Blog

My first BarCamp – Gedanken zum BarCamp aus erwachsenenpädagogischer Sicht

Als BarCamp-Neuling war ich gespannt, was mich am 7. August 2015 beim BarCamp in Koblenz erwarten würde. Das Thema – „digitale Kommunikation“ – stand fest, aber sonst gab es keine weitere inhaltliche Planung und ich hatte keine Vorstellung davon, was ein BarCamp eigentlich ausmacht.

Logo des barcamp Koblenz

Digitale Kommunikation war das Thema des BarCamp Koblenz 2015. Bild: barcamp-koblenz.de

Zunächst wollte ich aber wissen, warum das BarCamp eigentlich BarCamp heißt. Hat es etwas mit einer Bar oder gar Camping zu tun? Die Antwort gab mir Wikipedia: 

„Der Name ist eine Anspielung auf eine von Tim O’Reilly initiierte Veranstaltungsreihe namens FooCamp, bei der ausgewählte Personen (Friends of O‘Reilly) sich zum Austausch und zur Übernachtung (Camping) trafen. Während man zur Teilnahme am FooCamp eine Einladung von O‘Reilly benötigt, kann an BarCamps ohne Einladung teilgenommen werden. Mit Foo und Bar werden in der Informatik Platzhalter bezeichnet.“

Das BarCamp als Veranstaltungsform erinnerte mich auf den ersten Blick an „Open Space“, aber es gibt Unterschiede. Vor allem dient das BarCamp eher dem Wissensaustausch und der Wissensvermittlung, und weniger der gemeinsamen Entwicklung von Problemlösungen.

Der Veranstalter, die Agentur 247Grad, hatte zum Glück ein paar Infos mitgeliefert und im Netz fand ich die BarCamp-Regeln sowie hilfreiche Tipps, was man mitnehmen sollte: Block, Stift, Visitenkarten – aha, doch das gute alte Tagungsformat? Einen Kaffeebecher – wegen des Umweltschutzes. Natürlich das Smartphone, aber vor allem das zugehörige Ladegerät – weil man so viel twittert. Das entpuppte sich übrigens als der beste Tipp.

Wie ich bei meiner Recherche weiter feststellte, sind auch die Themen der BarCamps vielfältig – es gibt politische BarCamps, Tourismus-BarCamps, BarCamps für Historikerinnen und Historiker und vieles mehr.

Mit viel Neugierde war ich also am Freitagmorgen zur Vorstellungsrunde in die Handwerkskammer Koblenz angereist. Da von 120 Teilnehmenden gesprochen wurde, war ich auf die Vorstellung wirklich gespannt. Tatsächlich sollten sich alle mit ihrem Namen, eventuell dem Beruf und drei # (Hashtags, man könnte auch sagen mit drei Stichworten) vorstellen. Spätestens hier wird die Affinität des BarCamps zu den Social-Media-Kanälen klar. Die Vorstellungsrunde dauerte zwar 30 Minuten – war aber durch die Kürze der Beiträge und die teilweise witzigen Hashtags besser zu ertragen, als so manche Vorstellungsrunde im Seminargeschehen. Vielleicht mal eine Anregung für das nächste eigene Seminar?

Die BarCamp-Regeln strukturieren und erklären, wie das BarCamp funktioniert – die Vorstellung, die Sessionplanung und die Kommunikation: So lauten die ersten beiden BarCamp-Regeln:

1. Sprich über das BarCamp.

2. Blogge über das BarCamp.

Mit „sprechen“ ist auch twittern gemeint, was die Teilnehmenden ausgiebig unter dem #bcko15 taten. Ich auch. Vor allem haben die Teilnehmenden allerdings die Rolle, das BarCamp aktiv zu gestalten, weshalb man auch von „Teilgebenden” reden kann, ein Begriff, der mir als Erwachsenenbildnerin besonders gut gefällt. Es gibt keine vorgefertigte Agenda, sondern die „Sessionplanung“ findet erst bei Beginn des BarCamps statt.

Nach der Vorstellungsrunde machten mehrere Leute Vorschläge zu Sessions, die sie anbieten wollten, es wurde per Handzeichen das Interesse abgefragt und ruckzuck standen 24 Sessions à 45 bis 60 Minuten auf der Agenda. Da ich mich im Vorfeld wirklich gefragt hatte, ob sich genug Themen und vor allem Vortragende finden würden, war ich begeistert, dass das wirklich klappt. BarCamp ist also so eine Art „Lernen durch Lehren” bzw. selbstbestimmtes Lernen und mit großen Gruppen machbar. Die Themen reichten von „Gags schreiben (für Twitter)“ über „Google-Analytics“ hin zu „Markenführung in Social Media“ und „Vom Bohren dicker Bretter – Social Media in Behörden“.

Sessionplanung beim BarCamp in Koblenz

Sessionplanung beim BarCamp in Koblenz. Foto: Quilling/DIE

Jede Session, die ich besucht habe, war interessant, hielt Neues für mich bereit und hat Spaß gemacht. Die Leitenden waren sicherlich nicht alle Erwachsenenbildner, aber die Sessions lebten durch deren Engagement, Begeisterung und Fachwissen sowie das Interesse der Teilnehmenden.

Die lockere Atmosphäre, zum Beispiel das generelle Duzen auf dem BarCamp, auf die man sich einlassen muss, trägt dazu bei, dass man leicht mit anderen ins Gespräch kommt. Man kann Fragen stellen, ohne das Gefühl zu haben, man würde sich durch Unwissenheit blamieren.

Das BarCamp war für mich nicht nur inhaltlich ein Gewinn, auch aus pädagogischer Sicht hat mich das Format oder die Methode überzeugt. Die Teilnehmenden können mitgestalten und sind Expertinnen und Experten für ihre Themen. Innerhalb der Sessions wiederum sind die Teilnehmenden den Vortragenden wohlgesonnen, aber nicht unkritisch – wodurch interessante Diskussionen und ein positives Lernklima entstehen. Man begegnet sich auf Augenhöhe, das ist zumindest der Anspruch, und der wurde in Koblenz auch umgesetzt.

Wer jetzt Lust bekommen hat, mal an einem BarCamp teilzunehmen, findet im Netz eine Liste zu kommenden Veranstaltungen.

Ich freue mich auf jeden Fall schon darauf, im nächsten Jahr ein wb-web-BarCamp zu veranstalten – mal sehen, ob meine Redaktion da mitmacht.


Das könnte Sie auch noch interessieren

Mein erstes Mal: MOOC zu OER im Selbstversuch

- Blog

Mein erstes Mal: MOOC zu OER im Selbstversuch
Wer sich mit Bildung beschäftigt, kommt heute nicht um Abkürzungen für meist englische Wortkombinationen herum. MOOC und OER gehören zu den Kürzeln, die aktuell durch die Medien geistern und die jeder schon mal gehört hat. wb-web-Redakteurin Angelika Gundermann macht den Selbstversuch: Wie geht MOOC und was ist OER wirklich?

Mehr

"Ein MOOC ist kein Wettlauf, der nur zählt, wenn ich über die Ziellinie komme"

- Blog

"Ein MOOC ist kein Wettlauf, der nur zählt, wenn ich über die Ziellinie komme"
Im Mai 2015 startete der „größte VHS-Kurs aller Zeiten“: der Online-Kurs „Mein Digitales Ich“. Der als MOOC konzipierte Kurs behandelte Fragen rund um unsere digitale Identität im Internet. Im Netz erfreute sich der #ichMOOC genannte Kurs mit über 1.500 Teilnehmenden großer Beliebtheit. Der Kurs wurde angeboten von den Volkshochschulen Hamburg und Bremen in Kooperation mit der Fachhochschule Lübeck und ihrer MOOC-Plattform mooin. Wir haben mit Nina Oberländer – neben Joachim Sucker die Moderatorin – über die Erfahrungen des #ichMOOC gesprochen.

Mehr