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dialog digitalisierung#02 – nah dran an der Weiterbildung!
„RECHT AUF DIGITALE WEITERBILDUNG: WELCHE GESETZLICHE STÄRKUNG BRAUCHT DIE WEITERBILDUNG IN NRW?“
Der Workshop „Recht auf digitale Weiterbildung: Welche gesetzliche Stärkung braucht die Weiterbildung in NRW?“ stellte insofern eine Besonderheit dar, als dass er Stakeholder aus Landespolitik und Verbandsebene mit Akteuren der Weiterbildung zu einer Expertenrunde zusammenbrachte. Prof. Dr. Ulrich Baumgarten (Gruppenleiter Weiterbildung im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW) und Wolfgang Hesse (Landesvorsitzender der LAG KEFB NRW e.V.) diskutierten mit den Teilnehmenden über die Herausforderungen sowie Bedarfe der Digitalisierung. Es wurde deutlich, dass die Entwicklung von innovativen Lernformaten und Qualifizierungen der HPMs wie auch der Dozierenden gefördert und diese bei der laufenden Weiterentwicklung des Weiterbildungsgesetzes in NRW berücksichtigt werden sollten. Des Weiteren wurden neue Lehr- und Lernformate kritisch besprochen. Hierbei wurden die benötigten finanziellen und personellen Ressourcen der digitalen Angebote, die ungewissen Abrechnungssituation und -möglichkeiten der digitalen Kurse sowie die schon jetzt bestehende Überbelastung der HPMs und Dozierenden, die die Entwicklung von Digitalisierungsstrategien erschweren, herausgestellt.
„WEITERBILDUNG IM DIGITALEN WANDEL. WIE ORGANISIEREN?“
Wie gehen Weiterbildungseinrichtungen im Bemühen vor, sich auf die Anforderungen der Digitalisierung ein- und umzustellen? Eine zentrale Frage, die praktisch alle Teilnehmenden des dialog digitalisierung#02 ansprach. Bildungsforscher Dr. Christian Bernhard-Skala erstellte zusammen mit Dozentin Karin Köhler und den Teilnehmenden eine Querschnittsanalyse zum Ist-Zustand der vertretenen Einrichtungen, um in einem zweiten Schritt zwischen den strategischen Zielen der Einrichtungen zu unterscheiden: Geht es den Einrichtungen dabei um die Vermittlung digitaler Kompetenzen oder um den Einsatz von digitalen Mitteln in der pädagogischen oder organisatorischen Arbeit? Auf empirische Befunde aus der Forschung, wie der Wandel auf organisatorischer Ebene funktionieren kann, könne man, wie Bernhard-Skala konstatiert, bislang nicht setzen. So wurden die Teilnehmenden des Workshops aus allen Bereichen der Weiterbildung in Bezug auf Umsetzung und Entwicklung einer digitalen Strategie zur Diskussion eingeladen. Es galt hierbei mit Blick auf die anvisierten Zielgruppen, die spezifischen Digitalisierungsziele der Einrichtungen zu reflektieren: Wen will die Einrichtung mit den jeweiligen Digitalisierungsaktivitäten erreichen? Und was darf von den Zielgruppen verlangt werden? Aus der Perspektive der Einrichtungsleitungen gehörten die eigenen sowohl pädagogischen als auch nicht-pädagogischen Mitarbeitenden ebenfalls zur Zielgruppe der Digitalisierungsaktivitäten. Insbesondere diese Mitarbeitenden dürfe man, so der Appell von Karin Köhler, nicht aus dem Blick verlieren und müsse sie bei der Transformation unbedingt „mitnehmen“.
„WISSEN, WAS SIE KÖNNEN: TOOLS ZUR KOMPETENZVALIDIERUNG LEHRENDER“
Im Zuge der Digitalisierung ist der Fortbildungsbedarf des Weiterbildungspersonals ein immer wiederkehrendes Thema. Eng damit verbunden ist die Frage nach den Kompetenzen insbesondere Lehrender in all ihren Facetten. Für diesen zentralen Themenkontext stellte Brigitte Bosche ein Repertoire an Tools vor, das Einrichtungen nutzen können, um Lehrende zu einer Reflektion und Weiterentwicklung ihrer – auch digitalen – Kompetenzen anzuregen. Neben dem Medienkompetenzselbsttest, den MEKWEP anbietet, fand das PortfolioPLUS als ein auch international anschlussfähiges Kompetenzvalidierungsmodell für Lehrende unter den Teilnehmenden großen Anklang.
PROJEKTSPOTS
Aus der Bildungsforschung gab Alina Köchling (HHU Düsseldorf) Einblick in erste Ergebnisse aus dem Projekt „Learning Analytics und Diskriminierung“ (LADi), das Potenziale und Risiken von Lerndatenanalysen in digitalen Lernumgebungen aufzeigt. So kann eine Datenfülle, wie sie Lernmanagementsysteme produzieren, Lehrende dahingehend beeinflussen, dass sich ihre Entscheidungen z. B. hinsichtlich der Bewertung des Lernenden zu sehr auf die online generierten Daten gründen. Eine Diskriminierung nach Geschlecht, Alter, Herkunft oder Lerntyp kann durch den Einsatz von Datenanalysen in digitalen Lernsystemen so entweder begünstigt oder aber auch verhindert werden. Die Referentin plädierte angesichts dieser Problematik in ihrem Schlusswort dafür, nicht allein auf Daten zu vertrauen, die ein durch Learning Analytics gestütztes Lernmanagement-System (ähnlich einem Recommender System) generiert, sondern diese lediglich ergänzend zu nutzen.
Aus der Praxis stellte Ralf Willner (Kolping-Bildungswerk Paderborn) das Projekt „Berufliches immersives Training für Inklusion“ (Be-IT-Ink) vor, das ermittelt, ob sich Augmented- Reality- (AR) und Virtual-Reality-Anwendungen (VR) für Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt Lernen besser eignen als bisher praktizierte Lernformen. Ralf Willner gab auch mittels Kameraeinsatz praktische Einblicke in die AR- und VR-Anwendung und zeigte, dass die Technologien Jugendlichen dabei helfen können, vorhandene Lerndefizite abzubauen. Der Einsatz von VR/AR-Technologie sei vor allem in der beruflichen Weiterbildung in den Bereichen Technik, Handwerk oder Sicherheit und Gesundheitsbildung denkbar, überall dort, so Willner in der anschließenden Diskussion, wo anwendungsbezogene Trainingsszenarien eine Rolle spielten. Verwendet wird die VR-Technik bereits für Hygieneschulungen, bei Simulationen für Bauingenieure und für die Lehrer/innen-Ausbildung. Schließlich gab der Referent auch Einblicke in Art und Umfang der Datenerhebung aus der Forschungsperspektive und verdeutlichte, wie ein sicherer Umgang mit den Lernendendaten im Kontext von Be-IT-Ink gewährleistet wird.
STRATEGIE GESUCHT
Was kann eine thematisch so breit gefächerte Veranstaltung den Teilnehmenden mit auf den Weg geben? Sicherlich keine Musterlösungen oder -antworten, keine fertigen Konzepte. Der dialog digitalisierung#02 bot den Teilnehmenden neben Einblicken in aktuelle Forschungsentwicklungen vor allem die Möglichkeit, sich mit Kolleg/innen auszutauschen, die angesichts der Anforderungen der digitalen Transformation mit ähnlichen Unsicherheiten und Fragen konfrontiert sind. Auch zur Selbstreflexion bot der dialog digitalisierung#02 viel Raum, etwa in der Abschlussdiskussion mit Dr. Peter Brandt. Welches sind die dringendsten Fragen, auf die die Menschen in den Weiterbildungseinrichtungen Antworten finden müssen? Welche Aspekte spielen eine Rolle, um ein überzeugendes Digitalisierungskonzept zu schreiben? Und wie geht die traditionelle Weiterbildung mit der digitalen Konkurrenz (z. B. YouTube, LinkedIn, Learnity) um? Die Teilnehmenden mussten sich damit auseinandersetzen, wie sie in ihren Einrichtungen in Zukunft arbeiten wollen, welches Bild sie vom Lehren und Lernen in der Zukunft haben. Dass es sich hierbei um ganzheitliche Organisationsentwicklungsmaßnahmen – von der Angebotsgestaltung für die Zielgruppe bis hin zu Maßnahmen, um das Personal digital fit zu machen – handeln müsse, war allen Beteiligten klar. Ein Fazit der lebhaften Plenumsdiskussion ist – angesichts einer starken digitalen Lernlandschaft im Netz, welche die Weiterbildungseinrichtungen nur bedingt als Konkurrenz ansehen – der Eindruck einer eher defensiven Weiterbildungslandschaft auf der Suche nach einer individuellen Digitalisierungsstrategie. Hier gilt es, für Weiterbildungseinrichtungen zukünftig einen Schwerpunkt bei der Förderung und Unterstützung zu schaffen.
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