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Wieverfastelovend 2020

Das Bild zeigt den Sessionsorden 2020 der Beueler Wäscherprinzessin Romina I.

Karnevalsorden der Wäscherprinzessin Romina I. aus Beuel 2020 (Bild: Ann-Kathrin Buhl, nicht unter freier Lizenz)

Verkehrte Welt: Weiberfastnacht hat einen gesellschaftspolitischen Hintergrund. In einer im Mittelalter von Männern dominierten Welt legten die Frauen für einen Tag ihre Arbeit nieder und übernahmen die Macht. In Bonn-Beuel übernehmen seit langer Zeit die Wäscherinnen das Zepter.

Was ist das?

Mit Weiberfastnacht endet die Zeit der Karnevalssitzungen. Vielerorts steht Weiberfastnacht für den Auftakt der tollen Tage und den Beginn des Straßenkarnevals. In Bonn-Beuel ist der Donnerstag vor Aschermittwoch der Höhepunkt der Karnevalssession mit dem Umzug der Beueler Wäscherprinzessin und ihrer Regierungsübernahme.

Wo kommt das her?

Seine Ursprünge hat Weiberfastnacht im Mittelalter. Der mittelalterlichen Geschlechtsvormundschaft zufolge waren die Frauen ihren Männern untergeordnet. An Weiberfastnacht wird den Frauen für einen Tag die Macht zugestanden. Die Marktfrauen und Arbeiterinnen auf dem Alten Markt in Köln rissen sich um 12 Uhr am Donnerstag vor Aschermittwoch die Hauben vom Kopf. Die Hauben (Mötz) warfen sie – oft zusammen mit Kohlköpfen – über den Platz. Mangels Mötz waren sie nicht mehr „unter der Haube“ und so nahmen sie sich manche Freiheit heraus, die anders nicht möglich gewesen wäre. Vielerorts lud die Herrschaft die Frauen zu Wein ein (Weiberzechen). Haushalt und Kinder wurden an dem Tag den Männern überlassen.

In den Beueler Wäschereien ruhte an Weiberfastnacht die Arbeit. Die im 1824 im Alten Damenkomitee zusammengeschlossenen Beueler Wäscherinnen setzen sich zum Ziel, am bislang rein männlichen Karneval teilzuhaben.

Weiberfastnacht ist heute vor allem im Rheinland, der Eifel und dem Hunsrück verbreitet. Aber auch in anderen Gebieten, wie dem alemannischen Sprachgebiet, gibt es diverse Bräuche. Eine Übersicht finden Sie weiter unten auf der Deutschlandkarte.

Wie geht das?

Weiberfastnacht gilt im Rheinland als inoffizieller Feiertag. Ab 11:11  Uhr ruht in vielen Betrieben die Arbeit und die Feiern beginnen. Gefeiert wird kostümiert in Kneipen und auf den Straßen bzw. Plätzen. An vielen Orten wird mit der Rathauserstürmung die symbolische Machtübernahme der Karnevalisten zelebriert.

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist es Brauch, dass Frauen den Männern die Krawatte als Symbol der männlichen Macht abschneiden. Nur noch mit einem Krawattenstumpf verziert, erhalten die Männer als Entschädigung ein Bützchen (Küsschen).

Aber Obacht: Das Essener Amtsgericht wertete 1988 das Abschneiden der Krawatte als Eigentumsbeschädigung, wenn der Träger nicht vorher (hier: im Essener Raum) zugestimmt hat. Allerdings kann das Einverständnis unterstellt werden, wenn der Krawattenträger mitfeiern würde.

Weiberfastnacht findet im Rheinland stets am Donnerstag vor Aschermittwoch statt. Der frühestmögliche Termin ist der 29. Januar, der späteste mögliche Termin ist der 4. März, weil mit Aschermittwoch die sechswöchige Fastenzeit vor Ostern beginnt. 

Wäscherprinzessin (Bönnsch)

Denkmal Beueler Waschfrau

Denkmal Beueler Waschfrau (Bild: Peter Pittelkow - Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0)

Beuel woor fööher wick on breet vüür joode Wäschereie bekannt on je jefrooch. Die Wäschwiever woore e eeje Völekche met eejenem Charm. Deswäjem steet och dat Denkmol am Rhing met der fresche Wäschfrau wie et  se im 18. on 19. jahrhondert en Beuel an all Ecke joov. On hück wierd noo dem Omzoch durch Beuel de Wäscherprinzessin met ihre fuffzehn Damenkomitees Siejer beim Sturm op et Roothuus on hätt dann do mem Schlössel och Alleen ze saare.

Seit 1958 jitt ett die Fijur der Wäscherprinzessin on wuurd Anfangs von  de hiesijen Wäschereie jestellt. Ävver von 1965 an woor datt nett mie  möchlich, weil et nett mie  su vell Wäschereie joov. 1968 on 1994 woor een  Prinzessin us Frankreich  us uusere Partnerstadt Mirecourt e jeliebtes Mädche.  

Zweimool moot op Vastellovend verzichte weerde, 1962 wejen de
Fluutkatastroph in Hamburch, on 1991 wäjem dem Joolvkreech.

 Nevve de Wäscheprinzessin jitt et och die wichtijen "Obermöhn". En Möhn es hee im Rheinland en verhierote on selvsbewußte Frau, diejoot schwaade (redde) kann. Die Wäscherprinzessin on die Obermöhn senn die  Gallionsfijure von Wievevefastelovend un der Damenkomitees, on hann uuse Brauchtum no vüüre jebraat, on präsentiere Beuel in de janze  Umjäjend.

 Viele weitere Informationen zu der Beueler Weiberfastnacht finden Sie auf der Webseite des Fördervereins.

Der musikalische Karnevalsorden Beueler Weiberfastnacht 2020 spielt in diesem Jahr Musik, angelehnt an Beethoven „Mir han en Wäscherprinzessin“. Das Video wurde wb-web von Ann-Kathrin Buhl freundlicherweise zur Verfügung gestellt. (Video: Ann-Kathrin Buhl, CC BY)

Synonyme: Weiberfastnacht, Weiberfasching, Wieverfastelovend (Köln), Weiberfasnet (Schwaben) Altweiberfasching, Altweiberfastnacht, Altweiber (Krefeld)

Weitere Begriffe: Fettdonnerstag (Aachen), Schwerdonnerstag (Koblenz), Schmotziger Dunschtig (alemannisches Sprachgebiet)

Deutschlandkarte: Begriffe zur Weiberfastnacht

Die Fülle an Bräuchen, die den Donnerstag vor Aschermittwoch prägen, haben  vielzählige Bezeichnungen. Die Zeitung  Die Zeit versuchte Ordnung in das Sprachchaos  zu bringen. 

Eine Auswahl regionaler Begriffe finden Sie in der Deutschlandkarte zu Weiberfastnacht.

Quelle:

Förderverein Beueler Weiberfastnacht e.V. (2020) Wäscherprinzessin.

CC BY-SA 3.0 by Susanne Witt für wb-web. Übersetzung ins Bönnsch von Hans Lennarz.