Blog

Öffentliche Weiterbildungsfinanzierung im Sinkflug

Wenn derzeit circa 1,4 Millionen Stellen auf dem deutschen Arbeitsmarkt unbesetzt sind, Wissen immer schneller obsolet wird und die Industrie 4.0 immer höhere Ansprüche an die Kompetenzen von Arbeitnehmern richtet, ist es kein Wunder, dass Weiterbildung und lebenslanges Lernen im öffentlichen Diskurs Hochkonjunktur haben. Verwunderlich ist jedoch, dass die Weiterbildungsteilnahme dennoch seit beinahe 20 Jahren stagniert.

Und es erstaunt umso mehr, dass, wie unsere aktuelle Studie zeigt, bei einem deutlichen Anstieg in allen anderen Bildungsbereichen die öffentliche Finanzierung der Weiterbildung um 41 Prozent zurückgegangen ist. Gestiegene betriebliche und individuelle Ausgaben für Weiterbildung kompensieren den Rückzug der öffentlichen Hand. Diese Privatisierung der Weiterbildungskosten benachteiligt systematisch einige Zielgruppen. Es sind vor allem Geringqualifizierte und atypisch Beschäftigte, denn diese verfügen nicht über ausreichende eigene finanzielle Mittel für die Teilnahme an Weiterbildung und werden von ihren Arbeitgebern auch kaum gefördert. Konsequenterweise nehmen gerade diese Gruppen besonders wenig an Weiterbildung teil. Hier ist die öffentliche Hand gefragt, unterstützend und fördernd einzugreifen.

Worauf sollte sich die Weiterbildungsfinanzierung der öffentlichen Hand konzentrieren?

Im Fokus müssen die Kompetenzen der Arbeitnehmer, vor allem der Geringqualifizierten und atypisch Beschäftigten, stehen. Diese müssen zunächst – unterstützt von einer professionellen und leicht erreichbaren Bildungs- und Laufbahnberatung – aufgedeckt werden. Anschließend müssen die vorhandenen Kompetenzen mittels attraktiver und personalisierter Weiterbildungsangebote entwickelt werden. Und sie müssen schließlich auch auf das formale Bildungssystem anerkannt werden. Der folgende Policy Brief analysiert aktuelle Daten zur Weiterbildungsfinanzierung und gibt Hinweise darauf, wie diese Kompetenzorientierung in der Weiterbildung gestärkt werden kann.
 

Weiterlesen unter: www.bertelsmann-stiftung.de/weiterbildungsfinanzierung

 

Over and Out.

 

Der Blogbeitrag erschien zuerst im Blog für Aus- und Weiterbildung der Bertelsmann Stiftung.


Das könnte Sie auch interessieren

Projekt mekoFUN: Niemand ist "geringqualifiziert"

- Forschung quergelesen

Projekt mekoFUN: Niemand ist "geringqualifiziert"
Menschen, denen Kenntnisse oder Fähigkeiten in grundlegenden Bereichen des alltäglichen Lebens fehlen, also zum Beispiel beim Schreiben, Lesen und Rechnen, werden in der Pädagogik als „geringqualifiziert“ bezeichnet. Eine Bezeichnung, die neutral betrachtet darauf verweist, dass diese Menschen wenige Qualifikationen nachweisen können. Unterstellt wird dabei allerdings auch oftmals ein Mangel an kognitiven Kompetenzen bzw. an der Fähigkeit, solche überhaupt zu entwickeln. Die Zielgruppe der „Geringqualifizierten“ gilt bei Lehrkräften als „schwierig“, da sehr heterogen und mit den üblichen didaktischen und methodischen Mitteln scheinbar nicht erreichbar.

Mehr