Der Nationale Bildungsbericht 2020 ist veröffentlicht. Alle zwei Jahre bildet er die Gesamtheit der deutschen Bildungslandschaft von der frühkindlichen Bildung bis hin zur Weiterbildung im Erwachsenenalter ab. Aus ihm lassen sich die Leistungen und Herausforderungen der verschiedenen Bereiche des deutschen Bildungssystems ableiten. Im aktuellen Bericht liegt der Schwerpunkt auf dem Kapitel "Bildung in einer digitalen Welt".
Einige Ergebnisse aus dem aktuellen Bericht mit Fokus auf die Erwachsenenbildung stellen wir hier vor:
Erwachsene haben aufgrund ihrer spezifischen Lebens- und Arbeitserfahrung vielfältige Lernbedürfnisse und Lernbedarfe. Es gibt in diesem Bereich aber vergleichsweise wenig staatliche Regelungen der Anbieter- und Angebotsstrukturen sowie der Beteiligungsformen. Dabei gewinnt die Erwachsenen- und Weiterbildung vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der Migration und der beschleunigten Digitalisierung immer mehr an Bedeutung.
Meist entscheiden Anbieter und Angebot darüber, ob und an welchen Lern- und Bildungsaktivitäten Erwachsene teilnehmen. Obwohl die Digitalisierung auch den Bildungsbereich immer weiter beeinflusst und orts- und zeitunabhängiges Lernen ermöglicht, war weiterhin das Lernen vor Ort von besonderer Relevanz.
Die Anzahl der Teilnehmenden an Weiterbildungsangeboten zwischen 18 und 69 Jahren stieg insgesamt im Untersuchungszeitraum deutlich auf 52% (von 47,5% in 2016) an. Aber auch der Zeitaufwand, den Erwachsene in Weiterbildung im Jahr 2018 investierten, stieg im Vergleich zu 2016 um 4,1 Stunden auf 45,6 Stunden. Die subjektive Zufriedenheit von Erwachsenen mit Weiterbildungsangeboten war sehr hoch und die Befragten vermuteten eine hohe Anwendbarkeit des Erlernten im (Arbeits-)Alltag. Diese subjektiven Einschätzungen sind alleine allerdings kein Beweis für positiven Nutzen von Weiterbildungen.
Die strukturellen, organisationalen und personalen Herausforderungen der Digitalisierung von Lern- und Bildungsangeboten gehören perspektivisch die dringendsten Aufgaben in der Weiterbildung. Weiterhin steht die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund im Fokus der Weiterbildung.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind noch nicht Teil des Bildungsberichtes. Die Autoren vermuten jedoch schwerwiegende Auswirkungen auf Weiterbildungsanbieter, die durch die Pandemie in finanzielle Schieflage geraten könnten, auf die betriebliche Weiterbildung, deren Mittel durch finanzielle Einbußen zur Rettung des Unternehmens eingesetzt werden könnten und auf öffentliche Bildungsanbieter, die zwar staatlich bezuschusst werden, aber dennoch von Teilnehmerbeiträgen abhängen. Trotz der Sorgen um den Weiterbildungsbereich, sehen die Autoren in der Corona-Pandemie auch einen positiven Schub für die Digitalisierung. Die Auswirkungen und Abhängigkeiten zu untersuchen und valide Ergebnisse für den Bildungsbereich zu gewinnen, ist die große Herausforderung für den nächsten Nationalen Bildungsbericht.
Hier finden Sie das Kapitel G des Nationalen Bildungsberichtes 2020, das sich ganz der Weiterbildung und dem Lernen Erwachsener widmet.
Hier können Sie den gesamten Bildungsbericht oder andere Kapitel einsehen.