Peter Brandt Blog

Ein guter Tag für die Digitalisierung der Weiterbildung

Mann schreibt an Laptop

Bild: Pixabay /FirmBee

Es dürfte Zufall gewesen sein, dass das MEKWEP-Projekt am selben Tag mit ersten Ergebnissen an die Fachöffentlichkeit gegangen ist wie die Bertelsmann Stiftung mit ihrer letzten Folge zum Monitor Digitale Bildung . Beide treibt das gleiche Thema um: Wie gelingt es der Weiterbildung, die Potenziale der Digitalisierung für die Weiterentwicklung von Bildungsprozessen zu nutzen? Und: Wie gut sind eigentlich die Weiterbildner auf diese Herausforderungen vorbereitet? 

Die Kernbotschaften des Monitors Digitale Bildung hierzu lauten: „Dozenten setzen digitale Lernmedien häufig ein, lassen aber noch viel didaktisches Potenzial ungenutzt. Die große Mehrheit der befragten Lehrenden gibt an, digitale Medien in ihrer Lehre einzusetzen. Das Spektrum der verwendeten Medien ist groß: PowerPoint-Präsentationen sind weit verbreitet (78 Prozent) und 57 Prozent der Lehrenden setzen regelmäßig Videos in ihren Veranstaltungen ein. Bei der Vor- und Nachbereitung beliebt sind mit 61 Prozent fachliche Webseiten (z.B. digitale Fachzeitschriften) sowie Wikipedia und elektronische Texte (jeweils 54 Prozent).

Das volle didaktische Potenzial des digitalen Lernens, etwa für mehr individualisiertes oder selbstgesteuertes Lernen, nutzen die Lehrenden bisher allerdings nicht aus. Dazu fehlen auch passende Qualifizierungsmöglichkeiten. Diese werden von den Leitungskräften als unzureichend eingeschätzt. Nur elf Prozent attestieren den Angeboten für die eigene Fortbildung eine sehr gute Qualität.“ (S. 7)

Digitalen Angeboten gehört die Zukunft

Für die Stiftung münden diese Ergebnisse – mit anderen – in eine Gesamteinschätzung, die den Weiterbildungseinrichtungen insgesamt zu denken geben kann: Sie sieht eine in der Bevölkerung breit verankerte Kultur digital gestützten informellen Lernens, bei dem kaum mehr im Bewusstsein ist, wer eigentlich hinter den Inhalten steht, sondern hauptsächlich, wo sie gefunden werden. Für die organisierte Weiterbildung entsteht so eine diffuse Konkurrenz. Doch sieht die Stiftung auch Licht am Horizont, da sich Trainer, Kursleiter und Geschäftsführung mehrheitlich einig seien: „Digitalen Angeboten gehört die Zukunft. Drei von vier Leitungsverantwortlichen sind davon überzeugt, digitales Lernen erhöhe die Attraktivität ihrer Bildungseinrichtung“, so die Pressemitteilung am 16.2.2018. 

Wer an die Umsetzung denkt, sollte beim Workshop des MEKWEP-Projekts dabei gewesen sein, der zeitgleich zur Bertelsmann-Veröffentlichung am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) stattgefunden hat. Dort informierte das BMBF-geförderte Projekt, das vom DIE unter Federführung von Prof. Matthias Rohs mit der Universität Tübingen durchgeführt wird, über empirische Ergebnisse zur Medienkompetenz der Weiterbildner/innen. Die von MEKWEP durchgeführte und in ihrer Form bisher umfangreichste Erhebung zur Medienkompetenz von Lehrenden in der Weiterbildung (n=622) ergibt ein Bild, das hoffen lässt.

Von 26 erreichbaren Punkten in der Kategorie „mediendidaktische Kompetenz“ haben die meisten Befragten zwischen 10 und 22 Punkten erreicht mit einem Mittelwert von 17. Der Altersdurchschnitt der erreichten Befragten liegt dabei über 50 Jahre und spiegelt damit das relativ hohe Alter der Lehrenden in der Weiterbildung wider. Dem Alter, so führte Prof. Bernhard Schmidt-Hertha, Projektleiter der Universität Tübingen aus, sollte jedoch keine zu große Bedeutung bezüglich der medienpädagogischen Kompetenz beigemessen werden. Optimistisch stimmt, dass ein Großteil der Teilnehmenden angegeben hat, sich aktiv mit der Entwicklung digitaler Medien auseinanderzusetzen und mit Freude neue Möglichkeiten auszuprobieren.

Die Erhebung baut auf einem theoretisch entwickelten Modell medienpädagogischer Kompetenzen auf und dient der Einschätzung des Niveaus dieser Kompetenzen in der Weiterbildung und der Ableitung entsprechender Maßnahmen. Auf Grundlage der Erhebungsinstrumente soll als nächstes ein Selbsttest für Weiterbildner entwickelt werden, der hilft, ihnen individuelle Rückmeldungen und Hinweise zu Entwicklungspotenzialen zu geben. Teil des Workshops war eine Sammlung von Aspekten, die Praktiker bei solch einem Selbsttest wichtig erscheinen.

Das MEKWEP-Projekt leistet somit einen Beitrag dazu, dass die von der Bertelsmann Stiftung identifizierten Qualifizierungsbedarfe fundiert und kompetenzorientiert behoben werden können. Am Ende sollten im besten Falle Lernprozesse initiiert werden, die genau da ansetzen, wo in der Praxis die größten Entwicklungsbedarfe bestehen. Hierzu ist auch eine enge Kooperation mit dem Portal wb-web geplant.  

 

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Monitor Digitale Bildung. Die Weiterbildung im digitalen Zeitalter

BMBF-Projekt MEKWEP: Medienpädagogische Kompetenz des beruflichen Weiterbildungspersonals zur Unterstützung des Einsatzes digitaler Medien in formalen, non-formalen und informellen Lernsettings


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