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Was bedeutet „Deutschkenntnisse Niveau A2“?

Die Relevanz des GERS für die Sprachbegleitung Geflüchteter

Ehrenamtliche Sprachbegleitung (Linkliste Qualifizierung für Ehrenamtlichen) hat andere Aufgaben als klassischer Sprachunterricht (siehe Krumm, H.-J.,  “Flüchtlinge brauchen Sprache - wie können Laien helfen?”   und daher müssen und sollen sie ihre Tätigkeit auch nicht nach den Kann-Bestimmungen des Referenzrahmens gestalten. Dennoch kann sich ein Blick auf die Beschreibungen lohnen:

  • So gut wie alle Lehrwerke und klassischen Sprachkursangebote richten sich nach dem GERS. Es kann hilfreich sein zu wissen, was zum Beispiel in einem A1 oder einem A2 Kurs erreicht werden soll, den Ihre Teilnehmenden besuchen (werden). Falls Sie im Internet nach Aktivitäten oder Materialien suchen, bieten Ihnen die Niveaustufen eine erste Orientierung.
  • Sprachprüfungen, die Geflüchtete vielleicht ablegen wollen oder müssen, richten sich ebenfalls nach dem GERS.
  • Die Einstufung gibt auch einen Einblick, welche Vielfalt an Kompetenzen das Sprachenlernen miteinschließt und dass dabei die Grammatik eine untergeordnete Rolle spielt. So gesehen kann man sich auch Anregungen holen, um Ziele zu formulieren. Näheres zu Lernzielen finden Sie hier.

Der GERS eignet sich jedoch nicht, um Sprachbegleitung zu planen. Hier sind Sie frei von den Vorgaben der Niveaustufen und können sich ausschließlich an den Sprachbedürfnissen Ihrer Teilnehmenden in der jeweiligen Situation orientieren.

 Kritik am GERS

Einerseits ermöglichen die Beschreibungen des GERS Transparenz in Bezug auf Kursziele, schaffen so eine Vergleichbarkeit und erleichtern es, Sprachenlernen in einer anderen Bildungseinrichtung bzw. einem anderen Land nahtlos fortzusetzen. Prüfungen und Sprachdiplome sind klarer definiert und werden daher leichter international anerkannt. Genau diese Vereinheitlichung ruft aber auch Kritik am Einsatz des GERS hervor: Statt sprachliche Kompetenzen detailliert zu beschreiben und nach den Vorgaben des GERS zu vermitteln bzw. zu verlangen, sei es sinnvoller, sich auf die individuellen Bedürfnisse und Ziele, die Lerngewohnheiten und Lebensumstände der Lernenden zu konzentrieren. Das Gegenargument lautet, dass der GERS nur sprachliche Kompetenzen in Form von Kann-Bestimmungen vorgibt, die Inhalte jedoch frei wählbar sind – eine Freiheit, die in den gängigen und einander inhaltlich stark ähnelnden Lehrwerken allerdings kaum genützt wird.

Die Niveaustufen im Überblick:

Elementare Sprachverwendung: Niveaustufen A1 und A2 des GERS

Auf diesen Niveaus steht die Verständigung in vertrauten Alltagssituationen im Vordergrund:

  • Kann vertraute, alltägliche Ausdrücke und ganz einfache Sätze verstehen und verwenden, die auf die Befriedigung konkreter Bedürfnisse zielen.
  • Kann sich und andere vorstellen und anderen Leuten Fragen zu ihrer Person stellen – z B. wo sie wohnen, was für Leute sie kennen oder was für Dinge sie haben – und kann auf Fragen dieser Art Antwort geben.
  • Kann sich auf einfache Art verständigen, wenn die Gesprächspartnerinnen oder Gesprächspartner langsam und deutlich sprechen und bereit sind zu helfen.

  Auch auf A2 geht es um vertraute Situationen:

  • Kann Sätze und häufig gebrauchte Ausdrücke verstehen, die mit Bereichen von ganz unmittelbarer Bedeutung zusammenhängen (z.B. Informationen zur Person und zur Familie, Einkaufen, Arbeit, nähere Umgebung).
  • Kann sich in einfachen, routinemäßigen Situationen verständigen, in denen es um einen einfachen und direkten Austausch von Informationen über vertraute und geläufige Dinge geht.
  • Kann mit einfachen Mitteln die eigene Herkunft und Ausbildung, die direkte Umgebung und Dinge im Zusammenhang mit unmittelbaren Bedürfnissen beschreiben.

  Selbstständige Sprachverwendung: Niveaustufen B1 und B2 des GERS

B1:

  • Kann die Hauptpunkte verstehen, wenn klare Standardsprache verwendet wird und wenn es um vertraute Dinge aus Arbeit, Schule, Freizeit usw. geht.
  • Kann die meisten Situationen bewältigen, denen man auf Reisen im Sprachgebiet begegnet.
  • Kann sich einfach und zusammenhängend über vertraute Themen und persönliche Interessengebiete äußern.
  • Kann über Erfahrungen und Ereignisse berichten, Träume, Hoffnungen und Ziele beschreiben und zu Plänen und Ansichten kurze Begründungen oder Erklärungen geben.

B2:

  • Kann die Hauptinhalte komplexer Texte zu konkreten und abstrakten Themen verstehen; versteht im eigenen Spezialgebiet auch Fachdiskussionen.
  • Kann sich so spontan und fließend verständigen, dass ein normales Gespräch mit Muttersprachlern ohne größere Anstrengung auf beiden Seiten gut möglich ist.
  • Kann sich zu einem breiten Themenspektrum klar und detailliert ausdrücken, einen Standpunkt zu einer aktuellen Frage erläutern und die Vor- und Nachteile verschiedener Möglichkeiten angeben.

  Kompetente Sprachverwendung: Niveaustufen C1 und C2 des GERS

C1

  • Kann ein breites Spektrum anspruchsvoller, längerer Texte verstehen und auch implizite Bedeutungen erfassen.
  • Kann sich spontan und fließend ausdrücken, ohne öfter deutlich erkennbar nach Worten suchen zu müssen.
  • Kann die Sprache im gesellschaftlichen und beruflichen Leben oder in Ausbildung und Studium wirksam und flexibel gebrauchen.
  • Kann sich klar, strukturiert und ausführlich zu komplexen Sachverhalten äußern und dabei verschiedene Mittel zur Textverknüpfung angemessen verwenden.

C2

  • Kann praktisch alles, was er/sie liest oder hört, mühelos verstehen.
  • Kann Informationen aus verschiedenen schriftlichen und mündlichen Quellen zusammenfassen und dabei Begründungen und Erklärungen in einer zusammenhängenden Darstellung wiedergeben.
  • Kann sich spontan, sehr flüssig und genau ausdrücken und auch bei komplexeren Sachverhalten feinere Bedeutungsnuancen deutlich machen.

  

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