Handlungsanleitung

Songwriting für Lehrende

Musik bietet eine weitere Möglichkeit der Wissensaneignung für Lernende. Jedes (Lern-)Thema kann mit einem Lied vermittelt werden. Reime – wie häufig in Sprichwörtern enthalten – verbessern das Behalten. Damit dies gelingt, stellt Ihnen wb-web hier einige Grundlagen des Songwritings vor.

Bestandteile eines Liedes

Ein Lied setzt sich aus dem Liedtext, Inhalt, Rhythmus und Melodie zusammen.

Der Liedtext besteht aus

  •  Titel
  • Refrain/Chorus
  • Strophe
  • Bridge
  • Intro
  • Outro

Der Titel gibt das Thema des Liedes oder seine wichtigste Aussage wieder. Für den Einsatz in der Lehre eignet sich das Thema z.B. „Satz des Pythagoras“. Wenn das Lied auf einer Plattform später veröffentlicht werden soll, muss man prüfen, ob der Titel bereits vergeben bzw. urheberrechtlich geschützt ist. Ein einprägsamer Titel ist später leichter im Internet auffindbar z.B. „Tücken beim Texten“.

Der Refrain oder Chorus ist der wichtigste Teil des Liedes. Er enthält die zentrale Botschaft und wird mehrfach wiederholt. Durch die Wiederholungen prägt er sich gut ein. In der Lehre bietet es sich an, hier Regeln und Merksätze z.B. Grammatikregeln oder Formeln zu verwenden.

Beispiel für einen Refrain:

Erläuterung zur Darstellung: In der ersten Zeile ist der Takt auf 4/4 aufgeteilt, in der zweiten Zeile steht der Text und in der dritten Zeile sehen sie die Zählposition markiert. X steht für eine Pause. Diese Methode wird im Folgenden noch ausführlich erklärt.

Die Tabelle zeigt die Aufteilung und Betonung der Silben auf den unterteilten Takt.

Aufteilung der Silben und Wörter auf den Takt

Die Strophen erzählen in den meisten Liedern eine Geschichte, also einen Inhalt. Beim Texten ist es wichtig, Bilder zu erzeugen und den roten Faden beizubehalten Sprünge in den verwendeten Zeiten sind zu vermeiden. Für den Einsatz in der Lehre kann man hier Anwendungen oder Erklärungen unterbringen. Wichtig ist, sie dürfen nicht zu lang werden und leiten am Ende immer wieder auf den Refrain hin. Innerhalb der Strophen bleibt die Perspektive gleich.

Die Bridge ist ein alternativer Bestandteil eines Liedes und somit kein elementares Songelement wie Titel, Refrain und Strophe. So wäre eine gerappte Bridge z.B. ein musikalischer Kontrapunkt in einem ansonsten gesungenen Lied. Die Bridge bietet sich an, um eine andere Perspektive einzunehmen. In der Bridge kann ein Zeitensprung erfolgen. Gleichwohl muss der rote Faden beibehalten werden und auch die Bridge führt zum Refrain hin.

Intro und Outro – also Beginn und Ende – eines Liedes können sowohl als Text aber auch als rein instrumenteller Musikteil gestaltet werden. Wie die Bridge sind sie alternative Bestandteile eines Liedes.

Der gesamte Songaufbau kann z.B. so aussehen:

  • 2       Takte Intro
  •  8       Takte Strophe
  • 8       Takte Refrain
  • 8       Takte Strophe
  • 8       Takte Refrain
  • 4       Takte Bridge
  •  8       Takte Refrain
  •  4           Takte Outro

Betrachtet man den Inhalt gilt es neben dem roten Faden einen Spannungsbogen aufzubauen. Bevor man jetzt etwas schreibt, sollte das Thema festgelegt werden. Die Erzählperspektive muss klar sein sowie auch die Kernaussagen jedes Songteils.

Der Rhythmus gibt dem Lied eine zeitliche Dimension in der horizontalen Ebene. Die Geschwindigkeit wird in Schläge pro Minute (BPM) angegeben. Ein langsames Musikstück kann z.B. sechzig Schläge pro Minute haben, also jede Sekunde einen, ein sehr schnelles Musikstück kann 180 BPM haben. Der Rhythmus wird in Takte unterteilt. Die meisten Lieder haben einen 4/4 Takt, dass bedeutet, dass ein Takt sich aus vier vollen Elementen zusammensetzt. Jedes volle Element kann wiederum in Halbe, Viertel oder Achtel unterteilt werden.

Tipp

Zu sehen ist ein Screenshot einer Metronom-App.

Screenshot Soundbrenner APP (Susanne Witt)

Mit einem Metronom oder einer kostenlosen Metronom-App kann man leicht verschiedene Takte und Geschwindigkeiten (BPM) ausprobieren, um ein Gefühl für den Rhythmus zu erhalten. Klopfen Sie den Takt mit, zählen Sie „Eins, zwei, drei, vier, …“ z.B. bei einem 4/4-Takt) oder versuchen Sie eine Silbenfolge wie „lalala“ im Rhythmus zu singen.

Bei dieser App zum Beispiel kann man  den Takt auswählen  (3/2, 4/4, 5/8), die BPM und die Unterteilung der  Schläge pro Takt.

X-Dot-Methode

Bei der X-Dot-Methode schreiben Sie den Text exakt auf den vorgegebenen Takt. Dabei setzt man betonte Silben auf einen Grundschlag. Bei einem 4/4 Takt schreiben Sie die Silben für einen Takt in eine Zeile. Bis zu sechzehn Silben können Sie in einen Takt aufnehmen. Mit jedem neuen Takt beginnen Sie eine neue Zeile. Ist Ihr Satz kurz, kann man ein X für eine Pause z.B. auf den vierten Schlag einfügen.

In der dritten Zeile wird mit einem Punkt die Zählposition (z.B. eins, zwei, drei und vier) unter dem jeweiligen ersten Vokal markiert. Auf diese Weise erhält der Leser ein Gefühl für den Rhythmus, aber noch nicht über die Tonhöhe, welche die Melodie mitprägt. Jedoch auch ohne Tonhöhe ergibt mit dem Rhythmus bereits Gefühl für den Text.

Beispiel:

Hier wird gezeigt, wie mit X-Dot-Methode  der Text auf den Takt aufgeteilt und aufgeschrieben wird.

X-Dot-Methode nach Paul Marx

Bei der Verteilung des Textes auf einen Takt sollte man das Tempo, also die BPM, beachten. Wählt man ein langsames Lied, kann man auf halbe und Viertelschläge Silben verteilen. Ein hohes Tempo kann die Aussprache mit vielen Silben pro Schlag erschweren. (Quelle: Paul Marx, X-Dot-Methode. www.meinhomestudio.de)

Die Krux mit dem Reim

Reime bestehen aus gleichklingenden Lauten bzw. Silben, z.B. Worte und Torte, oder lang und bang. Grundsätzlich unterscheidet man phonetisch zwischen sauberen und unsauberen Reimen. Saubere Reime klingen angenehmer, unsaubere oft gequält. Man unterscheidet die Reime anhand der Lautschrift.

Beispiel:

Sauberer Reim

  • Worte > Torte
  •  ˈvɔrtə   > tɔrtə

Unsauberer Reim

  • Schlank > Rang
  •  ˈʃlaŋk     > raŋ

Ein Reim kann am Anfang, Ende oder mitten in einer Zeile stehen. Wichtig für den Liedtext und den Klang ist, dass er in jeder Zeile auf dem gleichen Zählzeichen positioniert ist (Marx, 2022).

In der Tabelle ist ein mittig liegender Reim in der X-Dot-Methode markiert.

Zuordnung des Reims zu den Schlägen in einem Takt nach der X-Dot-Methode

Bei der Gestaltung von Strophen und Refrain muss man sich für eine Reimart entscheiden. Bekannt sind der Paarreim (AABB), Kreuzreim (ABAB) und der umgreifende Reim (ABBA). Daneben gibt es noch den Schweifreim (AABCCB), den Ketten- oder Terzinen Reim (ABA BCB CDC) und den Haufenreim (alles reimt sich auf einen Laut AAAA). Beim Binnenreim findet man den Reim bereits in einer Zeile z.B. ABBA oder ABCA. Seltener verwendet werden die Reimart Waise (ABA mit B als Waise) oder Schlag- und Stabreim sowie die Assonanz. (vgl. Nobis, 2022)

Hilfsmittel für den Reim

Für den richtigen Reim findet man im Internet spezielle Reimsuchmaschinen und Reimlexikons. Die Webseite Easypronounciation.com bietet eine Übersetzung Ihres Textes in Lautschrift an. Man kann hier verschiedene Anzeigeoptionen auswählen. Für das Songwriting bietet sich die Anzeige der Lautschrift unter der Textzeile an.

Im Flow schreiben

Wenn Sie eine Idee für einen Liedtext haben, schreiben Sie den Text einfach runter. Lassen Sie ihn quasi auf das Papier fließen. Jede Idee erhält eine Zeile – und bildet die Grundlage für einen Takt. Alternativ können Sie ihn mit dem Recorder des Smartphones aufnehmen.

Um in einen Flow zu kommen, hilft es, sich vorab ein ruhiges Umfeld zu schaffen. Gehen Sie spazieren und spielen Sie mit Wörtern. Ideen und Einfälle können Sie in Ihr Smartphone diktieren oder auf Papier notieren. Lassen Sie sich nicht ablenken und versuchen Sie sich auf Ihr Thema zu konzentrieren. Definieren Sie Ihre Kernbotschaften und schreiben Sie diese in kurzen Sätzen auf. Manchmal schreibt man den ersten Liedentwurf in nur zehn Minuten.

Seien Sie beim Feinschliff geduldig

Die Feinarbeit wie Reime, Satzstellungen, starke Wörter auswählen und zum Takt zuordnen passiert am Schluss. Dieses Tuning dauert gewöhnlich viel länger als der erste Entwurf, insbesondere der Refrain muss ausgefeilt werden.

Achten Sie auf Containerbegriffe. Wer Liedtexte mit Fachbegriffen spickt, muss diese sparsam und geschickt einbauen. In Liedtexten werden häufig ein- oder zweisilbige Wörter verwendet.

Verteilen Sie geschickt Pausen und bleiben Sie in der Sprache natürlich. Machen Sie klare Aussagen. Verdrehen Sie die Sätze nicht und vermeiden Sie Bandwurmsätze.

Wo findet man die passende Musik?

Zu den selbstgeschriebenen Liedern kann man,

  • wenn man eine Melodie im Kopf hat, die Musik selber schreiben,
  • ein passendes Musikstück unter freier Lizenz verwenden oder
  • ggf. den Rechteinhaber eines Musikstücks oder die GEMA um Erlaubnis zur Nutzung fragen.

Eine Liste mit Musikstücken und Sounds unter freier Lizenz finden Sie zum Beispiel auf der Webseite von OERinfo.

Literatur

 Paul Marx Media stellt auf seiner Webseite www.meinhomestudio.de und im YouTube-Kanal Informationen und ausführliche Erklärvideos zur Verfügung. Hier eine kleine Auswahl, die eine Grundlage für diese Handlungsanleitung stellt:

 Quellen

Boßmeyer, H.-J., Brauer, G. & Flynn, C. (2020). Coachen, Lehren und Lernen mit Musik. Opladen, Berlin, Toronto: Verlag Barbara Budrich. 208 Seiten. 19,90 Euro ISBN 978-3-8474-2403-1

Dumbo, Schulminator.com (Hrsg.)(2022). Welche Reimschema gibt es? Alle Reimschema Arten einfach erklärt.

Nobis, S. (Hrsg.)(2022). Abitur-Lernhilfe.de. Reimschemata – Die verschiedenen Reimarten.

 Marx, P. (2020). Songtexte schreiben lernen

 

CC BY SA 3.0 DE von Susanne Witt für wb-web (April 2022)


Das könnte Sie auch interessieren.

19. Folge: Lehren und lernen mit Musik

Das Bild zeigt ein Portrait von Hans-Jürgen Boßmeyer, wie er den Mund singend geöffnet hat und Kopfhörer trägt.

In unserem heutigen Podcast potenziaLLL geht es um den Einsatz von Musik im Wissenstransfer.  Hans-Jürgen Boßmeyer steht uns als Experte auf diesem Gebiet als Gesprächspartner Rede und Antwort. Für alle Altersklassen bedient sich der Musiker, Trainer und Business-Coach der Methode, Lernthemen zu vertonen und sie so seiner Zielgruppe aufgelockert und niederschwellig näher zu bringen.

Zum Podcast

Buchvorstellung