Etwa fünf Prozent der von Kurzarbeit Betroffenen nahmen laut der aktuellen Online-Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) während der Kurzarbeit im Juni 2020 an Weiterbildungsmaßnahmen teil. Dabei waren etwa 16 Prozent der insgesamt sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Kurzarbeit. Im Vergleich zum Vormonat sank die Anzahl der Personen in Kurzarbeit um etwa vier Prozent.
Kurzarbeit hat zum Ziel, Arbeitsplätze zu erhalten und Entlassungen zu vermeiden. Hierzu zahlt die Bundesagentur für Arbeit für ausgefallene Arbeitsstunden den Beschäftigten Kurzarbeitergeld. Betrieben werden zudem die Sozialversicherungsbeiträge (ohne Arbeitslosenversicherung) erstattet, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Während der Covid-19-Pandemie wurde die Bezugsdauer befristet bis Ende 2021 auf die maximale Bezugsdauer von 24 Monaten verlängert. Die Höhe des ausgezahlten Kurzarbeitergeldes kann bis zu 87 Prozent des letzten Nettolohns ausmachen und zudem vom Arbeitgeber aufgestockt werden. Die Bundesregierung und die Bundesagentur für Arbeit bieten hierzu aktuelles Informationsmaterial an.
Männer häufiger in Kurzarbeit als Frauen
Laut den Ergebnissen der Befragung, die eine Annäherung an die tatsächlichen Werte darstellt, waren zwar durchschnittlich im Juni 2020 16 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Kurzarbeit, aber – bezogen auf die Geschlechter – deutlich mehr Männer (18,5 Prozent) als Frauen (13,4 Prozent). Der Arbeitsausfall wurde für den Monate Juni 2020 nicht erhoben, im Mai 2020 lag dieser bei durchschnittlich 58 Prozent der Arbeitszeit. Der Arbeitsausfall war bei den Frauen mit 62 Prozent höher als bei den Männern mit 55 Prozent.
Wer war eher von Kurzarbeit betroffen?
Abhängig von verschiedenen Faktoren lässt sich die Wahrscheinlichkeit für Kurzarbeit für Personengruppen berechnen. Ein Indikator ist das Netto-Haushaltseinkommen. Liegt dies unter 1.500 Euro, sind die Beschäftigten häufiger von Kurzarbeit betroffen als Personen mit einem Netto-Haushaltseinkommen zwischen 2.000 und 3.000 Euro.
Bildung und in der Folge Karriere sind weitere Faktoren. Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung oder Universitätsabschluss waren seltener von Kurzarbeit betroffen als Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung oder Geringqualifizierte.
Beschäftigte mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren im gemeinsamen Haushalt waren mit fünf Prozent höherer Wahrscheinlichkeit in Kurzarbeit als Beschäftigte ohne Kinder.
Ebenso zeigte die Ergebnisse der Online-Befragung regionale Unterschiede. So lag die Wahrscheinlichkeit von Kurzarbeit betroffen zu sein in Baden-Württemberg und Hessen im Juni um acht bzw. zwölf Prozent über den Befragten aus Nordrhein-Westfalen.
Große Unterschiede weisen die Resultate für die verschiedenen Wirtschaftszweige aus. Während in der Energiewirtschaft die wenigsten von Kurzarbeit betroffen waren, zeigte sich im Juni 2020 insbesondere das Gastgewerbe und Einrichtungen für Kunst, Unterhaltung und Erholung aufgrund der behördlichen Schließungen ein ganz anderes Bild.
Wer nutze die Kurzarbeit für andere Aktivitäten?
Vier von fünf Betroffenen nahmen während der Kurzarbeit keine neue zusätzliche Tätigkeit auf. Zwei Prozent wählten eine zusätzliche sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, drei Prozent nahmen einen Minijob an. Etwa ein Prozent startete mit einer selbstständigen Tätigkeit. Fast sechs Prozent übernahmen ein Ehrenamt.
Fünf Prozent der Betroffenen entschieden sich für eine berufliche Weiterbildung. Die Möglichkeiten hierzu waren während der Covid-19-Pandemie eingeschränkt. Der Grund für die geringe Beteiligung an der beruflichen Weiterbildung bleibt unklar. Auf der einen Seite stehen die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung, auf der anderen die guten Erfahrungen während der Finanzkrise 2009. Inwieweit die beschlossenen Fördermaßnahmen hier unterstützen können, bleibt abzuwarten.
Quelle:
Kruppe, T. & Osiander, C. (2021). Kurzarbeit im Juni 2020: Rückgang auf sehr hohem Niveau.