesserte Kommunikationsfähigkeit der Lehrkräfte, die die Lernenden zunehmend als Individuen betrachteten. Es ging ihnen nicht mehr nur um die Vermittlung ihres Wissens, sondern um eine ganzheitliche Betrachtung der Lernenden. Außerdem wurde den Lehrkräften bewusst, wie wichtig Beziehungen innerhalb von Lerngruppen sind, um ein positives Lernklima zu schaffen. Davon ausgehend könne viel besser gelernt werden. Die Auswertung hat insgesamt gezeigt, dass die Lehrenden ihr Verhalten entsprechend der Ziele des Programms angepasst haben.  

Ein weiteres positives Ergebnis des Trainingsprogramms ist eine Senkung der Abbrecherquoten in den Weiterbildungseinrichtungen.  

Nach Abschluss des Pilot-Trainingsprogramms haben weitere dänische Weiterbildungseinrichtungen das Trainingsprogramm eingeführt.

Hier gibt es mehr Informationen zum vorgestellten Trainingsprogramm und Links zu den Forschungsergebnissen.


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