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TÜV-Weiterbildungsstudie 2024: Skills für die Zukunft

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Der TÜV-Verband e.V. veröffentlicht die TÜV-Weiterbildungsstudie 2024 mit dem Fokus auf die zukünftig erforderlichen Skills. Die Studie beleuchtet den Stellenwert der Fortbildung in deutschen Unternehmen genauso wie die Kompetenzen in der sich wandelnden Arbeitswelt von morgen. Das Thema „Künstliche Intelligenz“ (KI) wird als wichtig erachtet, was sich jedoch nicht in der beruflichen Weiterbildung widerspiegelt. An der Umfrage nahmen 500 Personalverantwortliche teil. Die Ergebnisse münden in Handlungsempfehlungen für Politik, Unternehmen und Bildungseinrichtungen.

Ergebnisse im Überblick

Fast alle befragten Unternehmen bieten Fortbildungen für Mitarbeitenden an, 75 Prozent für alle und 20 Prozent für bestimmte Personen oder Abteilungen. Lediglich 4 Prozent stellen kein Weiterbildungsangebot zur Verfügung.

Die Zeit, die für Weiterbildung verwendet wird, nimmt zu. Mehrheitlich finden die beruflichen Weiterbildungen an drei bis neun Tagen statt. 16 Prozent geben ein bis zwei Tage an. Die meisten Maßnahmen beanspruchen drei bis fünf Tage.

Das jährliche Weiterbildungsbudget pro Mitarbeitenden liegt bei rund 1000 Euro, zuvor bei 700 Euro. Hierbei muss der Einfluss der Inflation berücksichtigt werden. 24 Prozent der Personalverantwortlichen gaben an, dass das Budget pro Mitarbeitenden unter 500 Euro liegt, 38 Prozent nannten die Budgetspanne zwischen 500 und 999 Euro. 13 Prozent geben 1000 bis 1999 Euro je Mitarbeitenden aus und 11 Prozent investieren 2000 bis 4999 Euro je Mitarbeitenden. Ein Prozent nannte mehr als 5000 Euro als Weiterbildungsbudget pro Mitarbeitenden. Entscheidend sei hier, so Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, weniger die Größe als die Branche der Unternehmen. Der Dienstleistungssektor liegt vor dem Handel. (TÜV-Verband, 2024)

Obwohl generell ein hoher Weiterbildungsbedarf angezeigt wird, fehlt bei 68 Prozent der Unternehmen eine schriftlich fixierte Weiterbildungsstrategie. Einheitlich möchten 92 Prozent der Befragten mit Weiterbildung die eigene Wettbewerbsfähigkeit erhalten, 91 Prozent gesetzliche Anforderungen erfüllen. Die Bindung von Mitarbeitenden ist das Ziel von 87 Prozent der Unternehmen, was von 81 Prozent mit dem drohenden Fachkräftemangel unterfüttert wird. 81 Prozent nannten die Digitalisierung als Grund für eine Weiterbildung.

Bildungsformat

Mehr als die Hälfte der Personalverantwortlichen nannten die Kombination aus Präsenz- und Online-Lernformaten (sog. Blended Learning) als Präferenz, gefolgt von reinen Präsenzveranstaltungen bei denen sich die Teilnehmenden vor Ort treffen (42 Prozent). Reine Online-Formate liegen hier bezogen auf den eingeschätzten Erfolgsfaktor bei einem Prozent.

Bildungsinhalte

Die Digitalisierung wird von 58 Prozent als verantwortlich für die Veränderungen der Arbeitsabläufe genannt. Neue Qualifikationsanforderungen und veränderte Berufsbilder sehen die Befragten ebenso als Folge wie Automatisierungsprozesse.

Das Thema Künstliche Intelligenz steht als Weiterbildungsthema noch in den Startlöchern. Gleichwohl nennen die Personalbeauftragten hier einen großen Weiterbildungsbedarf und eine hohe Relevanz für ihre Unternehmen.

„Künstliche Intelligenz wird für die Wirtschaft zu einem wichtigen Erfolgsfaktor. Unternehmen sollten frühzeitig in die KI-Kompetenzen ihrer Beschäftigten investieren und sie damit fit für die digitale Zukunft machen“, sagte Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, bei Vorstellung der Studienergebnisse (TÜV Verband, 2024)

45 Prozent der Befragten gaben an, dass die Mitarbeitenden lernen müssen, KI-Anwendungen zu nutzen und der Weiterbildungsbedarf dementsprechend stark steigen wird (39 Prozent). Etwas mehr als ein Viertel sieht KI-Einsatzmöglichkeiten im eigenen Unternehmen. 13 Prozent gaben an, dass in den kommenden Jahren KI-Anwendungen Tätigkeiten der Mitarbeitenden ersetzen werden. Im Widerspruch dazu bietet nur jedes achte Unternehmen KI-Weiterbildungen an. Zehn Prozent ermitteln aktuell den Bedarf, sechs Prozent planen den Besuch einer KI-Weiterbildung. Zwölf Prozent der Befragten gaben an, dass Mitarbeitende bereits KI-Weiterbildungen besucht haben.

Das Thema Nachhaltigkeit hat einen hohen Stellenwert in der Weiterbildung. 22 Prozent der Befragten messen dem Thema eine sehr hohe Wichtigkeit bei, 45 Prozent sahen es als „eher wichtig“ an. Für 25 Prozent Personalverantwortlichen ist Nachhaltigkeit im Unternehmen als Weiterbildungsthema weniger wichtig und für 7 Prozent unwichtig.

Weiterbildungen zu Nachhaltigkeits- bzw. Umweltthemen gaben etwa die Hälfte der Befragten zu Energie- und Umweltmanagement sowie zur nachhaltigen Unternehmensführung an. 46 Prozent sehen Bedarf bei der Abfallwirtschaft und beim Recycling.

Wer ist für die berufliche Weiterbildung verantwortlich?

Neben den Unternehmen (97 Prozent) sehen die Personalverantwortlichen die Beschäftigten (87 Prozent) sowie die Berufsverbände (67 Prozent) in der Verantwortung für die Weiterbildung. Öffentliche Institutionen und Behörden wie z.B. die Agentur für Arbeit nannten 56 Prozent, gefolgt von der Politik mit 54 Prozent. Die Gewerkschaften tragen für 47 Prozent die Verantwortung.

Gemein ist die Unzufriedenheit mit der staatlichen Förderung. Zwei Drittel sind weniger bis gar nicht zufrieden mit der staatlichen Förderung von Weiterbildung. Insofern fordern die Unternehmen mehr Unterstützung der Politik, insbesondere der kleinen und mittelständigen Unternehmen. Finanzielle und/oder steuerliche Förderung der Maßnahmen werden von 90 Prozent genannt. Eine Bildungsoffensive für Geringqualifizierte fordern 87 Prozent der Personalverantwortlichen.

Politische Empfehlungen

Der TÜV-Verband verweist auf die Umsetzung der Nationalen Weiterbildungsstrategie, den Ausbau der Online-Weiterbildungsplattform „meinNow“, die Stärkung der regionalen Verbünde, finanzielle Anreize und eine Änderung des Mindsets: Weiterbildung als gesellschaftliche Aufgabe zu verstehen.

 Links:

·         TÜV Weiterbildungsstudie 2024 "Neue Skills für eine neue Zeit"

·         Präsentation zur Pressekonferenz – TÜV Weiterbildungsstudie 2024

 

Quelle

TÜV Verband e.V. (2024). Pressemitteilung „Nur jedes achte Unternehmen bietet Fortbildungen zu Künstlicher Intelligenz“ vom 20.03.2024.


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