Folge 12: Wie Forschung und Bildungspraxis zusammenkommen
Wie Forschung und Bildungspraxis zusammenkommen
Folge 12 des Dossiers "Digitalisierung in der Erwachsenenbildung"
Welche digitalen Medien und Lehr-Lern-Szenarien sind für Lehrende im Alltag besonders hilfreich? Wie können Tools, Apps oder digital aufbereitete Lerninhalte didaktisch wirkungsvoll eingesetzt werden? Was bedeutet dies für mich als Lehrende/r eigentlich? Die Praxis der Erwachsenenbildung erwartet zu diesen und vielen ähnlichen Fragen Antworten von der Bildungsforschung. Auf der anderen Seite sind Wissenschaftler/innen für anwendungsorientierte Forschung darauf angewiesen, Bedarfe aus der Praxis zu erfahren. Austausch zwischen Forschung und Praxis – in beide Richtungen – ist nötig.
wb-web ist ein Transferkanal: Wir berichten in dieser Folge des Dossiers über aktuelle Ergebnisse aus der Wissenschaft. Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE), Betreiber der Plattform wb-web, ist beteiligt an einem Forschungsvorhaben im Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
Dialog zwischen den Forschungsprojekten und der Bildungspraxis
Ein Begleitprojekt, das Metavorhaben „Digitalisierung im Bildungsbereich“, koordiniert die Untersuchungen und soll zudem die Ergebnisse der beteiligten Forschungsvorhaben
in einen übergreifenden wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmen stellen,
Entwicklungen erfassen,
Forschungslücken identifizieren,
Wissenschaftler/innen der beteiligten Projekte vernetzen,
den Austausch mit der Bildungspraxis fördern.
Die Projektmitarbeitenden des Metavorhabens stellen in dieser Dossierfolge Arbeitsergebnisse vor, berichten über die Veranstaltungsreihe "dialog digitalisierung" und regen den Austausch im wb-web-Forum an.
Mehr zum Metavorhaben "Digitalisierung in der Bildung" auf der Projektwebsite.
Was halten Teilnehmende von Alphabetisierungsprogrammen von Blended Learning und welche Zusammenhänge gibt es zu den Voraussetzungen, die sie mitbringen? Eine Studie aus Kanada bietet interessante Ergebnisse.
Wie gehen Lernende mit den Herausforderungen eines Lernangebots um? Wie bewältigen sie Aufgaben, wie teilen sie ihre Zeit ein, wie reagieren sie bei Problemen, können sie Hürden auch emotional verarbeiten, halten sie durch und können sie rechtzeitig nach Unterstützung fragen? Diese Fragen werden mit dem Begriff Selbstregulierung erfasst. Gerade bei Angeboten im Blended-Learning-Format ist ein gewisses Maß an Selbstregulierung bei den Lernenden Voraussetzung für erfolgreiches Lernen. Deshalb, so die Autor*innen der hier vorgestellten Studie, muss die Fähigkeit zur Selbstregulierung gerade in Blended-Learning-Angeboten gefördert werden.
Viele Menschen tun sich schwer mit dem Leben im Digitalen und den dazugehörigen Anforderungen, Anwendungen und Möglichkeiten. Digitalkompetenz ist deshalb in aller Munde und oft stehen technische Erfordernisse im Mittelpunkt, die notwendige Lese- und Schreibfähigkeiten werden dabei gerne vergessen oder als selbstverständlich vorausgesetzt – doch das sind sie nicht. Ilka Koppel von der PH Weingarten stellt in Ihrer Arbeit die Frage, ob gängige Modelle von Digitalkompetenz überhaupt geeignet sind für die Bildungsarbeit mit gering literalisierten Menschen und wie ein passendes Modell aussehen sollte.
Einrichtungen der Erwachsenen- und Weiterbildung stehen vor einer enormen Aufgabe: Die Ausweitung der digitalen Angebote ist seit Beginn der Corona-Pandemie so wichtig wie nie zuvor. Zudem sind - wie die gesamte Arbeitswelt - auch die Bildungseinrichtungen selbst von der Digitalisierung erfasst und müssen Wege zur Bewältigung dieser Herausforderung finden. Unser Literaturüberblick sammelt und analysiert aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema und zeigt, dass noch viel geforscht werden muss. Welche Hinweise lassen sich dennoch in der Forschung für die Praxis finden?
Wie lässt sich die digitale Transformation in den Organisationen der Erwachsenen- und Weiterbildung vollziehen? Nicht erst, aber besonders seit Corona stellen Praktikerinnen und Praktiker sich diese Frage. Überblicksstudien, die eine umfassende Antwort geben könnten, liegen bisher nicht vor. Umso wichtiger sind Forschungsergebnisse, die zumindest erste Hinweise zum Thema geben.
Digitale Formate und Technologien sind schon lange angekommen in der Erwachsenenbildung. Allerdings eher unbemerkt und auch manchmal ungewollt – jedenfalls nicht gesteuert. Um gute Angebote zu erstellen, ist aber eine Strategie nötig, schreibt E-Learning-Spezialistin Claudia Bremer. Die Bildungsorganisation bestimmt letztendlich die Qualität der digitalen Angebote und muss diese Aufgabe bewusst angehen.
Zertifikate und andere Bildungsnachweise sind greifbare Dokumentationen der eigenen Qualifikation. Im Zeitalter digitaler Bildung wird auch die Dokumentation der lebensbegleitenden Lernleistung zunehmend digitalisiert. Damit werden deren zuverlässige Speicherung, Nachprüfbarkeit und Fälschungssicherheit zu Herausforderungen, von deren Bewältigung unter Umständen berufliche Werdegänge und damit Lebensläufe abhängen. Wie die Zertifizierung der Zukunft aussehen und welche Rolle die geheimnisvolle Blockchain-Technologie dabei spielen könnte, davon handelt die nachfolgende Studie.
Die Digitalisierung macht auch vor dem Staat nicht halt. In ihrer ethnografischen Studie begleitet Suzanne Smythe die Besucher*innen eines gemeindefinanzierten Computercafés und ihren Kampf mit digitaler Bürokratie und diskutiert, was das digitalisierte staatliche Kontrollmechanismen für die Arbeit von Erwachsenenbildner*innen bedeutet.
Für in der Erwachsenenbildung Lehrende stellt sich die Frage nach der Digitalisierung ihrer Arbeitswelt in Corona-Zeiten dringender als je zuvor. Kann die Bildungsforschung Antworten geben auf die Frage, wie diese Herausforderungen zu bewältigen sind? Eine neu erschienene Literaturübersicht zu aktuellen wissenschaftlichen Veröffentlichungen stellt Ergebnisse vor und versucht eine Einordnung. Wir fassen hier für wb-web zusammen, wie der Stand der Forschung aussieht.
Online-Lernen – wer will das und was bringt das? Diese Frage beschäftigt nicht wenige Lehrende in der Erwachsenenbildung. Insbesondere das Format der MOOCs – also offener Online-Kurse für größere Lerngruppen – ist umstritten: zunächst hochgelobt, weil Tausende oft ohne Zugangsbeschränkungen an Weiterbildung teilnehmen konnten, dann totgesagt, weil eine eher geringe Zahl der Teilnehmenden das Lernziel erreichte. Was ist dran an dem Format? Eine Evaluationsstudie eines durchgeführten offenen Online-Kurses liefert Ergebnisse.
Blogs sind ein verbreitetes und beliebtes digitales Werkzeug, zum Beispiel um Ergebnisse in einem Kurs gemeinsam zu erarbeiten oder das Erlernen von Schriftsprache um eine kreative Methode zu erweitern. Inzwischen gibt es eine Reihe von Studien, die sich mit dem Einsatz von Blogs in Lehr- und Lernszenarien auseinandersetzen. Doch verbessern Blogs das Lernen von Erwachsenen tatsächlich? Zu dieser Frage haben wir eine interessante Studie für sie herausgegriffen und zusammengefasst.
Internetkonzerne operieren zunehmend auf dem Markt der digitalen Weiterbildung. Basis dafür sind Geschäftsmodelle, die digitale Datenbestände nutzen, um ganz neue Marketingstrategien zu entwickeln. Was dies für die traditionellen Weiterbildungsanbieter bedeuten kann, versucht diese Studie am Beispiel von Google, LinkedIn und Xing zu ermitteln.