Susanne Witt News

OECD blickt auf Tertiärbildung

Das Logo der OECD

Logo nicht unter freier Lizenz

Die jährlich erscheinende OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“ gibt einen Überblick für OECD- und andere Länder, wer an Bildung teilnimmt, wieviel für Bildung investiert wird, wie Bildungssysteme funktionieren und welche Ergebnisse erzielt werden. Im diesjährigen Fokus steht die tertiäre Bildung, bei der die Weiterbildung eine zentrale Rolle spielt. Die Studienergebnisse zeigen Entwicklungstendenzen und Erfolgsquoten bei der Teilnahme an formaler und/oder non-formaler Weiter- und Hochschulbildung.

Weiterbildung im Fokus der OECD-Studie

Die OECD-Studie erfasst ein breites Spektrum von Indikatoren, welches u.a. die Effekte der Bildungsteilnahme auf das Verdienstniveau und die Beschäftigungschancen sichtbar macht. Die Fragestellungen ermitteln den Bildungsstand Erwachsener sowie auch den Zusammenhang zwischen diesem und der Erwerbsbeteiligung. Die These, ob durch Bildung Einkommensvorteile entstehen, wurde ergänzt durch die Frage, welche gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen sich aus verschiedenen Bildungsverläufen und -abschlüsse ergeben können. Darüber hinaus befasst sich die Studie mit der Bildungsfinanzierung und den Lehrenden.

Zentrale Ergebnisse für Deutschland

Die Tertiärbildung verzeichnet in den in den meisten OECD-Ländern einen starken Anstieg mit plus 21 Prozent, während in Deutschland der Anteil bei den 25- bis 34-Jährigen mit Tertiärabschluss zwischen 2000 und 2021 um 14 Prozent wuchs. Als Begründung für die niedrigere Tertiärabschlussquote in Deutschland wird das Berufsbildungssystem mit einem Plus an beruflichen Möglichkeiten im Vergleich zu den anderen Ländern genannt. Arbeitskräfte mit Tertiärabschluss  weisen einen erheblicher Verdienstvorsprung   aus.

Die Ausgaben für die tertiäre Bildung in Deutschland reichen mit 1,3 Prozent des BIP an das durchschnittliche Niveau mit 1,5 Prozent in den OECD-Ländern heran. Dabei sind die durchschnittlichen Studiengebühren an öffentlichen Bildungseinrichtungen des Tertiärbereichs hierzulande praktisch gleich null. Obwohl dies Studierenden aus einkommensschwachen Haushalten den Zugang zur Tertiärbildung öffnet, resultiert daraus keine höhere Abschlussquote als in Ländern mit hohen Studiengebühren.

Die geschlechtsspezifische Verteilung der Tertiärabschlüsse ist in Deutschland relativ ausgewogen, wobei 51 Prozent der Absolvent*innen Frauen sind, zum Vergleich im Sekundarbereich II 38 Prozent. Betrachtet man einzelne Fachgruppen im Sekundarbereich II differenziert sich das Bild aus. Hier liegt der Anteil der Absolventinnen im Ingenieurwesen, Fertigung und Bauwesen bei elf Prozent, dafür im Bereich Gesundheit und Soziales bei 83 Prozent.

Qualifizierte Lehrende werden überall gesucht. Jedoch haben viele Länder Schwierigkeiten qualifiziertes Lehrpersonal einzustellen oder zu halten. Attraktive Faktoren für den Lehrberuf wie Gehalt und Unterrichtsverpflichtung sind relevant für den Erfolg. Im Vergleich mit den OECD-Ländern finden – auf diese zwei Faktoren bezogen – Lehrende in Deutschland gute Bedingungen vor.

Bildungsergebnisse und Bildungserträge

Insgesamt stieg das Bildungsniveau im OECD-Raum, insbesondere die Tertiärabschlussquote. In Deutschland ist der Tertiärabschluss in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen seltener der höchste Bildungsabschluss. Mit Tertiärabschlüssen sind häufig bessere Beschäftigungsaussichten verbunden. Die positive Korrelation zwischen Bildungsniveau und Beschäftigungsquote ist bei beiden Geschlechtern im OECD-Raum zu beobachten. Bei Frauen ist der Zusammenhang besonders stark ausgeprägt. So waren in Deutschland im Jahr 2021 45 Prozent der Frauen ohne Abschluss des Sekundarbereichs II erwerbstätig, gegenüber 86 Prozent der Frauen mit Tertiärabschluss. Bei Männern lagen die Werte bei 70 bzw. 91 Prozent.

Insgesamt wirken sich Tertiärabschlüsse in wirtschaftlichen Krisenzeiten positiv auf den Arbeitsmarkt im OECD-Raum aus. In wenigen Ländern, darunter Deutschland, stieg dagegen die Arbeitslosigkeit während der Pandemie stärker bei hochqualifizierten als geringer qualifizierten Arbeitskräften.

Mit steigendem Bildungsniveau verbessern sich die Beschäftigungsaussichten und das Verdienstniveau. Im OECD-Durchschnitt steigt für 25- bis 64-jährige Arbeitskräfte mit einem Abschluss im Sekundarbereich II oder im postsekundären nichttertiären Bereich das Einkommen um 29 Prozent im Vergleich zu Arbeitskräften ohne Abschluss. Absolvent*innen tertiärer Bildungsgänge verdienen etwa das Doppelte. In Deutschland verbesserte ein Abschluss im Vergleich zu Arbeitskräften ohne Abschluss im Sekundarbereich II das Einkommen um 43 Prozent, ein Abschluss im Tertiärbereich um mehr als das Doppelte.

In den meisten OECD-Ländern, wie auch in Deutschland, nehmen Erwachsene mit einem Tertiärabschluss häufiger an non-formaler Weiterbildung teil als geringer qualifizierte Erwachsene.

 

Quellen:

Bildungsspiegel (5.10.2022). OECD veröffentlicht Bericht „Bildung auf einen Blick 2022“

OECD (2022). Bildung auf einen Blick 2022 – OECD-Indikatoren.

OECD (2022). Deutschland – Ländernotiz.

Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2022). Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich – Ausgabe 2022 – Tabellenband.


Das könnte Sie auch interessieren.

Weiterbildungspolitik

Das Bild zeigt einen Ausschnitt des Bundestages von innen mit Rednerpult, Reichsadler und Abgeordnetenplätzen.

Ein Recht auf Erwachsenen- oder Weiterbildung ist im Grundgesetz nicht verankert. Gleichwohl wird auf bundes-, landes- oder auch kommunalpolitischer Ebene auch die Erwachsenen- und Weiterbildung mitbestimmt. Weiterbildungspolitik ist bedeutsam -  sie entscheidet maßgeblich über Zugänge des Einzelnen zum Bildungssystem auf der einen Seite und dem Bildungsangebot auf der anderen Seite.  Sie ermöglicht damit gesellschaftliche Teilhabe und verantwortet die gesamtgesellschaftliche Entwicklung. Auf wb-web wurde und wird über ausgewählte weiterbildungspolitische Themen berichtet, die Sie in dieser Folge zusammengefasst vorfinden.

Mehr