Mit Weiterbildung beruflichen Zielen einen Schritt näher kommen, ist die Idealvorstellung von vielen. Für viele Lerner ist Weiterbildung aber oft ein Weg mit Umwegen, Abzweigungen und Einbahnstraßen. Die sogenannten „Geringqualifizierten“, meist Menschen ohne formalen Bildungsabschluss, sind in der Weiterbildung unterrepräsentiert.
Das Projekt “Innovative Curriculum for Adult Learners on Soft Skills” (ICARO) hat zum Ziel, Soft Skills sichtbar zu machen und Langzeitarbeitslosen mit einer geringen formalen Bildung bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen. Das Projekt, das vom 1.9.2017 bis 31.8.2019 läuft, besteht aus sechs europäischen Partnern: Spanien, Litauen, Irland, Deutschland, Belgien und Griechenland. Im November wird ein internationaler Kurs für Trainer und Trainerinnen wie Berater und Beraterinnen angeboten, um entsprechende Angebote leiten zu können.
Mit dem innovativen Ansatz TRIAS soll die Bildungsberatung in die Unternehmen kommen und Beschäftigte, insbesondere Geringqualifizierte, im beruflichen Umfeld erreichen. Ziel des neuen Studienbuchs ist, Beratende in die Lage zu versetzen, Beratung für Beschäftigte im Unternehmen anzubieten. Das Lehrbuch kann als Selbstlernmaterial genutzt werden. Der TRIAS-Ansatz zielt auf eine Förderung von beruflicher Weiterbildung in all ihren formalen, informalen und nicht formalen Aspekten.
Die Bertelsmann Stiftung bietet mit diesem kostenfreien Instrument für die Berufs- und Laufbahnberatung eine Möglichkeit der Kompetenzerfassung in acht Berufen. Migrant/inn/en und Geringqualifizierte können in fünf Minuten eine Selbsteinschätzung beruflicher Erfahrungen durchführen.
Unter die Gruppe der sogenannten Geringqualifizierten fallen in Deutschland rund sieben Millionen Menschen. Ihnen fehlen oft Bildungsabschlüsse, sie verfügen aber dennoch häufig über Berufserfahrung oder in anderen Zusammenhängen – beispielsweise Familie, Ehrenamt oder Hobby – erworbene Kompetenzen. Wie diese Potenziale ermittelt und genutzt werden können, wollen Expertinnen und Experten auf einer Fachtagung klären, die das Kolpingwerk Deutschland mit der Bertelsmann Stiftung veranstaltet.
In der neuen Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft stehen die Einflussfaktoren auf die Weiterbildungsbeteiligung formal Geringqualifizierter im Fokus. Insgesamt steigen die Teilnahmen geringqualifizierter Erwerbstätige an Weiterbildungsmaßnahmen überproportional. Trotzdem liegt die Beteiligungsquote noch hinter formal höher qualifizierten Erwerbstätigen zurück. Die Studie zeigt einen Zusammenhang zwischen Einfacharbeit und Weiterbildung: desto weniger Einfacharbeit desto mehr Weiterbildung.
Menschen, denen
Kenntnisse oder Fähigkeiten in grundlegenden Bereichen des alltäglichen Lebens
fehlen, also zum Beispiel beim Schreiben, Lesen und Rechnen, werden in der
Pädagogik als „geringqualifiziert“ bezeichnet. Eine Bezeichnung, die neutral
betrachtet darauf verweist, dass diese Menschen wenige Qualifikationen
nachweisen können. Unterstellt wird dabei allerdings auch oftmals ein Mangel an
kognitiven Kompetenzen bzw. an der Fähigkeit, solche überhaupt zu entwickeln. Die
Zielgruppe der „Geringqualifizierten“ gilt bei Lehrkräften als „schwierig“, da
sehr heterogen und mit den üblichen didaktischen und methodischen Mitteln
scheinbar nicht erreichbar.
Wenn derzeit circa 1,4 Millionen Stellen auf dem deutschen
Arbeitsmarkt unbesetzt sind, Wissen immer schneller obsolet wird und die
Industrie 4.0 immer höhere Ansprüche an die Kompetenzen von
Arbeitnehmern richtet, ist es kein Wunder, dass Weiterbildung und
lebenslanges Lernen im öffentlichen Diskurs Hochkonjunktur haben. Verwunderlich ist jedoch, dass die Weiterbildungsteilnahme dennoch seit
beinahe 20 Jahren stagniert.
Das Bündnis „Lesen lernen mit Zeitarbeit“ hat zum Ziel, Grundbildung und Arbeit zu verzahnen. Funktionalen Analphabeten sollen mit der Kombination aus Hilfe, Lernen und Job Qualifizierungsangebote mit Perspektiven geboten werden. Dafür schlossen der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmer, der Spaß am Lesen Verlag und der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung auf Bundesebene eine Kooperation.
Das Projektteam ACCEnT hat einen kostenlosen Onlinekurs zum Thema Coaching und Beratung schwer erreichbarer Zielgruppen veröffentlicht. In vier verschiedenen Themenbereichen stehen Lernpfade zur Verfügung, die mit Hintergrundinformationen, Videos, Podcasts und Quizaufgaben zeigen, wie Beratung und Coaching gelingen kann, Zielgruppen effektiv erreicht und digitale Werkzeuge sinnvoll eingesetzt werden können.