Erfahrungsbericht

Ermöglichungsdidaktik praktisch umsetzen: Wie geht das und was haben die Lehrenden davon? (Teil 2)

Zudem unterstützen wir die Lehrenden in der Planung ihrer Seminare und Trainings, damit Sorgen wie zu wenig Zeit und zu viel Stoff durch didaktische Reduktion und entsprechende Vorbereitung auf ein Seminar entgegengewirkt werden kann.

Wir achten zudem darauf, dass zwischen den einzelnen Seminaren eigene Unterrichts- und somit Lernerfahrungen gemacht werden können. Reflexion und Erfahrungslernen sind extrem bedeutsam.

Sind Lehrende einmal im Seminar, nehmen sie viele neue Impulse an. Wichtig hierbei ist, dass sie erfahren, dass eine Veränderung durchaus ein längerer Prozess ist, welcher auch durch kleine Schritte (beispielsweise Einsatz einer Methode, Umgang mit Vorerfahrungen der Teilnehmenden) erzielt werden kann.

Ziel kann und darf nicht sein, dass Lehrende ihre Unterrichtspraxis von heute auf morgen komplett abändern. Sie wären nicht mehr authentisch und ihre Teilnehmenden würden zu sehr irritiert sein.

So wäre es beispielsweise nicht sinnvoll, Frontalunterricht monatelang zu praktizieren und plötzlich die Teilnehmenden mit Stationenbetrieb zu konfrontieren.

Auch Selbsterschließung und Selbststeuerung muss erlernt werden. Wir wissen aus Forschungsergebnissen, dass es einen Zusammenhang zwischen Vorbildung und Selbsterschließung gibt – daher ist hier Vorsicht geboten. 

Uns ist es daher wichtig, dass die Lehrenden erkennen, welche Möglichkeiten sie haben, wie groß die Vielfalt ist, aber auch dass frontaler Input durch den Vortragenden – wenn dies sinnvoll gewählt und bestimmt wurde – durchaus zulässig ist. Input durch den Lehrenden ist ebenso ein methodisches Setting wie beispielsweise eine Gruppenarbeit.

Überraschenderweise wird häufig zurückgemeldet, dass Ermöglichungsdidaktik bzw. das WIFI-Lernmodell LENA für Inklusion steht. Nichts ist verboten oder wird ausgeschlossen, wenn es notwendig ist und den Lernprozess fördert.

Die große Herausforderung für uns stellt die Tatsache dar, überhaupt für Weiterbildung zu begeistern. Dass viele Trainerinnen und Trainer nicht aus persönlichem Antrieb heraus eine Weiterentwicklung, somit eine Professionalisierung anstreben, kann mitunter darin begründet sein, dass es kein Berufsbild und somit über Jahrzehnte hinweg auch kein Anforderungsprofil oder Qualitätskriterien von Erwachsenenbildnern gegeben hat. Somit gilt, wie in vielen anderen Berufen, man muss den Mehrwert erkennen können.

Welchen Nutzen und Mehrwert haben Lehrende, wenn Sie auf der Grundlage der Ermöglichungsdidaktik praktizieren?

Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus, gibt es einen enormen Nutzen und Mehrwert. Abschließend möchte ich noch ein paar Beispiele dafür aufzählen, was mir persönlich die Arbeit auf Basis der Ermöglichungsdidaktik gebracht hat.

  • Ich verstehe, wie Lernen passiert.
  • Ich verstehe, was ein Lernprozess benötigt.
  • Ich verstehe, welche Rahmenbedingungen Lernen forcieren.
  • Ich sehe mich als Unterstützer und Begleiter des Lernprozesses, für den Erfolg ist der Lerner selbst verantwortlich. Auch wenn ein Lerner nicht lernen möchte oder kann, liegt dies nicht ausschließlich an mir und meiner Vortragsleistung.
  • Ich weiß, was es bedeutet, professionell zu lehren.
  • Ich verstehe, dass Lehren über das reine Vortragen hinausgeht.
  • Ich kenne viele Methoden, welche meinen Unterricht vielfältig und abwechslungsreich machen können.
  • Ich kenne Möglichkeiten, selbst mit schwierigen Voraussetzungen und Zielsetzungen umzugehen.
  • Ich kann mit heterogenen Gruppen arbeiten.
  • Ich nutze das Wissen und die Erfahrungen der Teilnehmenden für das Seminar und mich selbst. Auch ich kann dazulernen.
  • Ich kenne Möglichkeiten und Wege, Lernergebnisse darzustellen und diese zu bewerten.

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