Susanne Witt Blog
Studie zur Weiterbildung weist regionale und kommunale Unterschiede aus
Auch innerhalb der Bundesländer schwankt die Weiterbildungsbeteiligung zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten. So nehmen beispielsweise in der Grafschaft Bentheim, Niedersachsen, lediglich 2,3 Prozent der Menschen jährlich an Weiterbildungen teil, in Landsberg am Lech, Bayern, sind es mit 23 Prozent knapp zehn Mal so viele.
Weiterbildungspotenziale vor Ort besser nutzen
Die Potenzialausschöpfung zeigt, wie gut Kreise und kreisfreie Städte ihre strukturellen Voraussetzungen und Möglichkeiten für Weiterbildung nutzen. Ausgehend von den wirtschaftlichen und soziostrukturellen Daten der verschiedenen Kreise und kreisfreien Städte berechneten die Forscher dabei, wie hoch die Weiterbildungsbeteiligung in einer Region im Deutschlandvergleich eigentlich sein müsste. Regionen mit einem geringen Bildungsstand in der Bevölkerung und einer schwachen Wirtschaftsstruktur haben demnach ein geringeres Potenzial als jene mit vielen Akademikern und einer florierenden Wirtschaft.
So bilden sich in Baden-Württemberg rund 20 Prozent mehr Menschen fort als zu erwarten wäre. In Berlin bleibt die Weiterbildungsbeteiligung um 23 Prozent hinter den Möglichkeiten zurück. Mecklenburg-Vorpommern hat im Bundesvergleich eine niedrige absolute Weiterbildungsbeteiligung, schöpft aber dabei sein Potenzial voll aus. Hamburg und Brandenburg bleiben dagegen hinter den Erwartungen.
„Wenn man in Rechnung stellt, was mit der jeweiligen Bevölkerung und Wirtschaftskraft möglich wäre, zeigt sich der ungenutzte Handlungsspielraum“, kommentiert Prof. Dr. Josef Schrader, Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung die Ergebnisse der Potenzialanalyse.
Zugleich empfiehlt Prof. Schrader, genauer zu erforschen, was auf kommunaler Ebene zu einer hohen und was zu einer niedrigen Weiterbildungsquote führt: „Vor Ort kann am besten entschieden werden, welche kommunal- und landespolitischen Maßnahmen positiv auf die Weiterbildungsbeteiligung wirken.“
Dass Veränderungen auf kommunaler Ebene möglich sind, zeigt der Deutsche Weiterbildungsatlas. In den Kommunen im Landkreis Fürstenfeldbruck und in Zweibrücken, Soest und Chemnitz beispielsweise stieg die Weiterbildungsbeteiligung in den letzten Jahren deutlich.
Kurz gefragt - Prof. Schrader zu den zentralen Ergebnissen des Deutschen Weiterbildungsatlas
(Quelle: Bertelsmann Stiftung)
Geringqualifizierte und Arme oft außen vor
Der Weiterbildungsatlas zeigt ebenfalls auf, dass Geringqualifizierte besonders selten von Weiterbildungen profitieren. Lediglich 5,6 Prozent der Geringqualifizierten im Alter von 25 bis 54 nehmen an Weiterbildungen teil. Auch unter den Armen im zentralen Erwerbsalter bilden sich nur 7,7 Prozent weiter. Jörg Dräger fordert, die soziale Unwucht im Weiterbildungssystem zu begradigen. „Damit Ärmere und Geringqualifizierte häufiger an Weiterbildungen teilnehmen, müssen sie besser beraten und finanziell gefördert werden.“
Alle Daten und Fakten finden Sie unter www.kreise.deutscher-weiterbildungsatlas.de.
Methodische Hinweise
Bundes- und Landesergebnisse basieren auf Daten des Mikrozensus 2015. Die kommunalen Ergebnisse werden als Mittelwerte der Daten aus den Jahren 2014 und 2015 angegeben. Im Mikrozensus lautet die Frage nach der Weiterbildungsteilnahme: „Haben Sie in den letzten 12 Monaten an einer (oder mehreren) allgemeinen oder beruflichen Weiterbildung/-en teilgenommen?“ Berufliche Weiterbildungen sind Umschulungen, Lehrgänge oder Kurse für einen beruflichen Aufstieg, für neue berufliche Aufgaben, Fortbildungen (z. B. Computer, Management, Rhetorik). Allgemeine Weiterbildungen haben meist einen privaten Zweck und dienen dem Erwerb oder der Erweiterung eigener Fähigkeiten und Kenntnisse (z. B. Musik, Sport, Erziehung, Gesundheit, Kunst, Politik, Technik, Kochen). Im Sinne der Lesbarkeit sprechen wir bei von „Armut bedrohten Menschen“ hier auch von „Armen“.
Quelle: Bertelsmann Stiftung (2018). Pressemeldung 25.09.2018: „Große regionale Unterschiede bei der Weiterbildungsbeteiligung“.